Volltext anzeigen | |
84 Vom Hochimperialismus zum ersten „modernen“ Krieg der Industriegesellschaft M1 Plakate aus den USA i „Destroy this mad brute. Enlist.“ Plakat (106 x 71 cm) von Harry Ryle Hopps von 1917. i „The Navy Needs You! …“ Plakat (70 x 48 cm) von James Montgomery Flagg, um 1917. Kriegspropaganda Die kriegführenden Regierungen prägten die Haltung ihrer Bürger zum Krieg und zu den jeweiligen Gegnern durch Propaganda aktionen. Sie warben für die Zeichnung von Kriegsanleihen, ohne die der Krieg nicht fi nanzierbar gewesen wäre, und in den USA, wo es keine Wehrpfl icht gab, auch für den Eintritt in die Armee zum Kampf gegen das Deutsche Reich. M2 Krieg und Propaganda Gert Raeithel, Professor für amerikanische Geschichte, beschreibt, mit welchen Mitteln die amerikanische Bevölkerung auf den Eintritt in den Ersten Weltkrieg „eingestimmt“ wird: Zuständig für Propaganda und Zensur war das Committee on Public Information. […] Im Jahr 1914 war nicht einmal jeder tausendste für den Kriegsbeitritt. Noch 1917 ergab eine Stichprobe aus dem Staat Minnesota, dass dort 90 Prozent der Einwohner gegen den Krieg waren. Creel1 und seiner Behörde oblag die Aufgabe, einen gewaltigen Meinungsumschwung herbeizuführen. Dass es dabei auf die Wahrheit nicht so genau ankam und man auch mit Fälschungen arbeitete, hat 1 Der Journalist George Creel war Leiter des Committee on Public Information. 5 Creel nachträglich in seinem Bericht How We Advertised America (1924) eingestanden. Das Committee on Public Information belieferte Fabriken mit patriotischen Plakaten, verteilte über 75 Millionen Broschüren und schickte über 75 000 Redner durch die Lande, um für den Krieg zu werben. Die nach der Dauer ihrer Vorträge „Four-Minute-Men“ genannten Redner hielten über 750 000 Ansprachen ans Volk. Ebenfalls vier Minuten dauerten die Gesangseinlagen, zu denen sich patriotische Amerikaner zusammenfanden. […] Propagandafi lme wie Pershing’s Cru saders, Our Coloured Fighters oder The Kaiser, the Beast of Berlin wurden von der Regierung fi nanziert. Die aggressiv betriebene Propaganda polte eine in der Mehrheit kriegsunwillige Bevölkerung zu Patrioten um. Kriegs hysterie löste binnen weniger Monate die isolationistische Grundhaltung ab. Wer sich der Kriegsstimmung zu entziehen trachtete, musste mit Repressalien rechnen. […] Jetzt entstand der Ausdruck vom hundertprozentigen Amerikanismus, und der nahm bis übers Kriegsende hinaus immer gewalttätigere Formen an. […] Sanktionen musste jedermann erwarten, der irgendeine mit dem Krieg in Verbindung stehende Sache missachtete, kritisierte oder auch nur gelinde verspottete, sei es die Flagge, die Regierung oder die dreizehn Knöpfe an den Hosen amerikanischer Matrosen. Gert Raeithel, Geschichte der nordamerikanischen Kultur, Bd. 2: Vom Bürgerkrieg bis zum New Deal 1860 1930, Weinheim 1992, S. 304 306 1. Erläutern Sie Formen und Folgen der staatlichen Propaganda (M1 und M2). 2. Analysieren Sie eines der Plakate in Arbeitsgruppen. Beachten Sie dafür folgende Aspekte: Aufbau der Zeichnung, Farbgestaltung, Verhältnis Bild – Text, grafi sche Gestaltung der Textteile, Selbstdarstellung und Darstellung des Feindes. Finden Sie einen Begriff, mit dem Sie die Wirkungsabsicht des Plakates charakterisieren können. 3. Stellen Sie Ihre Arbeitsergebnisse vor und diskutieren Sie, welches Plakat Sie für das wirksamere halten. 10 15 20 25 30 30 4677_1_1_2015_048-089_Kap2.indd 84 17.07.15 11:58 Nu r z u Pr üf zw ec ke Ei e tu m d es C .C .B uc hn e V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |