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225 Bevollmächtigter: jemand, der mit dessen Erlaubnis stellvertretend für einen anderen handelt oder entscheidet Fahrlässigkeit: auch: fahrlässiges Handeln (Begri aus der Rechtssprache); fahrlässig handelt z. B., wer im Straßenverkehr nicht so sorgfältig und aufmerksam ist, wie es erforderlich ist Inspektion: allgemein eine prüfende Tätigkeit, eine Kontrolle (hier des Zustandes des Autos) durch einen Experten ging, habe ich mein neues Auto noch getankt und fast zwei Liter Öl aufgefüllt.“ „Dann ist da ja wohl noch Garantie drauf!?“ „Ja, aber kein Händler erkennt die Garantie an, wenn der Schaden aus Fahrlässigkeit des Besitzers entstanden ist. Becker Motors, wo ich den Wagen gekauft habe, ist eine anständige Firma, aber als ich Al Becker damit kam, hat er mich ganz schön abblitzen lassen.“ „OK, fahren Sie mit Ihrer Schilderung fort“, sagte der Rabbi. „Also, Sarah Weizbaum ist bei uns im Wagen mitgefahren, während die Reichs mit ihrem Auto angereist sind. Abe bekam noch am selben Abend hohes Fieber und wollte nach Hause. Mrs. Weizbaum erhielt einen Anruf, eines ihrer Kinder habe einen Unfall gehabt. Daher drängte sie darauf, abzureisen. Abe bot sich an, sie nach Hause zu fahren.“ „Stimmt das, Mr. Reich?“, fragte der Rabbi. „Es war genauso, wie Ben erzählt hat. Ich fuhr mit Mrs. Weizbaum los. Kurz vor Barnard’s Crossing blieb der Wa gen stehen und ich ließ ihn abschleppen. In der Werk statt erfuhr ich, dass der Motor nicht mehr zu reparieren ist. Und genau das habe ich Ben mitgeteilt.“ Damit war die „Beweisaufnahme“ abgeschlossen. Der Rabbi las im Talmud, dachte eine Zeitlang nach und wandte sich dann Ben Schwarz zu. „Nach den Ausführungen im Talmud war Mr. Reich kein Entleiher des Wagens, sondern Ihr Bevollmächtigter. Als Entleiher wäre er haftbar, wenn er Ihnen den Wagen nicht einwandfrei zurückgegeben hätte. Als Ihr Bevollmächtigter musste Mr. Reich aber voraussetzen, dass Ihr Wagen in einem einwandfreien Zustand war. D. h. Sie, Mr. Schwarz, sind für den Zustand des Wagens verantwortlich, es sei denn, Mr. Reich hat fahrlässig gehandelt. – Aber da ist etwas, das ich noch nicht recht verstehe: Wieso braucht ein neuer Wagen gleich zwei Liter Öl?“ „Irgendeine Dichtung war defekt. Al Becker sagte, er bringt das bei der nächsten Inspektion in Ordnung; ich könnte inzwischen ruhig weiterfahren.“ Der Rabbi lehnte sich in seinem Stuhl zu rück, las in verschiedenen Büchern des Talmuds und dachte nach. Dann sagte er zu Schwarz: „Sie wussten, dass Ihr Wagen Öl verlor. Da Mr. Reich als Ihr Bevollmächtigter eingesetzt wurde, hätten Sie ihn auf den Ölverlust hinweisen müssen. Da das nicht geschehen ist, ist Mr. Reich von jeder Fahrlässigkeit freizusprechen.“ „Heißt das, ich muss die Kosten für einen neuen Mo tor tragen?“, fragte Ben Schwarz entsetzt. „Nein. Sie haben einen Wagen gekauft, der Öl verlor und den Schaden sofort dem Hersteller durch seinen Vertreter, Mr. Becker, gemeldet. Weder Mr. Becker noch Sie konnten ahnen, dass sich der kleine Defekt unmit telbar verschlimmern würde.“ „Dann ist also eigentlich die Fabrik schuld, Rabbi?“ „Genau, Mr. Schwarz. Ich behaupte, die Schuld liegt beim Hersteller, und er muss seine Garantie erfüllen.“ nach Harry Kemelman 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 1 Erläutert jedes Gebot an einem eigenen Beispiel. > M1 2 Erklärt, inwiefern sich die Gebote 1-3 von den Geboten 4-10 unterscheiden. > M1 3 Erläutert die Aufgabe der Gebote und beurteilt, ob die Gebote heute noch wichtig sind. > M1 4 Erklärt, was ein „din-tojre“ ist. > M2 5 Beschreibt in eigenen Worten, wie der Rabbi das Auto-Problem löst. > M2 6 Erklärt, inwieweit der Talmud herangezogen werden kann, um Probleme der Gegenwart zu lösen. > M2 A U F G A B E N WISSEN UND GLAUBEN Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc h r V er la g | |
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