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165Mit Material arbeiten M3 „Warten wäre ein Verbrechen“ Lenin fordert im Oktober 1917 von seinen Parteifreunden: Werte Genossen! Die Ereignisse schreiben uns so klar unsere Aufgabe vor, dass eine Verzögerung entschieden zum Verbrechen wird. Die Agrarbewegung wächst an. Die Regierung verstärkt ihre wilden Re pres salien*, im Heer wachsen die Sym pa thien für uns […]. Unter solchen Um ständen zu „warten“, wäre ein Verbrechen. Die Bolschewiki haben nicht das Recht […] zu warten, sie müssen die Macht sofort ergreifen. Dadurch retten sie sowohl die Weltrevolution (denn andernfalls droht ein Pakt der Imperialisten aller Länder […], um sich gegen uns zu ver einigen) wie auch die russische Revolution […]. Wenn man die Macht nicht ohne Aufstand ergreifen kann, so muss man sofort mit dem Aufstand beginnen. Wladimir I. Lenin, Werke, Bd. 26, Berlin 31972, S. 125f. *Repressalien: Druckmittel, Vergeltungs maßnahmen 1. Nenne die Gründe, weshalb Lenin mit der Übernahme der Macht nicht warten wollte. Erläutere, welche Rolle dabei für ihn die Massen spielten (M3). 2. M4 diente, so der Historiker Orlando Figes, „vor allem als revolutionäre Propaganda“. Erläutere diese Behauptung. 3. Diskutiert die Ziele der Bolschewiki (M4 und M5) und untersucht deren Umsetzbarkeit. M1 Lenin getarnt. Foto vom 29. Juli 1917. Auf der Flucht vor der Polizei brauchte Lenin im Juli 1917 einen Pass, um nach Finnland zu entkommen. Dafür änderte Lenin sein Aus sehen. Er kleidete sich wie ein Arbeiter, trug eine Perücke und rasierte seinen Bart ab. Wladimir Iljitsch Uljanow wurde 1870 geboren. Wegen seiner Mitarbeit in der verbotenen marxistischen Partei wurde der junge Rechts anwalt 1897 für drei Jahre nach Sibirien verbannt. Um weiterer Ver folgung zu entgehen, gab er sich den Deck na men Lenin und ging ins westliche Ausland. Während der Revolution von 1905 kehrte er nach Russland zurück und versuchte, eine Un tergrund organisation aufzubauen. Nach deren Scheitern ging er erneut ins Exil und arbeitete an einer kommunistischen Theorie auf der Grundlage der Lehre von Marx und Engels. Nach der Februarrevolution kehrte Lenin im April 1917 aus der Schweiz nach Russ land zurück. Die deutsche Regierung hatte ihm dies ermöglicht. Sie erhoffte sich davon eine Schwächung Russlands im Krieg. Lenin erfüllte die Erwartungen. Am 26. Oktober wurde er Vorsitzender des Rates der Volks kommissare, der ers ten Sowjetre gierung. Seine Aufgaben als Partei führer und Regierungschef konnte er seit Ende 1922 wegen Krankheit nicht mehr erfüllen; 1924 starb Lenin. 5 10 15 20 M4 „Über den Frieden“ Am Abend des 26. Oktober (8. No vem ber) 1917 verliest Lenin auf dem Zweiten Ge samt russischen Sowjetkongress das „Dekret über den Frieden“. Die Delegierten nehmen es mit großem Beifall einstimmig an. Die Arbeiterund Bauernregierung*, die durch die Revolution vom 24.-25. Oktober geschaffen wurde […], schlägt allen Krieg führenden Völkern und ihren Regierungen vor, sofort Verhandlungen über einen gerechten, demokratischen Frieden aufzunehmen. […] Ein gerechter oder demokratischer Frieden, wie ihn die überwältigende Mehrheit der durch den Krieg erschöpften, gepeinigten und gemarterten Klassen der Arbeiter und Werktätigen aller Krieg führenden Länder ersehnt […], ist nach der Auffassung der Regierung ein sofortiger Frieden ohne Annexionen [d. h. ohne Aneignung fremder Territorien, ohne gewaltsame Angliederung frem der Völkerschaften] und ohne Kontributionen**. […] Die Regierung schafft die Geheimdiplomatie ab […]. Die Regierung schlägt allen Regierungen und Völkern aller Krieg führenden Länder vor, sofort einen Waffenstillstand abzuschließen. […] Die Provisorische Arbeiterund Bauernregierung […] wendet sich gleich zeitig insbesondere an die klassenbewussten Arbeiter der drei fort ge schrittensten Nationen der Mensch heit und der größten am ge gen wärtigen Krieg beteiligten Staaten: Englands, Frankreichs und Deutschlands. Horst Schützler/Sonja Striegnitz (Hrsg.), Die ersten Dekrete der Sowjetmacht, Berlin 1987, S. 48ff. **Kontributionen: Kriegsentschädigungen 5 10 15 20 25 30 M5 Der Boden wird sozialisiert Nachdem bereits am 26. Oktober 1917 das Eigentum der Gutsbesitzer an Grund und Bod en ohne jede Entschädigung aufgehoben worden ist, erlässt der Rat der Volkskom missare am 27. Januar 1918 das „Grund gesetz über die Sozialisierung des Bodens“. Es enthält u.a. folgende allgemeine Bestimmungen: Art. 1. Jedes Eigentum an Grund und Boden, Bodenschätzen, Gewässern, Wal dungen und lebenden Naturkräften wird auf dem Territorium der Russischen Föderativen Sowjetrepublik für immer aufgehoben. Art. 2. Der Grund und Boden geht von nun an ohne jede (offene oder versteckte) Entschädigung in die Nutzung des ganzen werktätigen Volkes über. Horst Schützler/Sonja Striegnitz (Hrsg.), Die ersten Dekrete der Sowjetmacht, a.a.O., S. 145 5 10 *Gemeint ist der Rat der Volkskommissare. M2 Lenin als Staatsmann. Foto von 1920. 4453_162_175 06.06.14 11:30 Seite 165 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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