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53Drei große Machtund Kulturräume prägen Europa M1 Letzte Mahnung des einen Gottes in der klarsten Sprache und der schönsten Schrift Unter dieser Überschrift würdigt der Mediävist Karl Bertau den Koran, das heilige Buch des Islam, auch in seiner außerordentlichen Schönheit: Das Jahrhundert zwischen 610 und 732 wird von Einem Buch beherrscht. Seine Wirkung verändert die Weltverhältnisse im ganzen Mittelmeerraum und weit nach Innerund Südasien hinein. Es ist in einem Arabisch abgefasst, das es als Mundart so nirgends gab, in einem Gottes-Arabisch, das die Beduinensprache adelte, denn Gott hatte für diese Offenbarung die reinste und klarste Sprache gewählt, die als Gottessprache unübersetzbar war. Und er hatte dafür die Essenz aller poetischen Formen gewählt: rhythmische Prosa, Verse und Reime, was sich sogleich auswendig behalten ließ. 610 hatte die Offenbarung, das Diktat dieses Buches, das bei Gott schon als Buch existierte, durch den Engel Gabriel begonnen. Vor 656 war der gültige Text aufgezeichnet worden, der seit 632 in Fragment-Notizen und im eisernen Gedächtnis der Rezitatoren […] aufbewahrt worden war. […] Das Volk, das diese Offenbarung, die eine letzte Ermahnung Gottes an die Menschen war, empfi ng, das Volk dieses Buches war das beste Volk. Und in diesem Bewusstsein war es unbesiegbar. Karl Bertau, Schrift – Macht – Heiligkeit in den Literaturen des jüdisch christlich-muslimischen Mittelalters, Berlin/New York 2005, S. 114 1. Informieren Sie sich über die Vorstellungen zur Entstehung der Bibel und vergleichen Sie diese mit dem Koran. 2. Sammeln Sie Beispiele dafür, wie die Aussage eines geschriebenen, gesprochenen oder gesungenen Textes durch die Form seiner Darbietung an Gewicht und Überzeugungskraft gewinnt. M2 Das Bündnis zwischen den Karolingern und dem Papsttum Mit der Königskrönung Pippins 751 beginnt die Herrschaft der Karolinger im Frankenreich. Diese sind als Verwalter der Königsgüter mächtiger und einfl ussreicher geworden als das Herrschergeschlecht der Merowinger. Über den Wechsel in der Herrscherdynastie berichten die Reichsannalen: 749. Bischof Burkhard von Würzburg und der Kaplan Folrad wurden zu Papst Zacharias gesandt, um wegen der Könige in Franzien zu fragen, die damals keine Macht als Könige hatten, ob das gut sei oder nicht. Und Papst Zacharias gab Pippin den Bescheid, es sei besser, den als König zu bezeichnen, der die Macht habe, als den, der ohne königliche Macht blieb. Um die Ordnung nicht zu stören, ließ er kraft seiner apostolischen Autorität den Pippin zum König machen. 751. Pippin wurde nach der Sitte der Franken zum König gewählt und gesalbt von der Hand des Erzbischofs Bonifatius und von den Franken in Soissons zum König erhoben. Hilderich aber, der [merowingische] Scheinkönig, wurde geschoren und ins Kloster gesteckt. Zitiert nach: Wolfgang Lautemann (Bearb.), Mittelalter. Geschichte in Quellen, München 21978, S. 56 f. 1. Nach hergebrachter Vorstellung war mit dem Geschlecht der Merowinger das jeweils an die Söhne weitergegebene „Königsheil“ verbunden. Beschreiben Sie, wie demgegenüber die Legitimierung der neuen Dynastie gelang. 2. Bewerten Sie die in der Quelle wiedergegebene Art des Herrschaftswechsels. 3. Mit den geschilderten Ereignissen bildeten sich enge Beziehungen zwischen den Karolingern und dem Papsttum heraus, die diesem seinerseits Schutz gegen die germanischen Langobarden gewährten und ihm bei der Errichtung des Kirchenstaates halfen. Diskutieren Sie die möglichen Vorund Nachteile dieser Verbindung von geistlicher und weltlicher Gewalt für die Beteiligten. 5 10 15 10 5 i Karl der Große und sein Sohn Pippin als Gesetzgeber. Buchmalerei (26,5 x 17 cm) aus dem „Liber legum“ des Lupus von Ferrières, Oberitalien, vor 991. Links oben sitzt Karl auf einem Thron, neben ihm Pippin auf einem Faltstuhl, darunter ein Schreiber am Pult. p Erläutern Sie die Buchmalerei. Nu r z u P rü fzw ck en Ei ge nt um d es C .C . B uc h er V er la gs | |
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