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167Imperialismus und Erster Weltkrieg ne Ansprüche auf Polen, Litauen, Lettland, Estland, die Ukraine und Finnland sowie Gebiete im Kaukasus aufgeben. Es verlor etwa ein Drittel der Bevölkerung und rund 75 Prozent seiner Eisenund Stahlindus trie. Die Verträge bildeten daher keine Grundlage für eine Versöhnung zwischen den Staaten. „Rote“ gegen „Weiße“ Gegen die gewaltsame Machtübernahme der Bolschewiki, die revolutionären Maßnahmen und die Friedensverträge formierte sich starker Widerstand. Anhänger der Zarenherrschaft, Militärs, Enteignete, Demokraten und ge mä ßigte Revolutionäre wehrten sich mit militärischen Mitteln gegen die Bolschewiki. Im Frühjahr 1918 begann ein Bürgerkrieg zwischen den nach der Farbe ihrer Fahne als „Rote“ bezeichneten Kommunisten* und den als „Weiße“ gekennzeichneten Gegenrevolutionären. Der Konflikt wurde verschärft durch die Unabhängigkeitsbestrebungen von Völ kern, die nicht in das sowjetische Russland eingegliedert werden wollten. In ihrem Widerstand wurden diese Völker sowie die Gegenrevolutionäre von 14 Staaten unterstützt. So dauerte es bis zum November 1920, bis sich die Bolschewiki im Bürgerkrieg durchsetzten. Die Revolution und der Bürgerkrieg forderten mehrere Millionen Tote. Unter den Opfern war die Zarenfamilie. Sie war im Juli 1918 auf Beschluss des Uraler Sowjetpräsidiums in Jekatarinenburg erschossen worden. Die Sowjet union entsteht 2 „Gen[osse] Lenin reinigt die Erde vom Unrat.“ Plakat (68 x 44 cm) von Viktor Deni, 1920. Das Plakat interpretiert einen Gedanken von Karl Marx. Er schrieb 1844: „Nur in einer Revolution kann die stürzende Klasse dahin kommen, sich den ganzen alten Dreck vom Hals zu schaffen.“ Prüfe, ob das Bild diese These angemessen wiedergibt. Berücksichtige dabei den Verlauf der Oktoberrevolution. 1 „Willst Du? Tritt ein!“ ROSTA-Plakat Nr. 867 vom Januar 1921. Nach 1917 spielte die „Agitationspropaganda“ (Agitprop) eine wichtige Rolle in der Verbreitung revolutionärer Botschaften. Auf An re gung des Literaten und Künstlers Wla dimir W. Majakowski (1893-1930) entstanden die „ROSTA-Fenster“. Sie wurden von Künstlerteams für die russische Telegrafen agentur (Abkürzung: ROSTA) angefertigt und hatten riesige Ausmaße (300 x 300 cm). Die Inschriften des abgebildeten Plakats: 1. Willst die Kälte bezwingen? 2. Willst den Hunger bezwingen? 3. Willst essen? 4. Willst trinken? Schnell in die Stoßtruppe vorbildlicher Arbeiter! Beschreibe das Plakat. Untersuche, an wen es sich vorrangig wendete. Beurteile seine mögliche Wirkung. Ein neuer Staat Im November 1917 fanden Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung statt. Das Wahlergebnis war eindeutig: Die Bolschewisten erhielten nur 22 bis 25 Prozent der abgegebenen Stimmen. Daraufhin lösten sie die Verfassunggebende Versammlung im Januar 1918 gewaltsam auf und verlegten die Sow jet regierung von Petrograd nach Mos kau. Wer sich den Bolschewisten, die sich seit dem März 1918 Kommunis tische Partei Russlands/Bolschewiki (KPR/B) nannten, entgegenstellte, wurde gnadenlos verfolgt. Einen ers ten Abschluss der revolutionären Umgestaltung von Staat und Gesellschaft bildete die im Juli 1918 erlassene Verfassung der Russischen Sozialis ti schen Föderativen Sow jetrepu blik. Der Frieden von Brest-Litowsk Erst nach heftigen politischen Auseinandersetzungen schloss die bolschewistische Regierung im März 1918 Friedensverträge mit dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien und dem Osmanischen Reich in Brest-Litowsk (Weiß russland). Während die Bolschewiki die Verhandlungen verzögerten, weil sie auf Revolutionen auch in anderen Staaten hofften, nutzte das Deutsche Reich die Zeit für weitere Gebietsgewinne. Der Revolutionsregierung wurden äu ßerst harte Friedensbedingungen vorgelegt, die sie nur unter Protest akzeptierte. Sowjetrussland musste sei*Die Bezeichnung „Rote Armee“ für das sowjetische Militär geht darauf zurück. 5Lesetipp: Karla Schneider, Die Geschwister Apraskin. Das Abenteuer einer unfreiwilligen Reise, München 2007 4453_162_175 06.06.14 11:30 Seite 167 Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d e C .C . B uc hn er V er la gs | |
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