Volltext anzeigen | |
49 5 10 Q2 Demonstration gegen ungenügende Unterstützung Foto, Berlin 1931/32. Q4 Lebensverhältnisse in der Krise Die sozialdemokratische Jugendorganisation „Kinderfreunde“ untersucht 1932 die Lebensverhältnisse von Arbeiterkindern in Großstädten. Zur Situation in Essen-Ost stellt sie fest: Von 217 Familien lebten 1932 allein 136 in Ein oder Zwei-Zimmer-Wohnungen. Aufgrund der Enge schliefen durchschnittlich vier Personen in einem Zimmer, einige Kinder gar in der Küche oder auf dem Flur. Solch unhaltbare Zustände führten dazu, dass kranke Familienangehörige, darunter auch solche mit ansteckenden Lungenkrankheiten, in einem Raum oder sogar in einem Bett mit gesunden Angehörigen – zumeist Kindern – liegen mussten. 23,3 Prozent der damals befragten 204 Kinder besaßen zu jenem Zeitpunkt keine Schuhe, und nur 10,5 Prozent von deren Vätern waren vollbeschäftigt1. www.jugend1918-1945.de/thema. aspx?s=5300&m=3445&v=5300 (Zugriff: 20. 12. 2013) 1 Sie hatten eine volle Arbeitsstelle. 5 10 15 Q3 Reaktionen auf die Wirtschaftskrise Heinrich Windelen, geb. 1921 in Schlesien, war von 1983 bis 1987 Bundesminister. Sein Vater hatte eine kleine Fabrik für Lederwaren in Schlesien. Im Jahr 1929, nach dem schwarzen Freitag in Amerika, wurde es auch bei uns kritisch. Die Zinsen für Bankkredite stiegen steil an. Mein Vater wusste manchmal nicht, woher er das Geld nehmen sollte. Einmal hatte er sogar unsere Spardosen leeren müssen, um einen fälligen Wechsel einlösen zu können. [...] Doch bei all unseren Sorgen – vielen ging es schlechter als uns. [...] Unvergessen sind mir die Aufmärsche der Arbeiter [...], die, von Kommunisten organisiert, an unserem Haus vorbeiführten. An der Spitze marschierte eine Kapelle, die die „Internationale“ [Kampfl ied der Arbeiterbewegung, das zur Revolution aufruft] schmetterte, dahinter mit hochgereckten Fäusten die Arbeiter. [...] Auf dem Ring (Marktplatz) war dann Kundgebung, anschließend [...] gab es eine Straßenschlacht mit den „Nazis“. Aus: Heinrich Windelen: Als die Weber „stempeln“ gingen, in: Rudolf Pörtner (Hrsg.): Alltag in der Weimarer Republik. Kindheit und Jugend in unruhiger Zeit, München 1993, S. 476-485, hier S. 478-480 Q5 Arbeitslosenschlange im Hof des Arbeitsamtes Hannover Foto von Walter Ballhause, Frühjahr 1932. 1. Beschreibe die Folgen der Weltwirtschaftskrise für die Verhältnisse in Deutschland. 2. Beschreibe die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf Arbeitsplätze, Einkommen, Lebensverhältnisse sowie Denken und Fühlen der betroffenen Menschen. 3. Erörtert, welche Zusammenhänge es zwischen Wirtschaftsleben, privatem Leben und Fühlen sowie politischen Stimmungen und Entscheidungen in der Wirtschaftskrise gab und auch in heutigen Krisen noch geben kann. 4. Spielt und empfi ndet in einer Szene nach, wie sich die Familie in Q2 dazu entschließt, das Demonstrationsplakat zu schreiben. Lesetipps: Erich Kästner: Fabian. Die Geschichte eines Moralisten, Jubiläumsausgabe, München 2011 (Ein satirischer Roman für Erwachsene von dem bekannten Kinderbuchautor Erich Kästner. Er beschreibt bereits 1931 zeitkritisch die Zustände während der Weltwirtschaftskrise anhand der Figur eines jungen Werbetexters.) Willi Fährmann: Der Mann im Feuer, Würzburg 2005 (Der Roman thematisiert die große Arbeitslosigkeit, die das Jahr 1932 prägt, und erzählt die Geschichte von Christian Fink, der mit einer Gruppe von Zieglern ins Ruhrgebiet geht.) 30003_1_1_2015_008_059_kap01.indd 49 05.02.15 08:22 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |