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38313.1 Armut und Armutsgefährdung in Deutschland – eine Realität? M7 Armutsgefährdungsquoten Armutsgefährdungsquoten1) nach soziodemografischen Merkmalen 2005 und 2013 in % der jeweiligen Bevölkerung, Deutschland 0 5 10 15 20 25 30 35 40 1) Anteil der Personen mit einem bedarfsgewichteten Pro-KopfHaushaltseinkommmen (Äquivalenzeinkommen) von weniger als 60 % des Durchschnitts (Median) der Einkommen der Bevölkerung insgesamt. Äquivalenzskala: neue OECD-Skala. Mit Migrationshintergrund Mit deutscher Staatsangehörigkeit Ohne deutsche Staatsangehörigkeit Qualifikation Hoch Qualifikation Mittel Qualifikation Niedrig Weiblich Männlich 65 und älter 50 bis unter 65 25 bis unter 50 18 bis unter 25 Unter 18 Insgesamt 26,6 28,2 13,912,8 32,0 34,3 5,3 5,5 15,013,8 39,332,0 16,215,1 14,814,3 14,311,0 13,011,4 13,9 14,1 24,823,3 19,2 19,5 15,514,7 2013 2005 Quelle: Statistisches Bundesamt (2015), Sozialberichterstattung – Datenbasis: Mikrozensus des Ruins brachte und die Arbeitslosigkeit in immer neue Höhen katapultierte. Zwar hat sich die Wirtschaft der nun nicht mehr ganz so neuen Länder wieder erholt. Doch die Lohn-Lücke ist geblieben. Seit Anfang der 2000er Jahre ist der Abstand zwischen Ost und West nicht mehr geringer geworden. […] Die Gründe für die Lohn-Lücke sind zahlreich. Im Osten ist die Arbeitslosigkeit höher, die Tarifbindung und der gewerkschaftliche Organisationsgrad geringer als im Westen. Beides schwächt die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften. Im Durchschnitt sind die Arbeitnehmer im Osten im Vergleich zu ihren West-Kollegen weniger produktiv – was allerdings nicht an ihnen liegt. „Produktivität wird häufig missverstanden“, so […] Ökonom Joachim Ragnitz, „sie hat wenig mit der individuellen Leistungsfähigkeit des Arbeitnehmers zu tun.“ Sondern nur mit Umsatz und Kosten des Betriebs. Ökonomen berechnen Produktivität ganz einfach: Es ist die Bruttowertschöpfung pro Erwerbstätigem. Die Bruttowertschöpfung, das ist der Umsatz der Unternehmen abzüglich der eingekauften Vorleistungen. Aus dieser Bruttowertschöpfung werden Gewinne und Löhne bezahlt. An den Arbeitsplätzen und nicht an mangelndem Arbeitseinsatz liegt es, dass Ostdeutsche weniger produktiv sind. „In Ostdeutschland gibt es nur wenige große Konzerne mit hochproduktiven Arbeitsplätzen“, so Ragnitz. Dagegen dominieren in den neuen Ländern kleine Betriebe – und die erwirtschaften immer weniger Umsatz pro Beschäftigtem als die Großen, nicht nur in Ostdeutschland. Denn kleine Betriebe können weniger Größenvorteile realisieren, sie investieren weniger in Forschung und neue Produkte. Ein weiteres Problem: Ost-Betriebe exportieren relativ wenig, sind daher auf den Absatz auf dem Binnenmarkt angewiesen. „Häufig handelt es sich um Handwerksbetriebe, die regional anbieten“, so Ragnitz. Da das Lohnniveau und damit die Kaufkraft im Osten jedoch niedrig sind, können die Firmen nur niedrige Preise verlangen. Das wiederum drückt ihren Umsatz und hält die Produktivität unten. „Man muss sich daher wohl an dauerhaft niedrigere Einkommen im Osten gewöhnen“, meint Ragnitz. Stephan Kaufmann, Gehalt – Lohnlücke zwischen Ost und West, www.fr-online.de, 1.10.2013 1 Der Text ist 2013 geschrieben worden. 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Unterschiede zwischen Ostund Westdeutschland Die Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern bei der Armutsgefährdungsschwelle und den Armutsgefährdungsquoten hängen letztendlich damit zusammen, dass die Angleichung der Einkommen zwischen Ost und Westdeutschland bisher nicht erreicht wurde. a) Armutsgefährdungsquoten nach ausgewählten Merkmalen 1Ostdeutschland und Westdeutschland ohne Berlin Nach: Manfred Schäfers, Gedruckte Freiheit, Frankfurter Allgemeine Zeitung 30.6.2015, S. 16 BIP je Einwohner seit 1991 in tausend Euro (in jeweiligen Preisen)1 Ost erreicht 66,7 % des West-Niveaus 35,4 22,0 7,3 Ost West 1991 2014 23,6 35 30 25 20 15 10 0 5 2Westdeutschland bis 2006 mit West-Berlin, von 2007 an mit Berlin Ebd. Durchschnittsverdienst brutto im Monat (in Euro)2 3500 3652 924 Ost erreicht 75,6 % des West-Niveaus Ost West 1991 2014 3000 2500 2000 1500 1000 500 27601987 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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