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9Lerntipp118 M 1 Bibliothek des Klosterpalastes San Lorenzo el Real de Escorial bei Madrid. Foto, um 2010. Die Renaissance-Bibliothek stammt aus dem 16./17. Jh. und hat eine umfangreiche Handschriftensammlung. Wann beginnt eine neue Epoche? Tausend Jahre „Zwischenzeit“? Wir haben uns daran gewöhnt, die Zeit zwischen 500 und 1500 als „Mittelalter“ zu bezeichnen. Doch die Menschen, die in dieser Zeit lebten, kannten den Begriff noch gar nicht. Ihn haben erst humanistische Gelehrte Ende des 15. Jh. geprägt. Sie kennzeichneten damit die 1 000 Jahre zwischen dem Ende der Antike und ihrer Wiederentdeckung als eine Art „Zwischenzeit“ (lat. „media aetas“). Ihre eigene, durch Renaissance und Humanismus geprägte Epoche erklärten sie zur „Neuzeit“. Damit legten sie auch den Grundstein für das Vorurteil vom „fi nsteren Mittelalter“. Wann beginnt und endet eine Epoche? Epochengrenzen lassen sich nicht so einfach festlegen. Wenn Historiker das Ende einer Epoche bzw. den Anfang einer neuen bestimmen wollen, müssen sie zunächst fragen, wann sich bestimmte Verhältnisse und Denkweisen grundlegend verändert haben. Von einer neuen Epoche sprechen sie erst dann, wenn sich das Zusammenleben der Menschen in vielen Bereichen grundlegend verändert hat. Solche Änderungen treten aber nicht plötzlich ein, sondern nur allmählich. Sie lassen sich deshalb auch nicht auf ein bestimmtes Jahr oder ein konkretes Ereignis wie die Erfi ndung des Buchdrucks oder die Entdeckung Amerikas festlegen. Vieles spricht dafür, dass sich in einer Übergangszeit um 1500 in Europa eine Reihe von grundlegenden Veränderungen im Leben und Denken der Menschen vollzogen hat. Jedoch änderten sich um 1500 nicht alle Verhältnisse, die das „Mittelalter“ als Epoche ausmachen: Die Ständegesellschaft oder die Grundherrschaft blieben beispielsweise noch Jahrhunderte bestehen. 1. Übertragt den Zeitstrahl auf ein Plakat. Ergänzt weitere Ereignisse und Entwicklungen, die den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit kennzeichnen. Begründet eure Entscheidungen. Markiert den Zeitraum zwischen beiden Epochen. 2. Erkläre, warum es schwierig ist, genaue Epochengrenzen zu bestimmen. 3. Prüfe, ob die Epocheneinteilung Antike – Mittelalter – Neuzeit auch für die Geschichte Mittelund Südamerikas sinnvoll ist. 4. Diskutiert die Behauptung des Historikers Peter Moraw: „Die Neuzeit überwand nicht das Mittelalter, sondern setzte es fort.“ 1350 1450 1550 16501400 1500 1600 17001300 1492: Kolumbus entdeckt Amerika ? ? ? ˙ Durchblick-Seiten ¯ Lerntipp-Seiten Kompetenzen überprüfenDurchblick Durchblick – Kompetenzen überprüfen 132 133 M 2 Kolumbus landet auf Hispaniola (Haiti). Nachträglich kolorierter Holzschnitt von 1493. Die Illustration stammt aus dem in lateinischer Sprache gedruckten Brief des Kolumbus über die Entdeckung Amerikas. M 4 Nein zur 500-Jahr-Feier. Graffi ti aus Spanien von 1992. Die Aufschrift lautet: „Kann man einen Völkermord feiern? Nein zur 500-Jahr-Feier.“ M 7 Martin Luther. Briefmarke der Deutschen Post von 1996. M 8 350 Jahre Westfälischer Frieden. Briefmarke der Deutschen Post von 1998. M 6 Johannes Gutenberg. Briefmarke der Deutschen Post von 2000. M 5 Der Papst als Esel. Holzstich aus der Werkstatt von Lucas Cranach d. Ä., 1528. Zwei Esel halten über dem Kopf eines dritten eine mit Kot verschmutzte Krone. Die beiden anderen Esel halten Hellebarden (Hiebund Stichwaffen) im Arm. M 1 Was war wichtig? In der Mitte des 14. Jh. breitete sich die òòòò in Europa aus. Durch sie starb in nur wenigen Jahren rund ein Drittel der europäischen Bevölkerung. Das hatte weitreichende Folgen. Die Überlebenden begannen, an sich und Gott zu zweifeln. Zugleich entstand eine Wirtschaftsform, in der es nicht mehr wie zuvor darum ging, ein zum Leben ausreichendes Auskommen zu erwirtschaften, sondern hohe Gewinne zu erzielen. In Italien setzte nach der Pest eine kulturelle Blüte ein: Gelehrte und Künstler interessierten sich mehr als je zuvor für die òòòòòò. Sie sahen den Menschen als Mittelpunkt der von Gott geschaffenen Welt. Seine Pfl icht sollte es sein, alle seine Begabungen auszu bilden. òòòòòòòòòòò und òòòòòòòòòò beeinfl ussten Theologie, Literatur, Philosophie, Kunst und Architektur. Große Künstler wie Leonardo da Vinci und Albrecht Dürer waren auf vielen Gebieten tätig. Wissenschaftler wie Nikolaus Kopernikus und Galileo Galilei erforschten die Gesetze des Weltalls, ohne dabei Rücksicht auf biblische Vorstellungen zu nehmen. Sie entwickelten ein neues Weltbild: Nicht die Sonne bewegt sich um die Erde, sondern die Erde um die Sonne. Die Erfi ndung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg sorgte bald für die schnelle Verbreitung der neuen Erkenntnisse und Ideen. Der Handel mit Gewürzen, Edelsteinen, Stoffen und anderen kostbaren Waren aus dem Orient und aus Asien war seit der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen für die europäischen Händler schwierig geworden. Spanier und Portugiesen suchten daher verstärkt einen Seeweg nach Indien: Die Fahrt des Christoph Kolumbus im Auftrag der spanischen Könige endete allerdings nicht in Indien, sondern in Amerika. Weitere Entdeckungsreisen folgten. Die europäischen Entdecker wurden òòòòòòòò: Sie beuteten die überseeischen Länder rücksichtslos aus und zwangen den einheimischen Völkern ihre Lebensweise und den christlichen Glauben auf. Wie viele Zeitgenossen kritisierte Martin Luther den Papst und die Kirche, dass sie sich zu wenig um die Gläubigen kümmerten und sich mehr für Geld und Macht interessierten. Seine öffentliche Kritik des òòòòòòòòòòòòò leitete die òòòòòòòòòòò ein. Weder Luther, der von vielen Humanisten und seinem Landesherrn unterstützt wurde, noch der Papst gaben in dem Streit nach. Da Kaiser Karl V. die Macht fehlte, um die Einheit des Christentums aufrechtzuerhalten, spaltete sich die Chris tenheit in eine römisch-katholische und verschiedene evangelische oder reformierte Kirchen. Der „Augsburger Religionsfrieden“ bestätigte die Spaltung der Christenheit. Die Herrschenden bestimmten nun den Glauben ihrer Unter tanen. Bei Machtkämpfen standen sich alte und neue Glaubensrichtungen feindlich gegenüber. Kriege waren die Folge. In Böhmen entwickelte sich aus einem regionalen Konfl ikt ein 30 Jahre dauernder Krieg um religiöse und politische Macht in ganz Europa. Er fand erst im òòòòòòòòòòòòò òòòòòòò ein Ende. 1350 17501450 1550 16501400 1500 1600 17001300125012001150 5 10 15 20 25 30 35 40 45 M 3 Stimmt – stimmt nicht • Florenz und andere oberitalienische Städte waren Ausgangspunkt für ein neues Denken und neue Wirtschaftsformen. • Die Fugger waren ein bedeutendes deutsches Handelshaus. • Christoph Kolumbus war Portugiese. • In den eroberten Ländern lebten einfache Kulturen. • Indios und Spanier lebten friedlich miteinander. 1. Schreibe die fehlenden Begriffe der Zusammenfassung (M 1) in dein Heft. 2. Lege einen Zeitstrahl an. Füge auf ihm die Daten der Ereignisse ein, die in der Zusammenfassung (M 1) genannt wurden. Kennzeichne auf dem Zeitstrahl auch den Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. 3. Erkläre die Begriffe: Renaissance – Humanismus – Neues Weltbild – Schwarze Kunst – Reformation – Mittelalter – Neuzeit. 4. Vergleiche M 2 mit M 2 auf Seite 104. Wie wird jeweils die Ankunft der Europäer dargestellt? 5. Überprüfe die Aussagen (M 3). Sollten falsche darunter sein, schreibe die richtige Lösung auf. 6. Diskutiert die Auffassung, die das Graffi ti (M 4) vertritt. 7. Erkläre die Aussage der Karikatur (M 5). Deute dabei die Esel als Sinnbilder für bestimmte Eigenschaften, berücksichtige Informationen über den Künstler und beachte die Entstehungszeit. 8. Ein Briefmarkensammler möchte wissen, warum die Deutsche Post mit Marken an Gutenberg (M 6), Luther (M 7) und den Westfälischen Frieden (M 8) erinnert hat. Informiere ihn. • Lerntipp-Seiten helfen euch, bestimmte Arbeitsweisen erfolgreich anzuwenden. Einführende Hilfen dazu fi ndet ihr vorn und hinten im Buch. • Wenn ihr noch mehr wissen wollt, könnt ihr die Lese-, Film-, Internet und Exkursionstipps nutzen. • Die Durchblick-Seiten helfen euch, das Gelernte anzuwenden und zu behalten. Nach jedem Großkapitel haben wir Materialien und Aufgaben zusammengestellt, mit denen ihr euer Sachwissen wiederholen und eure Fertigkeiten (Kompetenzen) festigen und anwenden könnt. So seid ihr fi t für Tests und Klassenarbeiten. • In dem Kleinen Lexikon zur Geschichte am Ende des Buches fi ndet ihr kurze und knappe Informationen zu ausgewählten Daten, Begriffen und Namen. • Beim Nachschlagen helfen euch zwei Register: Das eine enthält die Stichwörter („Wo steht was?“), das andere die Namen („Wer steht wo?“). Viel Freude mit diesem Buch wünschen euch die Herausgeber im Namen aller, die daran mitgearbeitet haben. Dieter Brückner und Harald Focke Lerntipp116 1. Beschreibe die Gestalt auf dem Holzschnitt M 1 und schreibe einen Begleittext. 2. Erkläre, wie der Holzschnitt M 2 benutzt werden muss, und fasse seine Aussage in einem Satz zusammen: „Luther ist …“ 3. Untersuche, aus welchen religiösen Lagern die beiden Holzschnitte stammen. 4. Bis heute nutzen Zeichner die Möglichkeit, mit Bildern ihre Meinung zu aktuellen Themen auszudrücken. Welche Abbildungen sind gemeint? Ihr fi ndet sie vor allem in Tageszeitungen. Wählt ein Beispiel aus und präsentiert es im Unterricht. M 1 „Ich bin der Papst.“ Holzschnitt, um 1500. Flugblatt gegen Papst Alexander VI., der von 1492 bis 1503 die Kirche führte. M 2 Wendekopf. Holzschnitt (26,5 x 16,0 cm) um 1520/22 (Ausschnitt). Die einführenden lateinischen Verse auf diesem Flugblatt lauten übersetzt: Wenn Du, Leser, fragst, was für ein ungeheuerliches Bild hier vorliegt/ Aus ihm kannst Du die Lehre Luthers erfahren/ Denn wie Dir beim ersten Anblick der verehrungswürdige Prediger erscheint/ Ist er umgewendet in Wahrheit nichts anderes als ein Narr/ Dem ersten Anschein nach verkünden so die Prediger glänzende Worte/ die doch nichts als Narrheiten enthalten. Kurz vor und dann vor allem während der Reformation erschienen erstmals im Reich zahlreiche Spottbilder. Sie wandten sich an eine oft noch leseunkundige Öffentlichkeit. Wie giftige Pfeile wurden die Bilder zwischen den Lagern der Reformwilligen und ihren Gegnern hin und her geschossen. Zentrale Gestalten des Bilderkampfes waren Luther und die Päps te. Die meisten Spottbilder erschienen als Flugblätter, oft ohne den Zeichner zu nennen. Es ist bekannt, dass auch namhafte Künstler solche Bilder zeichneten, allen voran Lucas Cranach der Ältere. Er arbeitete mit Luther zusammen. Nach Luthers Tod endete der erste „Bilderkampf“ der deutschen Geschichte. Absichten von Bildern erkennen 4492_1_1_2013_001_009.indd 9 28.02.13 14:47 Nu r z u Pr üf zw ck n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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