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Was weißt du eigentlich? 147 Für-wahr-Halten Schüler: Herr Kant, Sie haben in Ihrer Kritik der reinen Vernunft folgende Begriffe unterschieden: „Meinen“ definieren Sie als „ein sowohl subjektiv als objektiv unzureichendes Für-wahr-Halten“. Unter „Glau ben“ verstehen Sie „ein nur subjektiv zureichendes und objektiv unzureichendes Für-wahr-Halten“. Und Wissen bestimmen Sie schließlich als „ein Fürwahr-Halten, das subjektiv wie objektiv zureichend“ ist. Das habe ich nicht verstanden. Kant: Ich versuche es zu erklären. Es handelt sich hier um drei Ausdrucksweisen, mit denen man deutlich machen kann, in welcher Weise man etwas für wahr hält. Meinen und Wissen z. B. unterscheiden sich da sehr. Schüler: Inwiefern? Kant: Ich kann nur behaupten, dass ich weiß, wenn es auch tatsächlich so ist, und wenn ich mir gewiss bin, dass es so ist. Das Wissen hat also einen objektiven Geltungsanspruch und ist verbunden mit einer subjektiven Gewissheit. Wenn jemand dagegen sagt, „ich meine“, will er damit ausdrücken, dass er sich nicht sicher ist, ob es auch tatsächlich so ist. Auf keinen Fall kann eine Meinung objektive Gültigkeit beanspruchen: Eine Meinung gilt immer nur für den Sprecher selbst; andere Menschen können ja andere Meinungen haben. Also liegt hier subjektive Gültigkeit verbunden mit subjektiver Ungewissheit vor. Schüler: Wie unterscheiden sich Meinen und Glauben? Kant: Beides wird in der Umgangssprache oft verwechselt, aber – streng genommen – besteht ein Unter schied zwischen Meinen und Glauben. Wenn ein religiöser Mensch jemandem sagt, er glaubt etwas, dann will er damit ausdrücken, dass es subjektiv für ihn gewiss ist, auch wenn es sich objektiv nicht als wahr beweisen lässt. Glaubenssätze sind also im Unterschied zu Meinungen durch subjektive Gewissheit gekennzeichnet. Von Wissenssätzen unterscheiden sie sich dadurch, dass ihnen keine objektive Gültigkeit zukommt. Oft beziehen sich Glaubenssätze ja auf Gegenstände, die sich dem Wissen entziehen. Schüler: Vielen Dank, ich glaube, äh, ich meine, ich habe es jetzt verstanden. Kant: Besser wäre es, wenn Sie das wüssten. M3 5 10 15 20 25 30 35 40 1 Schreibt auf, was ihr über die Personen alles wisst. ➜ M1 2 Vergleicht die Ergebnisse und diskutiert, ob ihr das, was ihr aufgeschrieben habt, mit Gewissheit sagen könnt oder nicht. ➜ M1 3 Diskutiert, ob es sich bei den Aussagen um Meinung, Glauben oder Wissen handelt, und ordnet sie in drei Spalten. ➜ M2 4 Wie unterscheiden sich Meinen, Glauben und Wissen nach Kant? Fertige eine Mindmap dazu an. ➜ M3 5 Untersucht eure Aussagen von M1 noch einmal. Bestimmt jeweils, ob es sich dabei um eine Meinung, einen Glauben oder um Wissen handelt. ➜ M1 Glossar: Salvador Dalí, Immanuel Kant, Logik A u fg a b e n Urteil Als Urteil bezeichnet man in der Logik einen Satz, der die Grundform einer logischen Aussage hat: einem Begriff (a) wird eine bestimmte Eigenschaft (b) zugeschrieben, z. B. „Menschen sind sterblich.“ Urteile lassen sich im Hinblick darauf unterscheiden, ob sie subjektiv, intersubjektiv oder objektiv sind. Ein subjektives Urteil ist ein Urteil, das auf individuellen Erfahrungen, Vorlieben usw. beruht. So sind alle Geschmacksurteile subjektiv: Wenn ich sage, mir schmeckt das Getränk x, dann will ich damit nur sagen, dass dies für mich gilt und nicht für andere. Auch Meinungen sind subjektiv. Objektiv nennt man dagegen ein Urteil, das nicht durch individuelle Vorlieben, sondern durch die Sache selbst begründet ist. So ist z. B. das Urteil, dass dieses Getränk x % Alkohol enthält, objektiv. Diese Aussage ist allgemein gültig, unabhängig davon, wer sie ausspricht. Es handelt sich um (objektives) Wissen. Eine Zwischenstellung nehmen intersubjektive Urteile ein, d. h. Urteile, in denen viele Menschen übereinstimmen, die aber nicht notwendig für alle Menschen gelten müssen. So halten z. B. viele Menschen Dalí für einen großen Künstler, aber dieses Urteil muss nicht von allen Menschen geteilt werden. M1-M3/Infokasten: Bernd Rolf, S. 124-125 IN F O Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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