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Vom Vorbild zum Feindbild Die Kolonien mit ihren um 1770 etwa 2,5 Millionen Einwohnern durften bestimmte Waren wie Zucker und Tabak nur nach England ausführen, außerdem Produkte aus Europa nur über britische Firmen einführen. Diese Beschränkungen durch das Mutterland wurden zunehmend als Ärgernis empfunden und vielfach durch einen fl orierenden Schmuggel umgangen. Der Siebenjährige Krieg hatte die englischen Staatsschulden zudem so stark anwachsen lassen, dass man in London beschloss, die Bürger der Kolonien an den Kosten des Krieges zu beteiligen. Die Regierung in London erhöhte 1764 die Zölle für Einfuhren aus den nordamerikanischen Kolonien und verlangte 1765 eine geringfügige – in England seit Langem erhobene – Gebühr für Kaufverträge, Schuldscheine, Testamente und Druckerzeugnisse aller Art wie Zeitungen oder Kalender (Stamp Act). Da die Kolonisten keine Vertreter ins englische Parlament wählen durften, weigerten sie sich, die Steuern und Zölle zu zahlen, und boykottierten britische Waren: „No taxation without representation!“ Die Regierung in London nahm die Steuererhöhungen zurück. Sie war aber nicht bereit, den Kolonisten das geforderte Selbstbesteuerungsrecht zuzugestehen. Dadurch wurde aus dem Streit um Abgaben ein Kampf um politische Rechte. Der Kampf begann, als sich 1770 aus einem Streit zwischen englischen Soldaten und Bürgern der Stadt Boston eine Straßenschlacht entwickelte, bei der fünf Kolonisten starben (Boston Massacre). Höhepunkt der Auseinandersetzung wurde die Versenkung einer großen Teeladung im Hafen von Boston am 16. Dezember 1773. Während die Aktion in den Kolonien als „Boston Tea Party“ gefeiert wurde, empörte sich die britische Regierung über die offene Rebellion und unterstellte die Kolonie Massachusetts dem Kommando des Militärs. Kampf um Unabhängigkeit: the Revolutionary War Als Reaktion auf diese „Intolerable Acts“ trafen sich im September 1774 Vertreter aus zwölf Kolonien (alle außer Georgia) zum „Ersten Kontinentalkongress“ in Philadelphia. Die Abgeordneten beschlossen, keinen Handel mehr mit England und seinen anderen Kolonien zu treiben. Eine Abspaltung der Kolonien vom Mutterland stand noch nicht zur Diskussion. Erst als der britische König die „Rebellen“ mit Gewalt zu unterwerfen versuchte, kam es im April 1775 zu Gefechten. Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges versammelten sich die Delegierten aller Kolonien zum „Zweiten Transkontinentalen Kongress“, der bis 1789 an wechselnden Orten tagte. George Washington wurde zum Oberbefehlshaber ernannt. Die „Kontinental armee“, die er aus allen Kolonien zusammenstellte, bestand aus schlecht ausgebildeten Freiwilligen mit dürftiger Ausrüstung. Sie waren jedoch hoch motiviert, den gemeinsamen Kampf gegen die als Willkür empfundenen Machtansprüche der Regierung in London aufzunehmen. Mit den Gefechten setzte eine breit angelegte Kampagne der Aufständischen, die sich selbst „Amerikaner“ und „Söhne der Freiheit“ nannten, für die Unabhängigkeit ein. Die Kolonisten erstritten sich ihre Freiheit in einem fast acht Jahre dauernden Krieg. Sie kämpften dabei nicht nur gegen die Engländer und die etwa 30 000 Söldner, die diese aus deutschen Kleinstaaten angeheuert hatten, sondern auch gegen etwa ein Drittel der eigenen Bevölkerung, das weiterhin zur britischen Krone hielt. Militärisch entscheidend war das Eingreifen des absolutistischen Frankreich. Es unterstützte die aufständischen Amerikaner gegen den Rivalen England. Nach langen Verhandlungen musste die englische Krone im Frieden von Versailles 1783 die Vereinigten Staaten als „freie, souveräne, unabhängige Staaten“ anerkennen. George Washington (1732 1799): Plantagenbesitzer, Offi zier und Politiker, ab 1775 Befehlshaber der Kontinentalarmee im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 1783), 1787 Vorsitzender des Verfassungskonvents in Philadelphia und von 1789 bis 1797 erster Präsident der USA (Federalist). Er festigte die republikanische Demokratie u. a. durch Bildung eines Kabinetts und Neutralitätspolitik; eine dritte Amtszeit lehnte er ab. Washington war der populärste Amerikaner seiner Zeit und gilt bis heute als Nationalheld. Siebenjähriger Krieg (auch „French and Indian War“ genannt, 1756 1763): unter anderem in Nordamerika ausgetragener Krieg zwischen England und Frankreich, durch den England die Vorherrschaft in Nordamerika für sich entschied. Im Frieden von Paris (1763) musste Frankreich auf Kanada und die Gebiete östlich des Mississippi verzichten. 157„American Revolution“: Eine Nation erschafft sich selbst Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g tu d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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