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Allerdings zielen heutige Lehrpläne ja bewusst nicht mehr auf Autorenlektüre ab, sondern auf thematische Lektüre: So wird nicht mehr Cäsar gelesen, sondern über „Macht und Po li tik“ reflektiert; so ist im bayerischen Lehrplan das Arrangement unserer drei Autoren zum Lektüreblock „Liebe, Laster, Leidenschaft“ entstanden, in dem die Schüler „menschlichen Verhaltensweisen und typischen Lebenssituationen“ 6 begegnen sollen – und nicht in erster Linie dem Autor Ovid – und in dem die Schüler untersuchen sollen, wie „Liebe, Abneigung und Spott“ 7 zum Ausdruck gebracht werden. Auch die vom bayerischen ISB erstellten Pro jekt listen schlagen ausschließlich Projekte vor, die mehr als einen der drei Autoren als Grundlage nehmen. 8 Und: Dichterlektüre hat aus Schülersicht immer die gleichen „Tücken“ – unabhängig, ob der Autor nun Catull, Ovid oder Martial heißt: die Änderung der üblichen Wortstellung, pointierte und daher vom Schüler oft als elliptisch empfundene Sprache und eine ungewohnte Häufigkeit von in Prosatexten seltener zu findenden Vokabeln. Wieder andere Kollegen setzen auf Aktualisierung und Projektunterricht: „Wir lesen ein paar Stellen aus Ovids Ars amatoria auf Deutsch – das interessiert die Schüler – und machen dann für das Schulfest eine Modenschau „Roms next Topmodel“ daraus.“ Als Vertiefung und Ausweitung sind solche Aktualisierungen jederzeit denkbar; die didaktisch-methodische Literatur bietet hierzu umfassende Vorschläge . 9 Eine intensive Textbegegnung sollte dadurch aber nicht ersetzt werden, sonst ist die Ebene, auf der wir uns bewegen, nicht textadäquat: „Die Perspektive der Gegenwart ist (...) didaktisch und methodisch erforderlich; sie ist aber immer nur eine unter mehreren Perspek tiven.“ 10 Wir halten fest: Alle drei Autoren haben Themen und Stoffe, die genuin attraktiv für Schüler sind. Das Problem wird sein, das Spannungsfeld „altersstufengerecht“ und „intentionsgerecht“ richtig auszuloten. Ziel der didaktischen Bemühungen muss es also sein, die Fachgegenstände durch geeignete Auswahl und Anordnung der Texte an die neue Rezeptionssituation und an jüngere Schüler anzupassen. 5 6 http://www.isb-gym8-lehrplan.de (Jahrgangsstufe 9). 7 http://www.isb-gym8-lehrplan.de (Jahrgangsstufe 9). 8 vgl. Lateinische Lektüre in den Jahrgangsstufen 9 und 10. Handreichung für die Arbeit in der Lektürephase des achtjäh rigen Gymnasiums in Bayern, hrg. vom Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, München 2008, 13ff. 9 vgl. z.B. AU 6/2007 und Boberg, B.: Ovids Ars amatoria in schöpferischer Umsetzung, in: Kreativität im Lateinunterricht. Neue Chancen zur Steigerung von Effizienz und Motivation, hrg. von Friedrich Maier, Bamberg 2001, 73ff. 10 Maier, F.: Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt, Bd. 2, Bamberg 21993, 137. | |
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