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Die Unzufriedenheit nimmt zu Die Bevölkerung wurde noch unzufriedener, als 1787 und 1788 Missernten und Viehseuchen die Lebenshaltungskosten weiter steigen ließen. Viele wurden arbeitslos. Die Brotpreise verdoppelten sich. Handwerker und Arbeiter forderten billiges Brot. Als die staatlichen Hilfen nicht ausreichten, plünderten hungernde Menschen im Frühjahr 1789 Lebensmittelläden und Bäckereien in Paris und anderen Städten. Der König sucht Hilfe Angesichts leerer Staatskassen berief der König die Generalstände widerwillig zum Mai 1789 nach Versailles ein. Die Vertreter der drei Stände sollten eine Reform des Steuerwesens vorbereiten. Ohne es zu wollen, gab Ludwig XVI. den absoluten Herrschaftsanspruch auf. Alle Männer über 25 Jahre durften, getrennt nach Ständen, Abgeordnete wählen. Jeder Stand sollte 300 Vertreter stellen. Gegen das Übergewicht der beiden ersten Stände wehrte sich der Dritte Stand. Daraufhin ordnete der König an, dass die Bürger und Bauern 600 Vertreter entsenden durften. Mit der Wahl der Abgeordneten wurden die Wähler aufgefordert, dem König ihre Reformwünsche und Beschwerden mitzuteilen. 11Die Französische Revolution und ihre Wirkung 3 „Le Defecit.“ Kolorierter Kupferstich aus England, November 1788. Hinweise zur Beschriftung: Auf den Truhen steht „leer“. Der König zum Finanzminister, Jacques Necker (Mitte): „Monsieur N., es ist nichts mehr vorhanden.“ Antwort: „Ich habe aber doch etwas drinnen gelassen.“ Aufschrift auf dem Türrahmen: „falsche Flüchtende“. Auf der Hose des Adligen steht: „Bittschrift an den König“. Er sagt: „Ich habe sie [die Geldsummen] bekommen.“ Der Geistliche neben ihm ergänzt: „Ich habe den Rest.“ Erläutere das dargestellte Problem. Welche Sichtweise spiegelt die Karikatur wider? Begründe! 4 Die Entwicklung der Staatsausgaben. Zinsen: Gebühren für Kredite; Tilgung: Ausgaben für die Rückzahlung von Krediten; Pensionen: Gehälter der Beamten Leere Staatskasse Zwar fehlte der Monarchie schon lange das Geld, aber unter Ludwig XVI., der seit 1774 regierte, kam es zur Zerrüttung der Staatsfinanzen. Schuld daran waren viele Kriege und die Verschwendungssucht am Versailler Hof. Trotz günstiger Entwicklung der Wirtschaft konnte der König die leere Staatskasse nicht füllen. Forderungen von allen Seiten Wiederholt versuchte Ludwig XVI., die Wirtschaft zu beleben und Reformen einzuleiten. Er forderte Steuern auch vom Adel und dem Klerus, stieß aber auf Widerstand. Sie verlangten die Einberufung der Generalstände (États généraux), die seit 1614 nicht mehr getagt hatten und in denen Adel und Klerus die Mehrheit gehabt hätten.* Der Dritte Stand forderte dagegen, die Steuervorteile der beiden ersten Stände zu beseitigen sowie den Ämterkauf und den Zunftzwang abzuschaffen. Vor allem wollten die Bürger endlich mitbestimmen. *Generalstände: Vom späten Mittelalter an hatten die Könige die Vertreter der Stände immer dann versammelt, wenn sie ihre Staatseinnahmen erhöhen und Kriege führen wollten. Die absolutistisch regierenden Herrscher verzichteten seit 1614 auf die Mitsprache dieser Ständevertretung. 1. Erkläre, woran die Reformversuche des Königs scheiterten. 2. Beurteile, welche Bedeutung die Einberufung der Ständevertretung hatte. 3. Prüfe, warum der Dritte Stand mit 300 Abgeordneten in den Generalständen unzufrieden war. Rechne aus, ob die Anzahl von 600 Ver tretern im Verhältnis zur Größe des Standes angemessen gewesen wäre. 1774 1788 Heer Hof und Pensionen Zinsen und Tilgung Sonstiges 30% 15% 33% 21% 51% 13% 26% 10% 4453_006_015 06.06.14 11:23 Seite 11 Nu r z u Pr üf z ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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