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119 2 Gebietsveränderungen durch die Kriege von 1864 und 1866. „Eisen und Blut“ Der neue Ministerpräsident verfocht in dem anhaltenden Streit um die Heeresreform ein Notrecht der Regierung und begründete das so: Da die Verfassung im Falle feh lender Einigung über den Haushalt keine rechtliche Grund lage enthalte, erlaube diese „Lücke“ staat liche Ausgaben auch ohne parlamentarische Ge neh migung. So setzte Bismarck die Heeresreform gegen die Parlamentsmehrheit durch. Denn seiner Meinung nach gehörte die Zukunft nicht dem liberalen, sondern dem starken Staat. Nicht durch Reden und Mehrheitsbeschlüsse würden „die großen Fragen der Zeit entschieden“, sondern durch „Eisen und Blut“ – so Bismarck 1862 vor dem Abgeordnetenhaus. Bismarcks außenpolitische Sicht Als Wien 1852 eine umfassendere Zollunion herbei führen wollte und dazu alle deutschen Staaten einlud, lehnte Berlin die Teilnahme ab. Preußen befürchtete wohl den Verlust seiner vorherrschenden Rol le im Deutschen Zoll verein. Bismarck war davon überzeugt, dass im Deutschen Bund für zwei Groß mächte kein Platz sei. Um die führende Rolle Preußens zu sichern, sollte Österreich zurückgedrängt werden. Als Diplomat wusste Bis marck, dass er dabei die Interessen der übrigen europäischen Großmächte berücksichti gen musste. Um für sein Ziel Rückendeckung zu erlangen, suchte er eine Verbindung mit Russ land. Eine Möglichkeit bot sich 1863. Als die Polen sich gegen die russische Unterdrückung erhoben, schlossen Preußen und Russ land eine Übereinkunft. Sie gestattete es den Truppen beider Staaten, bei der Verfolgung aufständischer Polen die Grenzen zu überschreiten. Der Deutsch-Dänische Krieg Die guten Beziehungen zu Russland bewährten sich in der Schleswig-HolsteinKrise von 1863/64. Ausgelöst wurde sie durch Dänemark. Gegen bestehende internationale Verträge war das Herzogtum Schleswig in den dänischen Staat eingegliedert worden. Während daraufhin nationale Kräfte im gesam ten Deutschen Bund eine Trennung Schleswigs und Holsteins von Dänemark forderten, verlangte Bismarck lediglich die Wiederherstellung des „alten Rechts“: Schleswig sollte in Personalunion mit der dänischen Krone verbunden bleiben. Als der dänische König dies ablehnte, konnte Bismarck mit Beteiligung Österreichs und Zustimmung der Groß mächte gegen die Dänen einen Krieg führen. Dänemark wurde besiegt und musste im Frieden von Wien 1864 auf alle Rechte an Schleswig und Holstein zugunsten Preußens und Österreichs verzichten. Damit hatte Bismarck zwei Ziele erreicht: Er vergrößerte Preußens Macht und befriedigte zugleich die nationalen Kräfte im Deutschen Bund. Der Deutsch-Deutsche Krieg Schleswig und Holstein blieben Unruheherde. Unstimmigkeiten in der gemeinsamen Besatzungspolitik ließen starke Span nungen zwischen Österreich und Preußen entstehen. 1865 einigte man sich, dass Preußen die Verwaltung über Schleswig und Österreich die über Holstein übernehmen sollte (Vertrag von Gastein). Doch damit kehrte keine Ruhe ein. Bismarck suchte einen Anlass für eine Auseinandersetzung mit Österreich, um beide Herzogtümer in Besitz zu nehmen und die preußische Vormachtstellung in Norddeutschland abzurunden. Als Österreich am 1. Juni 1866 die schleswig-holsteinischen Probleme vor den Bundestag brachte, stellte Bismarck dies als Bruch der Verträge dar und ließ Holstein besetzen. Österreich protes tierte und beantragte die Mobilisierung des gesamten nichtpreußischen Bundesheeres. Diesem Antrag stimmten Bayern, Württemberg, Hannover und Sachsen zu. Preußen trat daraufhin aus dem Deutschen Bund aus und forderte Sachsen, Hannover und Kurhessen auf, sich mit ihm zu verbünden. Als die drei Staaten ablehnten, wurden sie von preußischen Truppen besetzt. K G R D Ä N E M A R K Oder Elbe Rhein N o r d s e e O s t s e e Weichsel K G R S C H W E D E N Lauenburg Pommern Posen Brandenburg Thüring. Staaten KGR BAYERN Rheinprovinz Westfalen Hannover MecklenburgSchwerin Kurhessen Nassau HessenDarmstadt KGR SACHSEN Sachsen Oldenburg Anhalt K S R Ö S T E R R E I C H K S R R U S S L A N D Schlesien Schleswig 1864 unter preuß. Verwaltung Holstein 1864-66 unter österreich. Verwaltung L U X E M B U R G Hamburg N I E D E R L A N D E Grenze des Deutschen Bundes Preußen bis 1866 territoriale Gewinne Preußens 1866 0 100 km Frankfurt Lübeck Preußen KGR BÖHMEN Königgrätz Braunschweig 4743_113_128_q7.qxd 12.08.2016 8:05 Uhr Seite 119 Nu r z P rü f w ec ke n Ei ge tu m d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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