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295 Wirtschaft für den Krieg sinnvoll oder sogar kontraproduktiv. Die ideologisch unterfütterten Arbeitsprogramme halfen zwar, die Arbeitslosigkeit zu senken, einen höheren Lebensstandard brachten sie für die Masse der Bevölkerung jedoch nicht. Der Preis für die wirtschaftlichen „Erfolge“ musste vielmehr mit längeren Arbeitszeiten, niedrig gehaltenen Löhnen und Engpässen bei Konsumgütern bezahlt werden (u M2). Ein nationalsozialistisches „Wirtschaftswunder“ oder Vollbeschäftigung hat es nie gegeben. Zu keinem Zeitpunkt ging es der nationalsozialistischen Führung wirklich darum, den Arbeitslosen zu helfen und die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, sondern allein um die Aufrüstung für den nächsten Krieg. Ideologische Wendepunkte Zentrale Angriffsziele der NSDAP vor 1933 waren die Großindustrie, Großbanken, Warenhäuser und Handelsketten gewesen. Gegen diese „Erfi ndungen des Judentums und des Liberalismus“ hatte die Partei für Kleinhändler, Gewerbetreibende und für Kleinbauern gekämpft.1 Nach der „Machtergreifung“ indessen stellten die Nationalsozialisten bald fest, dass sie die Modernisierung der Industriegesellschaft in Deutschland fördern mussten, wenn sie Großmachtpolitik betreiben wollten. Den dafür notwendigen Prozess beschleunigten sie durch die Förderung der Großindustrie und durch nachhaltige Mobilisierung der Gesellschaft. Den Machthabern war der „Verrat“ an den eigenen Prinzipien sehr wohl bewusst. Deshalb sollte in einer fernen Zukunft, wenn der „Lebensraum im Osten“ erst gewonnen war, die propagierte Wirtschaftsund Gesellschaftsutopie im neu zu besiedelnden Gebiet verwirklicht werden. Schulden für die Aufrüstung Soweit man von einem spezifi sch deutschen „Wirtschaftsaufschwung“ ab 1933 sprechen kann, stand dieser auf zwei Säulen: auf der Planung, Deutschland wieder kriegsbereit zu machen, und auf einer höchst riskanten Schuldenpolitik. Nachdem die Nationalsozialisten eine wirtschaftsfreundliche Politik, die Beibehaltung von Privateigentum und Gewinnorientierung in Aussicht gestellt hatten, fanden sie dafür auch Unterstützung von Unternehmerschaft und Banken. In der Folge förderten die Nationalsozialisten durch Subventionen, Steuererleichterungen und Staatsaufträge vor allem die rüstungsrelevante Industrie (u M3). Ab Ende 1934 begann die Umstellung der wirtschaftlichen Produktion auf die Bedürfnisse der „Wehrwirtschaft“. Die Ausgaben im Bereich von Rüstung und Reichswehr stiegen explosionsartig an. Von 30 Milliarden ausgegebenen Reichsmark konnten jedoch lediglich 18 Milliarden aus Steuermitteln gedeckt werden. Die Staatsverschuldung wuchs dramatisch (u M4). Die Ausgaben für die Rüstung wurden nicht über Banknoten, sondern über sogenannte Mefo-Wechsel fi nanziert. Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht, der seit 1935 auch Reichswehrminister und Generalbevollbemächtigter für die Kriegswirtschaft war, 1 Vgl. das Parteiprogramm der NSDAP von 1920 auf Seite 268. i „Deutsche Symphonie.“ Gemälde von Hans Toepper, ca. 1938. p Beschreiben Sie das Gemälde. Beachten Sie dabei Vorderund Hintergrund-, Zentralund Seitenposition, Alter und Geschlecht, Blickkontakt und Attribute der Abgebildeten. p Interpretieren Sie das hier versinnbildlichte Gesellschaftsmodell und leiten Sie daraus die politischen Konsequenzen ab. 32015_1_1_2015_Kap3_260-351.indd 295 01.04.15 11:00 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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