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181Neue Herrschaftsformen 2 „Code civil.“ Erstausgabe von 1804. Das neue Gesetzeswerk schützte das Eigentum und sicherte die Freiheit der wirtschaftlichen Betätigung. Zugleich bestätigte es die alte rechtliche und gesellschaftliche Stellung der Frau: „Der Mann ist seiner Frau Schutz, die Frau ihrem Mann Gehorsam schuldig.“ In einem anderen Artikel heißt es: „Die Ehefrau […] kann weder schenken, veräußern, ihr Vermögen zur Hypothek stellen noch erwerben, es sei unentgeltlich oder gegen Vergeltung, sofern nicht ihr Ehemann bei dem Akt selbst mitwirkt oder seine Ein willigung schriftlich gegeben hat.“ Durch einen Staatsstreich an die Macht Während des Ägyptenfeldzuges änderte sich die Lage in Europa: England bildete mit Russland, Österreich, Portugal, Neapel und der Türkei ein neues Bündnis. Oberitalien konnte zurückgewonnen werden. Die Franzosen mussten ihre rechtsrheinischen Eroberungen aufgeben. In Paris brachen erneut Auseinandersetzungen aus. Das Direktorium befürchtete im Sommer 1799 einen Machtverlust im Parlament. In dieser Lage wurde Napoleon, der inzwischen Ägypten ohne seine Armee verlassen hatte, von führenden Politikern zum „Retter in der Not“ berufen. Mit Gewalt übernahm Napoleon am 9./10. November 1799 die Herrschaft und erklärte die Revolution für beendet. Seine Truppen sicherten ihm diesen Staatsstreich*. Die Bevölkerung leistete nach zehn Revolutionsjahren keinen Widerstand. Die Mehrheit sehnte sich nach Ruhe und Ordnung. Napoleon setzte drei Konsuln** an die Stelle der fünf Direktoren. Sich selbst ließ er zum Ersten Konsul ausrufen und vom Volk bestätigen. Von über drei Millionen Stimmen wurden nur 1562 gegen ihn abgegeben. Allerdings beteiligten sich vier Millionen Bürger nicht an der Abstimmung. Ende 1799 erließ Napoleon eine neue Verfassung. Sie machte ihn zum Diktator. Verordnete Reformen Napoleon forderte den Adel zur Rückkehr auf, verkündete Religionsfreiheit und sicherte der katholischen Kirche Wiedergutmachung zu. Gleichzeitig schuf er eine ihm ergebene Führungsschicht. Zwischen 1808 und 1814 ließ Napoleon über 3000 Personen adeln. Bessere Schulen und Hochschulen sollten eine Elite für den Staat heranbilden. Um die katastrophale wirtschaftliche Lage zu verbessern, wurde eine neue, im ganzen Land gültige Währung eingeführt. Die Bauern behielten ihre Erwerbungen aus dem ehemaligen adligen und kirchlichen Besitz. Bankiers, Fabrikanten und Kaufl eute profi tierten von der freien Wirtschaft und zogen großen Nutzen aus den eroberten Ländern. Ein neues Gesetzbuch 1804 erließ Napoleon ein neues bürgerliches Gesetzbuch, den Code civil, auch Code Napoléon genannt.*** Es bildete die Grundlage der bürgerlichen Gesellschaftsordnung. Die Gesetze garantierten einige Errungenschaften der Revolution wie Gleichheit vor dem Gesetz, Freiheit des Einzelnen und des Eigentums, Trennung von Staat und Kirche sowie die politische und rechtliche Gleichstellung der Juden. Gleichzeitig nahm Napoleon aber auch die Abschaffung der Sklaverei und das Scheidungsrecht zurück. Die politischen Freiheitsrechte setzte er praktisch außer Kraft. Ein wertloses Wahlrecht, Presselenkung, eingeschränkte Versammlungsfreiheit, Bespitzelung und politische Morde kennzeichneten seine Herrschaft. Frankreich wird wieder Monarchie Die Reformen entsprachen den Wünschen des reichen Bürgertums. Napoleons Beliebtheit wuchs durch den wirtschaftlichen Aufschwung. Ende 1804 krönte er sich zum Kaiser und führte die Erbmonarchie wieder ein (Kaisertum Napo leons). Seine neue Stellung ließ er sich erneut durch einen Volksentscheid bestätigen. * Staatsstreich: Umsturz der Verfassungsordnung durch eine kleine Gruppe führender Politiker. Im Gegensatz zur Revolu tion ist das ein Umsturz „von oben“. ** Konsuln: im alten Rom die jährlich gewählten Leiter der Staatsgeschäfte *** Code: von lat. codex: Sammlung von Gesetzen ó Ergänze die begonnene Zeitleiste (siehe Seite 173, 1. Arbeitsvorschlag) mit den wichtigsten Daten zur Schreckensherrschaft und dem Ende der Revolution. 4492_1_1_2013_164_191.indd 181 28.02.13 15:05 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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