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Die Nationalversammlung arbeitet weiter Die Abgeordneten beschlossen weitere Gesetze. Schon im Juli 1790 hatten sie die Adelstitel abgeschafft. Nun änderten sie das Verwaltungs-, Gerichts-, Finanzund Steuerwesen und teilten Frankreich in 83 etwa gleich große Verwaltungsbezirke (Départements) ein. Sie schafften die Binnenzölle und Zünfte ab, führten die Berufsund Gewerbefreiheit ein und beschlossen einheitliche Maße und Währungen.** Die jüdische Bevölkerung erhielt alle bürgerlichen und politischen Rechte. Eine folgenreiche Maßnahme war die Enteignung des Kirchenvermögens und seine Übertragung an den Staat. Der Verkauf der Kirchengüter sollte die Staatsfinanzen in Ordnung bringen. Eingeleitet wurde zugleich die Trennung von Kirche und Staat. Der Staat übernahm die sozialen Aufgaben der Kirche (Schulen, Krankenhäuser) und bezahlte die Geistlichen. Zahlreiche Orden wurden aufgelöst. Der Papst und Anhänger der Kirche lehnten dies ab. Viele Priester, Mönche und Nonnen sowie Adlige gingen ins Ausland. Die Zahl der Gegner revolutionärer Veränderungen stieg. **Die neuen Maßund Währungseinheiten Meter, Gramm, Liter und Franc galten ab 1794. 4 Patriotischer Frauenklub. Malerei von Pierre Étienne und Jacques Philippe Lesueur, nach 1791. Diskutiert, worüber die Frauen hier gesprochen haben könnten. Nutzt die Materialien auf den Seiten 12 und 16. Eine neue politische Kultur Die Arbeit der Nationalversammlung stand seit Oktober 1789 unter dem wachsenden Einfluss der Öffentlichkeit. Frauen und Männer sowie Abgeordnete der Nationalversammlung gründeten politische Klubs. Der Jakobinerklub, benannt nach seinem Versammlungsort, dem ehemaligen Kloster Saint-Jacques der Dominikaner in Paris, wurde der einflussreichste. Ende 1791 hatte der Klub bereits über 1000 Tochtergesellschaften in ganz Frankreich. Sprachrohre der Klubs waren die Zeitungen. Ihre Zahl, Erscheinungsweise und Auflagen stiegen mit der Revolution stark an. Darüber hinaus wurde die öffentliche Meinung durch Reden, Plakate, Zeichnungen, Lieder und Volksfeste beeinflusst. Fast alle Schriftsteller, Dichter oder Künstler beteiligten sich. Erst im Laufe der Zeit nutzten Politiker die Feste und Medien als Mittel der Beeinflussung. Weiteres Zeichen der neuen politischen Kultur wurden Revolutionsfeiern. Eine der ersten war das Verbrüderungsfest vom 14. Juli 1790 in Paris, auf dem Ludwig XVI. einen Eid auf die Nation ablegte.* Hier wurde erstmals auch die Devise „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ (franz.: liberté, égalité, fraternité ) formuliert. Zu diesem Zeitpunkt bildeten diese drei Begriffe aber nur die Devise einer kleinen republikanischen Minderheit. Zum allgemeinen Leitspruch der Französischen Revolution wurden sie erst rund hundert Jahre später gemacht. Eine neue Staatsform entsteht Nach den Ereignissen des Oktobers 1789 war der König fast machtlos. Vor der Verabschiedung der Verfassung versuchte er im Juli 1791, mit seiner Familie ins Ausland zu fliehen. Noch vor der Grenze wurde er erkannt und wie ein Gefangener von der aufgebrachten Bevölkerung in die Hauptstadt zurückgebracht. Während ein großer Teil der Abgeordneten die inzwischen fertige Verfassung trotz des Fluchtversuchs verabschieden wollte, forderten einige Redner auf einer Versammlung in Paris die Abschaffung der Monarchie und die Errichtung einer Republik. Mit Gewalt ging die Nationalgarde gegen die Demonstranten vor. Das vergrößerte die Zahl der Königsgegner. Am 13. September 1791 beschloss die Nationalversammlung die Verfassung. Einen Tag später leistete der König seinen Eid auf sie. Frankreich war damit eine konstitutionelle Monarchie. *Siehe auch M2, Seite 18. Die Französische Revolution und ihre Wirkung 15 5Lesetipp: Simone van der Vlugt, Sandrine – Eine Liebe in den Zeiten der Revolution, München 2002 4453_006_015 06.06.14 11:23 Seite 15 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei en tu m d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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