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Mittelalter – besser arm als reich 87 5 10 15 20 25 Schaue dir die Verfilmung des Romans an, in der auch der Armutsstreit vorkommt. Arbeite die Pround Contra-Argumente des Franzis ka nermönches und des Benediktinermönches heraus. ➜M1, M2, M3 Analysiere, woraus die Argumente ihre argumentative Kraft erhalten: ➜M2, M3 · Vernunfterkenntnis versus Offenbarung, · logisch versus theologisch Informiere dich im Geschichtsunterricht, was „Säkularisierung“ ist, und erläutere, warum dieser Begriff so wohl der Proals auch der Contra-Seite zu Grunde liegt. ➜M4 Glossar: Apostel, Armut (freiwillige), Bettelorden, Eco, Evangelium, Häretiker, Ludwig IV. der Bayer, Tho mas von Aquin 1 4 2 3 Jenseits von Pro und Contra „Gibt es keine besseren Argumente?“, fragte ich bang meinen Meister. „Du kannst sie bejahen oder verneinen, mein guter Adson“, sagte William, „aber niemals wirst du aus den Evangelien ablesen können, ob und in welchem Maße Christus das Hemd, das er trug (und das er vermutlich achtlos wegwarf, sobald es abgenutzt war), als sein Eigentum betrachtete. Und wenn du so willst, ist die Eigentumslehre des Thomas von Aquin sogar noch kühner als die von uns Minoriten. Wir sagen, wir besitzen nichts und benutzen alles. Thomas sagt, betrachtet euch ruhig als Eigentümer, solange ihr nur, wenn jemand Mangel leidet an etwas, das ihr besitzt, es ihm zum Gebrauch überlasst, und zwar nicht aus Barmherzigkeit, sondern aus Pflicht … Aber im Grunde geht es gar nicht darum, ob Christus arm war. Im Grunde geht es darum, ob die Kirche arm sein soll. Und arm sein heißt nicht so sehr keine Paläste besitzen, sondern darauf verzichten, die irdischen Dinge bestimmen zu wollen.“ Umberto Eco, S. 442f M4 A u fg a b e n 5 10 15 20 Armut Christi für uns? Zweierlei Armut Auf der Gegenseite erhob sich nun Jean d’Anneaux und sagte, seines Erachtens verstießen die Ansichten Ubertins gegen die rechte Vernunft und gegen die rechte Auslegung der Heiligen Schrift. Alldieweil man bei Gütern, die durch den Gebrauch vernutzt oder aufgezehrt werden, wie eben bei Brot und Fisch, nicht von bloßem Nutzungsrecht sprechen könne, auch gebe es da keinen faktischen Nießbrauch, sondern nur Missbrauch. Alles, was die Gläubigen in der Urkirche als Gemeineigentum gehabt hätten, wie aus Acta zwei und drei zu entnehmen, sei ihnen eigen gewesen. […] Das Gelübde, ohne Besitz zu leben, erstre cke sich nicht auf die Dinge, derer der Mensch zum Weiterleben bedarf, und als Petrus sagte, er habe alles verlassen, habe er damit nicht sagen wollen, er habe auf alles Eigene verzichtet. […] Der faktische Nießbrauch lasse sich nicht vom juridischen Besitz unterscheiden; jedes menschliche Recht, kraft dessen man materielle Güter besitze, sei eingeschlossen in den Gesetzen der Könige; Christus als sterblicher Mensch sei vom Augenblick seiner Empfängnis an Besitzer und Eigentümer aller irdischen Dinge gewesen, und als Gott habe er vom Vater die unbeschränkte Verfügungsgewalt über alles erhalten; er sei mithin Eigentümer von Kleidung und Nahrung gewesen, auch von Geldern aus den Spenden der Gläubigen, und wenn er arm gewesen, so nicht aus Mangel an Eigentum, sondern weil er die Früchte seines Eigentums nicht genoss. […] Und schließlich […] könne der römische Pontifex in Fragen des Glaubens und der Moral jederzeit die Entscheidungen seiner Vorgänger widerrufen, ja in ihr Gegenteil verkehren. Umberto Eco, S. 437f M3 N u r zu P rü fz w e c k e n E ig e n tu d s C .C . B u c h n r V e rl a g s | |
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