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19 Mit Bildern philosophisch streiten Formuliere in Form von Kausalsätzen, was der Körper ist und was für das Ich daraus folgt. Hier ein Beispiel zur ersten Strophe: Weil mein Körper schutzlos ist, muss ich ihn be schützen. ➜M1 Überprüfe die These „Bilder reduzieren Komplexität“, indem du die einfachen Kausalsätze mit dem Gedicht vergleichst. ➜M1, M2 Verändere das Ende der Geschichte, indem du keine Abwertung, sondern eine Aufwertung verfasst. Stelle dann deiner Aufwertung wieder eine Abwertung entgegen. Bestimme dann allgemein, ob man mit Bildern philosophieren kann. ➜ M2, M3 1 2 3 „Zu der Zeit, da im Menschen noch nicht alles so war wie jetzt zusammenstimmte, sondern jedes einzelne Glied seinen eigenen Willen hatte, zürnten die übrigen Glieder darüber, dass ihre unermüdliche Arbeit dem Magen alles herbeischaffe, der Magen aber nichts anderes tue, als die Genüsse sich behagen zu lassen. Da verschworen sie sich darauf, es dem Ma gen zu zeigen. Die Hände führten keine Speise zum Mund, der Mund nahm keine Speise mehr an, die Zähne zermalmten keine mehr. Indem sie so dem Mag en durch Hunger zusetzen wollten, zehrten sie schließlich selbst aus, und der ganze Körper magerte ab. Und da hat es sich gezeigt, dass auch der Magen seine Dienste leistet, indem er die Speisen verdaut und den Gliedern neue Kraft verleiht.“ Die Umbesetzung Da aber stand mitten unter dem Volk ein abgerissener Plebejer auf und sagte: „O Menenius Agrippa, sei gegrüßt. Gut hast du ge sprochen vom Magen und von den Gliedern. Bedenkenswert scheint mir dein Gleichnis. Läuft es nicht darauf hinaus, dass wir die Patrizier akzeptieren sollten und ihre müßige Lebensart? Was ist doch der Magen für ein nützliches Organ! Er empfängt, aber er verteilt auch! Allerdings muss ich gestehen, dass ich deine Geschichte in einer anderen Fassung kenne. Gestatte mir, sie zu erzählen. Es ist eine dreckige Fassung, eine Proletenfassung: Es war zu der Zeit, da der erste Mensch geschaffen wurde. Da wollte jeder Körperteil König sein. Das Gehirn sagt: Da ich alle Arbeit mache und steuere und das Denken versorge, sollte ich König sein. Nein, sagten die Hände, da wir alle Arbeit verrichten, den Hund füttern und das Geld zählen, gebührt uns die Ehre, der König zu sein. Oh nein, pochte das Herz, ich bin der Motor des Ganzen. Ohne mich gäb es kein Leben, daher sollte ich König sein. Das Geschlechtsteil meinte: Da ich für die Nachkommenschaft sorge und die höchsten Freuden des Lebens schenke, müsste ich doch König sein. So meldeten nach und nach alle Körperteile ihren Führungsanspruch an.“ Die Abwertung „Ganz zum Schluss meldete sich der Hintern. – Jawohl Menenius Agrippa, der Hintern!“ – Alle lachten fürchterlich über den Gedanken, dass ein Hintern König sein könnte. Aber der Plebejer fuhr unbeirrt fort: „Der Hintern ärgerte sich so sehr, dass er sich verschloss und sich weigerte zu funktionieren. Durch diesen Streik wurde der Körper vergiftet. Das Gehirn beging Fehlentscheidungen und drohte auszufallen. Die Arme wurden müde und die Finger zitterten jämmerlich. Das Geschlechtsteil wurde lustlos und erschlaffte. Alle Körperteile gerieten in große Not und be schlossen in ihrer Angst, den Hintern zum König zu machen. So kam es, dass alle Körperteile ihre tägliche Arbeit verrichteten, der Hintern aber nur noch herumkommandierte und einen Haufen Mist produzierte.“ M2 und M3 nach Jens Soentgen, S. 105–108 A u fg a b e n 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 N u r zu P rü fz w e c k n E ig e n tu m d e s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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