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201Mit Material arbeiten 1. Untersucht Sands Charakter (M 1). Welche Motive nennt er für sein Handeln? 2. Arbeitet die Reaktionen der Öffentlichkeit und der Politiker auf das Attentat und die Hinrichtung Sands heraus (M 2 bis M 4). Was belegen diese Reaktionen? 3. Nach Statistiken sind zwischen 1981 und 2008 weltweit rund 2 000 terroristische Attentate verübt worden. Dabei starben über 20 000 Menschen. Unter Terrorismus versteht man eine politisch motivierte Form der Gewaltanwendung, die das Ziel hat, Angst und Schrecken in der Bevölkerung zu verbreiten, um die bestehende Herrschaftsordnung verändern zu können. Beurteilt, ob Sands Tat eine terroristische Handlung war. M3 „Sands Ende auf dem Schafott den 20n May 1820.“ Kolorierte Radierung (19,5 x 26,0 cm) eines unbekannten Künstlers von 1820. 5 10 5 5 10 15 M1 „Soll es etwas werden mit unserem Streben …“ Sands letzter Eintrag in sein Tagebuch vor dem Attentat: Soll es etwas werden mit unserem Streben, soll die Sache der Menschheit aufkommen mit unserem Vaterlande, soll in dieser wichtigen Zeit nicht alles wieder vergessen werden und die Begeis terung wieder aufl ohen im Lande, so muss der Schlechte, der Verräter und Verführer der Jugend, August von Kotzebue, nieder – das habe ich erkannt. Bis ich dies ausgeführt habe, habe ich nimmer Ruhe, und was soll mich trösten, bis ich weiß, dass ich mit ehrlichem Willen mein Leben daran gesetzt habe? In seinem Bekennerbrief, den Sand nach der Tat mit dem Dolch an eine Kirchentür nageln wollte, heißt es: Ein Zeichen muss ich geben, muss mich erklären gegen die Feigheit und Feilheit* der Gesinnung dieser Tage; – weiß nichts Edleres zu tun, als den Erzknecht und das Schutzbild dieser feilen Zeit, dich, Verräter und Verderber meines Volkes – August von Kotzebue, niederzustoßen. Erstes Zitat nach: Sven Felix Kellerhoff, Attentäter – Mit einer Kugel die Welt verändern, Köln 2003, S. 50 Zweites Zitat nach: Hagen Schulze, Sand, Kotzebue und das Blut des Verräters (1819), in: Alexander Demandt (Hrsg.), Das Attentat in der Geschichte, Frankfurt a. M. 1999, S. 266 * feil: käufl ich, bestechlich M2 Nutzen aus der Sache ziehen Klemens Fürst von Metternich, der österreichische Haus-, Hofund Staatskanzler, schreibt seinem Vertrauten Friedrich von Gentz am 9. April 1819 aus Rom: Ich habe die Nachricht von der Ermordung Kotzebues mit allen vorläufi gen Details erhalten […]. Ich für meinen Teil hege keinen Zweifel, dass der Mörder nicht aus eigenem Antriebe, sondern infolge eines geheimen Bundes handelte. […] Meine Sorge geht dahin, der Sache die feste Folge zu geben, die möglichste Partie aus ihr zu ziehen, und in dieser Sorge werde ich nicht lau vorgehen. Wolfgang Hardtwig/Helmut Hinze (Hrsg.), Vom Deutschen Bund zum Kaiserreich 1815-1871, Stuttgart 1997, S. 70 M4 „Sand ist nicht mehr“ Der „Fränkische Merkur“ veröffentlicht am Sonntag, den 28. Mai 1820, mehrere Beiträge über die letzten Stunden und die Hinrichtung Sands vom 20. Mai. Dabei wird festgestellt, dass die „in der größten Ord nung vollzogene Hinrichtung […] keiner Hinrichtung eines gemeinen verworfenen Verbrechers“ glich und die „allgemeine Stimmung […] mitleidsvolle Theilnahme an dem traurigen Schicksale des unglücklichen verirrten Jünglings“ war. Mannheim, 20. Mai. Sand ist nicht mehr. Diesen Morgen zwischen 5 und 6 Uhr litt er die Strafe, welche das Gesetz über sein begangenes Verbrechen ausspricht. Er ging mit Standhaftigkeit und unerschüttertem Gleichmuthe zum Tode. Auf dem Blutgerüste stand er, trotz seiner Schwachheit aufrecht und fest, hob den rechten Arm mit drei ausgestreckten Fingern gen Himmel, sprach aber nichts, sondern warf dann sein Schnupftuch mit dem Ausdrucke des Zorns zu Boden. Als er bereits gebunden auf dem Stuhle saß, vernahm man blos die Worte: „ich sterbe im Vertrauen zu meinem Gotte.“ […] Man bemerkte in der Folge viele Personen, welche Tücher in das verspritzte Blut tauchten, Späne von den Brettern schnitten, die damit befl eckt waren,und es war merkwürdig, mit welcher Sorgfalt des Nachrichters Knecht die abgeschnittenen Haare in die Tasche steckte, vermuthlich, um sie als Reliquien zu guten Preisen zu verkaufen. Um 5 3/4 Uhr war die ganze Hinrichtung vorüber. Fränkischer Merkur Nr. 149 vom 28. Mai 1820 4492_1_1_2013_192_214.indd 201 28.02.13 15:06 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um de s C .C .B uc hn er V er l s | |
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