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121 5 10 15 20 25 30 10 15 20 1. Wie begründet Ihering seine Meinungsänderung (M 2)? 2. Untersuche die Einstellung der „Morgenzeitung“ zum Ende Kurhessens. Wie wird die Auflösung begründet? Welche Haltung nimmt der Verfasser ein? dass es notwendig war, was uns Uneingeweihten als frevelhafter Übermut erschien, es hat sich hinterher herausgestellt als unerlässliches Mittel zum Ziel […]. Ich gebe für einen solchen Mann der Tat, nicht der leichtsinnigen, sondern der politisch und moralisch in gleicher Weise beherzten und gewappneten Tat, hundert Männer der liberalen Gesinnung, der machtlosen Ehrlichkeit. Hätte ich das vor neun Wochen geglaubt, dass ich noch einen Dithyrambus** auf Bismarck schreiben würde? Aber ich kann nicht anders! Das Schimpfen auf ihn überlasse ich jetzt meinen hartköpfigen Kollegen aus Schwaben und Bayern. Günter Schönbrunn (Bearb.), Das bürgerliche Zeitalter, München 1980, S. 342 f. * Frivolität: Leichtfertigkeit * * Dithyrambus: Loblied wirkt worden ist. Die vielhundertjährige Selbstständigkeit des hessen-kasselschen Landes, welches zwei Monate gleich einem eroberten Lande besetzt und verwaltet war, ist in förmlicher und feierlicher Weise zu Grabe getragen und die Gemeinschaft mit einem andern, weit größeren Staatswesen hat sich […] eröffnet. Untergegangen in seiner Selbstständigkeit ist Kurhessen für immer, untergegangen sind aber zugleich, was auch die Folgezeit bringen mag, alle die zahllosen, so lange geduldig ertragenen Leiden, die nur in einem Kleinstaat möglich sind und aus einer kleinlichen Auffassung der öffentlichen Dinge wie der Volkswohlfahrt her vorgingen. http://www.digitales-archiv.net/dokumente/h5/dok3.html (leicht überarbeitet) 2 Stimmungswechsel Der liberale Göttinger Jurist Rudolf von Ihering schreibt am 1. Mai 1866 an einen Freund: Mit einer solchen Schamlosigkeit, einer solchen grauenhaften Frivolität* ist vielleicht noch nie ein Krieg angezettelt worden wie der, den Bismarck gegenwärtig gegen Öster reich zu erheben sucht. Das innerste Ge fühl empört sich über einen solchen Frevel an allen Grundsätzen des Rechts und der Moral. Wenige Wochen später bekennt Ihering einem anderen Freund: Ich beuge mich vor dem Genie eines Bismarck, der ein Meisterstück der politischen Kombination und Tatkraft geliefert hat. Ich habe dem Mann alles, was er bisher getan hat, vergeben, ja mehr als das, ich habe mich überzeugt, 3 Kurhessen geht in Preußen auf Die „Hessische Morgenzeitung“ aus Kassel schreibt am 8. Oktober 1866: Am heutigen Tage ist mit unserem hessischen Vaterlande jene große bedeutungsvolle Wandel vor sich gegangen, welche durch das Ergebnis des deutschen Krieges von diesem Sommer be1 Königgrätz. Ölgemälde (185 x 283 cm) von Christian Sell, 1872 (Ausschnitt). Sell war preußischer Armeemaler und hat 1866 an der Schlacht von Königgrätz teilgenommen. In der Bildmitte reitet König Wilhelm I. Er wird begleitet vom Kronprinz Friedrich, Otto von Bismarck und Generalstabschef Helmuth von Moltke. Zum Sieg der Preußen trug bei, dass die preußische Heeresleitung die Truppen mit Hilfe der Eisenbahn schnell in das Aufmarschgebiet der Österreicher nach Böhmen verlegen konnte. Zugleich machte sich erneut die waffentechnische Überlegenheit Preußens bemerkbar. Die preußischen Soldaten benutzten Zündnadel gewehre, die eine dreimal höhere Schussgeschwindigkeit besaßen als die herkömmlichen Karabiner. Dies spiegelt die Zahl der Opfer: Auf österreichischer Seite waren 25 000 Menschenleben, auf preußischer 9 000 zu beklagen. 5 4743_113_128_q7.qxd 12.08.2016 8:05 Uhr Seite 121 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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