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17 Der bildliche Sprachsinn – die Allegorie Prinzipien anschaulich denken In seinem 1971 erschienenen Buch „Eine Theorie der Gerechtigkeit“ entwickelt John Rawls seinen Gedanken der Gerechtigkeit als Fairness. Mit diesem Ansatz knüpft er an die Tradition der Theorie des Gesellschaftsvertrages an. Diese leitet die Herrschaft des Gesetzes aus einer Art Vertrag ab, dem die einzelnen Gesellschaftsmitglieder beitreten, weil sie sich davon Vorteile versprechen, die für sie als Individuen un erreichbar sind. Rawls’ Version dieser Theorie ar bei tet mit einem Gedankenexperiment. Das Gedankenexperiment: Der Urzustand Stellen wir uns vor, eine Anzahl von Menschen, die sich nicht kennen, wird auf einer einsamen Insel ausgesetzt. Sie geben die Hoffnung auf, gerettet zu werden, und beschließen, eine neue Gesellschaft zu M3 aus dem Gedankenexperiment Prinzipien der Ge rech tig keit und stellt sie den anderen Arbeitsgruppen in Form einer Allegorie vor. ➜M3 Versetze dich in die Lage derjenigen, die unter dem Schleier des Nichtwissens stehen. Was konkret wissen sie nicht? Erstelle dazu eine Liste. ➜M3 Entwirf eine eigene Allegorie, die den Schleier des Nicht wissens darstellt. ➜M1, M3 Glossar: Rawls 5 6 Informiere dich über den Begriff „Allegorie“ und gib Gründe dafür an, warum die Darstellungen Allegorien sind. Erläutere, wofür sie stehen. ➜M1, M2 Arbeite den Unterschied der beiden allegorischen Dar stellungen der Gerechtigkeit heraus. Orientiere dich auch an der Jahreszahl 1494 und stelle den Holz schnitt in seinen historischen Kontext. ➜M1 Sammle weitere allegorische Darstellungen und prä sen tiere sie deiner Ethikgruppe auf einem Plakat. ➜M2 Bildet Arbeitsgruppen und spielt das Bild, das dem Gedankenexperiment zugrunde liegt, nach. Entwickelt 1 2 3 4 gründen. Jeder verfolgt seine eigenen Interessen, aber bald merken alle, dass ihnen am besten ge dient ist, wenn sie zusammenarbeiten – also ei nen Gesellschaftsvertrag schließen. Die Frage ist: Wie stellen sie Prinzipien der Ge rechtigkeit auf? Welche Regeln führen sie ein? Sind sie an einer wirklich rationalen und unparteiischen Gerechtigkeit interessiert, kommen viele Regeln nicht in Frage, zum Beispiel diese: „Wenn du John heißt, musst du als Letzter essen.“ Sie ist weder rational noch unparteiisch. In einer solchen Lage müssen wir, so Rawls’ Vorschlag, einen Schleier des Nichtwissens über unser individuelles Leben, über Herkunft, Per sönlichkeit und so weiter werfen und nach Regeln suchen, nach denen zu leben uns am besten erscheint. Die einzigen Gebote, denen alle zustimmen können, betont Rawls, sind jene, die sich auf Unparteilichkeit gründen und Ethnie, Klasse, Be kenntnis oder Behinderung als Kriterien der Zugehörigkeit zu der neuen Gesellschaft ausschließen. Anders gesagt: Wenn ich nicht weiß, welchen Platz ich in der Gesellschaft einnehmen werde, zwingt mich mein eigenes rationales Interesse dazu, für eine Welt einzutreten, in der jeder fair behandelt wird. Das Philosophie-Buch, S. 294f 5 10 15 20 25 30 35 40 A u fg a b e n Die Gerechtigkeitsprinzipien müssen unter dem Schleier des Nichtwissens ausgewählt werden. Wir alle wollen unsere eigenen Interessen verfolgen. Faire und gerechte Regeln müssen für alle in gleicher Weise gelten, ohne Rücksicht auf ihre gesellschaftliche Stellung. Das gelingt am besten, indem wir zusammenarbeiten. Dafür brauchen wir Regeln. N r zu P rü fz w e c k e n E ig n tu m d e C .C . B u c h n e r V e rl a g s | |
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