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1 „Die Erstürmung der Bastille.“ Gemälde (41 x 58 cm) von Charles Thévenin, 1793. Die im 14. Jh. erbaute Festung war im 17. Jh. zum Staatsgefängnis gemacht worden. Sie galt seit Mitte des 18. Jh. als „Zwingburg der Despoten“. Im Juli 1789 diente die Bastille als Pulverlager und Haftanstalt für sieben Gefangene. Bei der Einnahme starben 98 Angreifer und sieben Verteidiger. Die im Bild gezeigte blau-weißrote Trikolore (lat. tricolor: dreifarbig) ist eine Kombination aus den Farben der Stadt Paris (blau und rot) und dem weißen Lilienbanner der Monarchie. Offi ziell wurde die Trikolore erst 1794 zur Nationalfl agge erklärt. ó Das Gemälde stilisiert den Sturm auf die Bastille als nationales Ereignis. Erkläre! ó Von dem Bild gibt es auch eine Fassung, die statt der Trikolore eine weiße Fahne zeigt. Erläutere, inwiefern sich damit die Bildaussage verändert. 167Neue Herrschaftsformen Der König verliert an Macht ˘ Lesetipps: • Inge Ott, Freiheit! Sechs Freunde in den Wirren der Französischen Revolution, Stuttgart 22012 • Harald Parigger, Die Französische Revolution oder der Preis der Freiheit, Würzburg 2012 • Hans-Ulrich Thamer, Die Französische Revolution. Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit, Hildesheim 1997 Die Revolution der Abgeordneten Am 5. Mai 1789 traten die Generalstände in Versailles zusammen. Der König wünschte, dass sie wie früher getrennt beraten und abstimmen sollten. Der Dritte Stand befürchtete, die beiden anderen Stände würden ihm allein die zu erwartenden Steuern aufbürden. Daher forderten er und fortschrittlich denkende Mitglieder der anderen beiden Stände gemeinsame Sitzungen und Abstimmungen „nach Köpfen“. Als der König den Tagungsraum des Dritten Standes schließen ließ, zogen die Befürworter einer Reform in eine Sporthalle, das „Ballhaus“. Die dort versammelten Vertreter der Stände erklärten sich am 17. Juni 1789 zur Nationalversammlung. Sie verstanden sich nicht mehr als Abgeordnete einzelner Stände, sondern als Vertreter der ganzen Nation. Ihr wollten sie eine Verfassung, ein grundlegendes Gesetz geben, die die Rechte des Königs, der Regierung und der Abgeordneten regelte. Feierlich schworen sie drei Tage später, sich „überall zu versammeln, wo die Umstände es nötig machen werden, solange bis die Verfassung des Königreiches geschaffen und auf eine feste Grundlage gestellt ist“. Damit begann die Revolution, ein rascher, von vielen Menschen geforderter und herbeigeführter Umsturz der bestehenden Herrschaftsordnung. Zunächst zielten die Aktionen nur gegen die Rechte des Königs, dem es bis dahin allein überlassen war, Ständeversammlungen einzuberufen, zu vertagen oder aufzulösen. Der König wehrte sich anfangs gegen jede Änderung der Herrschaftsordnung, gab aber bald nach: Am 9. Juli 1789 vereinten sich auf seinen Wunsch hin die Ständevertreter und erklärten sich zur Verfassunggebenden Nationalversammlung. Die Ereignisse in Paris Während die Verfassunggebende Nationalversammlung ihre Arbeit begann, ließ der König Soldaten um Paris zusammenziehen. Gleichzeitig berief er eine rückschrittlich gesinnte Regierung. Die Bevölkerung fühlte sich bedroht und fürchtete, die Nationalversammlung solle aufgelöst werden. Zur gleichen Zeit forderten die Armen von Paris billiges Brot. Schließlich erstürmten Handwerker, Händler, Gastwirte und Tagelöhner am 14. Juli 1789 das alte königliche Gefängnis: die Bastille. Verunsichert lehnte es der König ab, seine Soldaten gegen die Bevölkerung einzusetzen. Daraufhin übernahm das reiche Bürgertum die Stadtverwaltung und richtete eine Bürgerwehr ein, die Nationalgarde. Sie sollte für Ruhe und Ordnung sorgen. Die bürgerliche Selbstverwaltung von Paris hatte begonnen. Dem Beispiel folgten weitere Städte. 4492_1_1_2013_164_191.indd 167 28.02.13 15:04 N r z u Pr üf z ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn er V er l gs | |
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