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o Materialien veranschaulichen und vertiefen einzelne Aspekte, stellen kontroverse Sichtweisen dar und berücksichtigen alle relevanten Gattungen. o Arbeitsaufträge sind farblich gekennzeichnet. Sie verwenden die „Operatoren“ der drei Anforderungsbereiche des Zentralabiturs. Themen-, modulund semesterübergreifende Aufgaben sowie weitere kompetenzorientierte Arbeitsvorschläge sind zusätzlich ausgewiesen. Siehe hierzu ausführlich die Angaben vorne im Buch. u Theorie-Bausteine behandeln exemplarisch historische Theorien und Erklärungsmodelle und vernetzen die Module durch Querverweise und Arbeitsvorschläge miteinander. u Methoden-Bausteine erläutern spezifi sche historische Arbeitstechniken an einem konkreten Beispiel. Ergänzt wird dies hinten im Buch durch eine Übersicht Methoden wissenschaft lichen Arbeitens. o Kompetenzen testen Mit einem Rätsel 1 und handlungsorientierten Arbeitsaufträgen 2 lassen sich die angeeigneten Kompetenzen testen. Eine Abbildung zur Geschichtsund Erinnerungskultur 3 rundet die Seite ab. o Probeklausur Mithilfe der Klausuren kann das erworbene Wissen zu den Rahmenthemen angewendet und überprüft werden. Praktische Hinweise zur Bearbeitung von Klausuren stehen hinten im Buch. 144 2.1 Flucht, Vertreibung und Umsiedlung im Umfeld des Zweiten Weltkrieges M1 „Ethnische Säuberungen“ als Mittel internationaler Politik Der Historiker Philipp Ther erläutert die Ausweitung „ethnischer Säuberungen“1 im 20. Jahrhundert: Als deren eigentlicher Auftakt [der „ethnischen Säuberungen“] werden die beiden Balkankriege von 1912 und 1913 betrachtet. Die Bevölkerungsverschiebungen während und infolge dieser Kriege waren primär ethnisch motiviert, staatlich geplant und organisiert. Außerdem strebten die beteiligten Nationalstaaten danach, ihre Herrschaft über umstrittene Gebiete durch eine ethnische Homogenisierung abzusichern und betrieben daher eine gezielte und fl ächendeckende Ansiedlungspolitik. Die Balkankriege stellten noch in anderer Hinsicht eine Zäsur dar, denn auf sie folgten erstmals internationale Abkommen zum „Austausch“ von Minderheiten. Allerdings lässt sich das nicht mit einer besonderen Tradition der Gewalt und Intoleranz auf dem „Balkan“ erklären. Entscheidend waren vielmehr ein internationaler Konsens und die Rolle der westlichen Großmächte. […] Das Abkommen von Lausanne von 1923, das erstmals die fl ächendeckende ethnische Säuberung zweier Staaten, der Türkei und Griechenlands, mit sich brachte, markiert den Höhepunkt dieser Periode [1912 bis 1925]. Entgegen der Meinung der existierenden Literatur beschränkten sich ethnisch defi nierte Bevölkerungsverschiebungen nicht auf diesen Teil Europas. Auch im Elsass gab es eine Politik der „Épuration“,2 mit der Frankreich als demokratischer Nationalstaat einen Präzedenzfall im mittleren Europa schuf. Dies spricht erneut dafür, ethnische Säuberungen als eine „dunkle Seite“ [Mark Mazower] nicht nur der osteuropäischen, sondern der gesamteuropäischen Geschichte zu betrachten. Philipp Ther, Die dunkle Seite der Nationalstaaten. „Ethnische Säuberungen“ im modernen Europa, Göttingen 2011, S. 18 1. Charakterisieren Sie den Begriff der „ethnischen Säuberung“ anhand der im Text angesprochenen Beispiele. 2. Interpretieren Sie, was Philipp Ther unter der „dunklen Seite“ der europäischen Geschichte versteht. M2 Das „Jahrhundert der Flüchtlinge“ beginnt Im Zusammenhang der Revolution von 1917 und dem darauf folgenden Bürgerkrieg fl iehen aus Russland bis zu zwei Millionen Menschen. Unter dem Titel „Die neue Völkerwanderung“ plädiert die in Berlin erscheinende linksliberale „Vossische Zeitung“ am 6. Januar 1922 für eine Asylgewährung für russische Flüchtlinge: Der große Krieg hat eine Bewegung unter den Völkern Europas und Asiens eingeleitet, die möglicherweise den Anfang eines großen geschichtlichen Prozesses nach Art der Völkerwanderung darstellt. Eine besondere Rolle spielt die russische Emigration, die in der neueren Geschichte ohne Beispiel ist. Es handelt sich bei dieser Emigration um ein ganz großes politisches, wirtschaftliches, soziales und kulturelles Problem, das nicht mit Schlagworten und nicht mit Augenblicksmaßnahmen zu lösen ist. Nach Angaben der beteiligten Hilfsorganisationen handelt es sich gegenwärtig in Deutschland um 250 000 bis 300 000 russische Emigranten. Die deutschen Behörden erklären, dass sie dauernd bemüht seien, Deutschland von den fremdstämmigen Elementen zu entlasten. Sie erklären aber, dass eine Massenabschiebung ebenso unmöglich sei wie eine freiwillige Abwanderung. [...] Für Europa ergibt sich die Notwendigkeit, die russische Emigration nicht als kurzfristiges Intermezzo anzusehen. [...] Man muss sich dabei über den elementaren Charakter der Wanderbewegung klar sein, der gegenüber mit bloßen Verboten und Polizeimaßnahmen wenig erreicht werden kann. Ebenso wenig angebracht ist eine parteipolitische Einstellung, sei es auf der Linken, sei es auf der Rechten. Das deutsche Volk ist heute in Armut und Not gestürzt. Seine Fähigkeit, die Armut und Not anderer mitzuempfi nden und zu lindern, ist durch eigene Sorgen gemindert. Aber gerade die Schicksalsgemeinschaft, die der Krieg für die Unterlegenen geschaffen hat, zwingt dazu, über die augenblickliche Belastung hinaus an kommende Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu denken. Natürlich gehört der enge Raum, der uns zugemessen ist, in erster Linie den eigenen Landeskindern und den Heimkehrern. Man darf aber niemals vergessen, dass der Flüchtling, wenn er sich den Gesetzen des Landes fügt, bei allen Kulturvölkern ein Asylrecht genießt. Zitiert nach: Karl Schlögel (Hrsg.), Russische Emigration in Deutschland 1918 bis 1941. Leben im europäischen Bürgerkrieg, Berlin 1995, S. 34 1. Fassen Sie die Botschaft des Artikels zusammen. 2. Erklären Sie, was der Verfasser mit den „eigenen Sorgen“ Deutschlands meint. Informieren Sie sich dazu über die Belastungen der Weimarer Republik auf Seite 359 ff. 3. Nehmen Sie Stellung zum letzten Satz des Textes. 5 10 15 20 25 5 10 15 20 25 30 1 Siehe hierzu Seite 143. 2 Épuration (frz.: Säuberung): Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg verfolgte Frankreich in Elsass und Lothringen gegenüber den etwa 200 000, seit 1871 aus dem „Reich“ zugewanderten Menschen eine Politik der Selektion und Ausweisung. 146 Theorie-Baustein: Migration Kompetenz: Theorien über Bedingungen, Formen und Folgen von Migration benennen und erklären Wanderungsbewegungen prägen die Menschheitsgeschichte Migration (lat. migrare: wandern) ist in Deutschland seit vielen Jahrzehnten ein wichtiges Thema. Während des Zweiten Weltkrieges und in der unmittelbaren Nachkriegszeit gab es zehnmillionenfache Zwangswanderungen, die durch die nationalsozialistische Expansionspolitik ausgelöst worden waren. Von der Gründung der beiden deutschen Staaten 1949 bis zum Mauerbau im August 1961 strömten dann Hunderttausende von Einwohnern der DDR in die Bundesrepublik. In den folgenden Jahren bis 1973 warb die Bundesrepublik Millionen von „Gastarbeitern“ vor allem aus der Türkei, Italien, Spanien und Griechenland an. Das Thema Migration blieb auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 von großer Bedeutung. Die Grenzen innerhalb der Europäischen Union wurden immer durchlässiger, bis schließlich ein weitgehend freier Arbeitsmarkt etabliert wurde. Heute wird in Deutschland darüber diskutiert, ob es ausreichend Einwanderer gibt, um den Fachkräftebedarf decken zu können. Gleichzeitig wird die Meinung vertreten, die Einwanderung bringe zu viele soziale Probleme mit sich (u M1). Angesichts der Aktualität des Themas gerät häufi g in Vergessenheit, dass Wanderungsbewegungen die Geschichte der Menschheit schon immer geprägt haben. Dies gilt nicht nur für die umfangreiche europäische Massenauswanderung des 19. Jahrhunderts, die 50 bis 60 Millionen Europäer auf andere Kontinente führte, sondern auch bereits für das Altertum und das Mittelalter. Denn unter Migration ist nichts weiter als die Verlagerung des Lebensmittelpunktes von einem Ort zu einem anderen zu verstehen. Dabei ist nicht von entscheidender Bedeutung, dass eine große Entfernung überbrückt wird (auch die Flucht von Ostnach WestBerlin zur Zeit der zwei deutschen Staaten war eine Migration). Wichtig ist vielmehr, dass eine politische, soziale, geografi sche oder kulturelle Grenze überschritten wird. So ist der Wechsel von einem Land in ein anderes ebenso als Migration zu verstehen wie die Abwanderung vom Land in die Stadt oder die saisonale (und damit zeitlich beschränkte) Arbeitsmigration aus einer Region in eine andere (u M2). Mit Migration geht immer auch eine Neuorientierung einher, da am neuen Ort eben manches anders ist. Früher wurden Migranten daher vor allem als Fremde betrachtet, die sich der neuen Umgebung anpassen mussten. Heute geht man davon aus, dass Integration ein Prozess ist, den sowohl die Migranten als auch die Angehörigen der Aufnahmegesellschaft durchlaufen. Die Migranten verändern die Gesellschaft, in die sie kommen, und werden gleichzeitig von dieser verändert (u M3). u Kriegsbild. Gemälde von Frans Masereel aus dem Jahre 1941. Am 12. Juni 1940 verließen Tausende Paris, darunter auch der belgische Grafi ker, Zeichner und Maler Frans Masereel. Zwei Tage später marschierten deutsche Truppen in die Hauptstadt Frankreichs ein. Das hier gezeigte Gemälde gehört zu einer Folge von Ölbildern unter dem Titel „Souvenirs de juin 1940“ (dt.: „Erinnerungen vom Juni 1940“). p Charakterisieren Sie die Form von Migration, die im Gemälde dargestellt wird. 259Kompetenzen testen u Ausstellung „Zweite Heimat“. Foto (Ausschnitt) vom 14. März 2004 aus dem „Haus der Geschichte“ in Wittenberg (Sachsen-Anhalt). Ein kurzes Video zur Ausstellung fi nden Sie unter dem Code 32015-26. p Bereiten Sie eine Präsentation anhand eines selbst gewählten Beispiels von Flucht und Vertreibung vor, in der Sie die Hintergründe der Zwangswanderung beleuchten. Rätsel Recherche und Präsentation Geschichtsund Erinnerungskultur Flucht im Zweiten Weltkrieg 1. Recherchieren Sie im Internet und/oder in Fachbüchern über die Bedingungen der Flucht von Marion Gräfi n Dönhoff aus Ostpreußen. Fassen Sie Ihre Ergebnisse in Form eines Plakates zusammen. Vergleichen Sie anschließend das Flüchtlingsschicksal mit anderen Beispielen in diesem Buch (siehe Seite 161, 168 und 169). Romanisierung 2. Versetzen Sie sich in die Rolle eines in der Kaiserzeit lebenden Stadtbewohners. Schreiben Sie an einen fernen Verwandten auf dem Land einen Brief, in dem Sie ihm das Leben in der Stadt schildern (Wohnen, Kultur, Handel/Wirtschaft, Religion etc.). Gehen Sie dabei auf Vor und Nachteile ein. Zur Vorbereitung können Sie die Darstellung auf Seite 210 f. und M4 auf Seite 217 heranziehen. Boxerbewegung in China 3. Recherchieren Sie über die Boxerbewegung in China um 1900. Verfassen Sie anschließend auf der Grundlage Ihrer Ergebnisse einen Zeitungsartikel mit der Überschrift „Reaktionen auf den imperialistischen Einfl uss: der Boxeraufstand“. Berücksichtigen Sie dabei auch die beiden Materialien auf Seite 224 f. 1. Rund acht Millionen arbeiteten von ihnen im Oktober 1944 für die deutsche Wirtschaft (1. und 2. Buchstabe) 2. Wohnlager für Flüchtlinge und Vertriebene in Niedersachsen (7. Buchstabe) 3. Staatliche Zwangsmaßnahme zur zielgerichteten Verlagerung von Siedlungsschwerpunkten größerer (Minderheiten-)Gruppen (9. Buchstabe) 4. Politikwissenschaftler, der Konfl ikte zwischen Kulturen als größte Gefahr für den Frieden sieht (Nachname) (7. Buchstabe) 5. Eines der drei Hauptaufnahmegebiete von Flüchtlingen und Vertriebenen in den deutschen Westzonen (7. Buchstabe) 6. Veränderungen grundlegender Strukturen einer Gesellschaft innerhalb eines überschaubaren Zeitraums (9. und 12. Buchstabe) 7. Gesetz von 1952 zur Entschädigung von Vermögensverlusten Vertriebener (10. Buchstabe) 8. Historiker, der sich mit Wandel und Kontinuität in der Geschichte auseinandersetzte (Nachname) (2. und 3. Buchstabe) 9. 1950 von den Vertriebenenverbänden verkündet (5. Buchstabe) 10. Gewaltsames Entfernen einer Minderheit vom Territorium eines Staates (5. Buchstabe) 11. Angehörige deutscher Minderheiten in Ost-, Ostmittelund Südosteuropa, die nicht über eine deutsche Staatsangehörigkeit verfügten (2. Buchstabe) 12. Dieses Lager in Deutschland beherbergte bis 1957 jüdische „Displaced Persons“ (6. Buchstabe) Lösungswort: Zur Auswertung des Rätsels siehe Code 32015-25. 145Das „Jahrhundert der Flüchtlinge“ M3 Bevölkerungsverschiebungen zwischen 1917 und 1938 Karte nach: Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg (Hrsg.), Umsiedlung, Flucht und Vertreibung der Deutschen als internationales Problem. Zur Geschichte eines europäischen Irrwegs, Stuttgart 32009, S. 53 1. Analysieren Sie, worüber die Karte informiert und welcher Darstellungsformen sie sich dazu bedient. 2. Setzen Sie M1, M2 und M3 miteinander in Beziehung, indem Sie die in den Texten angesprochenen Bevölkerungs bewegungen in der Karte verorten und in Form einer Tabelle darstellen. 3. Überprüfen Sie, warum hier der Zeitausschnitt von 1917 bis 1938 gewählt wurde. Dnjepr Pripet Bug Donau Po Rhein Donau Oder Elbe Weichsel Don W olg a N o r d s e e O s t s e e Schwarzes Meer M i t t e l m e e r A d r i a t i s c h e s M e e r T y r r h e n i s c h e s M e e r A t l a n t i s c h e r O z e a n 0 400 km200 aus Übersee Rom Palermo Tunis Basel Frankfurt Stuttgart Wien Minsk Riga Breslau Berlin Hamburg Amsterdam Göteborg Kristiania Odessa Konstantinopel Smyrna Warna Bukarest Kiew St.Petersburg Danzig Wilna Sofia Warschau Prag Athen BelgradSarajevo Zagreb Budapest Neapel Florenz Genua Mailand Venedig Helsinki Stockholm Kopenhagen Köln Nürnberg München Preßburg Brünn Krakau Lemberg Memel Reval Skopje Königsberg Lodz Temeswar Kronstadt Kaschau Paris Moskau London Lissabon Madrid Tanger Alger Tripolis Alexandria DamaskusBeirut Ankara Tel Aviv Adana Sibirien und zentralasiatische Republiken nach USA und Übersee nach Frankreich undübriges Europa TÜRKEIGRIECHENLAND ALBANIEN SCHWEDEN NORWEGEN DÄNEMARK FINNLAND GROSSBRITANNIEN FRANKREICH BULGARIEN RUMÄNIEN DEUTSCHES REICH SCHWEIZ JUGOSLAWIENITALIEN BELGIEN NIEDERLANDE LUXEMBURG TUNESIENALGERIEN ÖSTERREICH Dodekanes Sizilien Korsika Sardinien Kreta SPANIEN MAROKKO PORTUGAL IRLAND Zypern POLEN UNGARN TSCHECHO SLOWAKEI LETTLAND ESTLAND LITAUEN ANDORRA SYRIEN PALÄSTINA IRAK JORDANIEN SAUDIARABIEN LIBYEN LIBYEN UNION DER SOZIALISTISCHEN SOWJETREPUBLIKEN1 100 5 000 900 900 60 450 120 200 250150 50 1 400 100250 380 80 60 130 50 700 12 125 300 90 20 Zwangsumsiedlungen 1926—1939 in der UdSSR Emigration aus der UdSSR Umsiedlungen durch Flucht, Verdrängung, Aussiedlung in die durch die Pariser Friedensverträge entstandenen Staaten Anmerkung: Flucht, Verdrängung, und Auswanderung der Juden 1933–1939 werden nicht dargestellt Deutsche Balten Russen, Ukrainer, Weißrussen Tschechoslowaken Polen Bulgaren Ungarn Griechen Armenier Muslime (Türken) Franzosen 183Methoden-Baustein: Karte Kompetenz: Die räumliche Darstellung von Ereignissen und Entwicklungen beschreiben, analysieren und interpretieren Karten analysieren und interpretieren Karten geben eine Orientierung in Raum und Zeit. Sie informieren sowohl über topografi sche und geografi sche Gegebenheiten als auch beispielsweise über Ereignisse und Entwicklungen in bestimmten Gebieten oder sich verändernde Ländergrenzen und Lebensräume von Bevölkerungen. Prinzipiell lassen sich zwei Arten von Karten unterscheiden. 1. Historische Karten: Sie wurden mit den Mitteln und den Erkenntnisinteressen der damaligen Zeit erstellt und zeigen, welche Vorstellungen Menschen bzw. Kartenzeichner und ihre Auftraggeber von der Welt hatten. 2. Geschichtskarten: Sie wurden von Historikern oder historisch arbeitenden Geografen angefertigt, um Aussagen über die Vergangenheit besser darstellen zu können. Karten sind anschaulich und häufi g leicht verständlich, bereiten aber auch spezifi sche Probleme. Bei historischen Karten erschließen sich Bilder, Zeichen und Symbole nicht immer unmittelbar. Darüber hinaus haben sich die Verfahren zur Abbildung geografi scher Räume ständig weiterentwickelt, sodass alte Karten oft Verzerrungen enthalten. Zudem sind Karten keine objektiven Darstellungen, sondern bilden subjektive Deutungen der Welt ab. So spiegeln historische Karten immer auch das Wissen und Denken ihrer Entstehungszeit. Moderne Karten sind häufi g bewusst angelegt worden, um bestimmte (z. B. politische oder kulturelle) Aussagen zu treffen. Schließlich sind auch die Darstellungsmöglichkeiten von Karten limitiert. Sie können nur begrenzt zeitliche Entwicklungen und Abläufe zeigen. Schwierig ist es auch, komplexe gesellschaftliche und kulturelle Zusammenhänge abzubilden. Eine kritische Auseinandersetzung mit Karten erfordert nicht nur grundlegende Kenntnisse über den historischen und thematischen Hintergrund, sondern auch das richtige „Lesen“ der Legende, der Zeichen und Symbole. Formale Kennzeichen p Um welchen Kartentyp handelt es sich? p Wann und wo wurde die Karte erstellt oder veröffentlicht? p Wer hat die Karte entworfen und/oder in Auftrag gegeben? Karteninhalt p Über welches Thema informiert die Karte? p Welchen Raum und welche Zeit stellt die Karte dar? p Zeigt die Karte einen Zustand oder eine Entwicklung? p Welche Darstellungsformen nutzt die Karte (Symbol, Bild, Text, Farbgebung etc.)? p Sind die Informationen ausreichend für das von der Karte dargestellte Thema? p Finden sich Widersprüche in den Informationen? p Entspricht die geografi sche/topografi sche Darstellung unseren heutigen Kenntnissen? Historischer/aktueller Kontext p In welchen historischen/politischen Zusammenhang lässt sich die Karte einordnen? p Welche Ursachen, Entwicklungen oder Folgen lassen sich aus der Karte ablesen? Bewertung und Intention p An welchen Adressatenkreis wendet sich die Karte? p Welchen Zweck, welche Funktion verfolgt sie? p Auf welche wissenschaftlichen oder politischen Diskussionen geht sie ein? p Ist eine bestimmte Sichtweise, eine politisch-ideologische Zielsetzung erkennbar? p Welche Fragen kann die Karte beantworten und welche nicht? 477Probeklausur: Wechselwirkungen und Anpassungsprozesse in der Geschichte Aufgabenstellung In einer Abiturklausur werden die Aufgaben zusätzlich zum Pfl ichtund Kernmodul eines Semesters ein Thema eines weiteren Semesters (Semesterübergriff) ansprechen, und Sie werden in Form einer offenen Frage Kenntnisse über ein Wahlmodul einbringen müssen. Im Abitur erhalten Sie unterschiedliche Aufgaben für gAund eA-Kurse (grundlegendes und erhöhtes Anforderungsniveau). Pfl ichtmodul 1. Fassen Sie M1 und M2 jeweils nach einer textkritischen Einführung zusammen. 2. Setzen Sie M1 und M2 in Beziehung und erläutern Sie die historischen Bezüge in beiden Texten. Pfl icht-, Kernund Wahlmodul 3. a) Erläutern Sie anhand eines Ihnen bekannten historischen Beispiels aus Antike oder Neuzeit das Phänomen Kulturkontakt. b) Erläutern Sie ausgehend von M1, M2 und M3, inwiefern sich Vorgeschichte und Folgen von Flucht und Vertreibung im Umfeld des Zweiten Weltkrieges mithilfe einer Ihnen bekannten Theorie von Kulturkontakt bzw. -verfl echtung vergleichen lassen. Semesterübergriff 4. Erörtern Sie ausgehend von M4 und unter Bezugnahme auf M1 und M2 die Problematik eines Erinnerns an Flucht und Vertreibung in Deutschland. Berücksichtigen Sie dabei auch den Zusammenhang mit dem nationalen Selbstverständnis in der Bundesrepublik. 1. Fas 2. Erk Deu M1 „Eth i te Rätsel 1. Rund Flu ht i 1. R c übe Dö : Migration Pfl ichtmo 1. Fasse 2 Setze in: Karte 1. Ana 2. Setz Bev 3. Übe 1 3 2 32015_1_1_2015_Kap0_001-007.indd 7 01.04.15 10:01 Nu zu P üf z ck en Ei ge nt u es C .C . B ch ne r V er la gs | |
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