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Neue Konfl ikte Das Ende des Ost-West-Konfl ikts hatte die Welt zwar sicherer gemacht, jedoch nicht alle Konfl ikte beendet. Im Zeitalter der Globalisierung sahen sich die USA mehr denn je als „Weltordnungsmacht“ herausgefordert. Der Zerfall des Vielvölkerstaates Jugoslawien, der zur Zeit des Kalten Krieges als Puffer zwischen den Blöcken gedient hatte, führte 1991 zu einem von allen kämpfenden Parteien grausam geführten Bürgerkrieg. Da die internationale Gemeinschaft die Kriegsparteien nicht mit diplomatischen Mitteln und Handelsbeschränkungen zu einem Einlenken bewegen konnte, erteilte der UN-Sicherheitsrat 1994 ein Mandat für Kampfeinsätze. In der Absicht, den Konfl ikt durch einen begrenzten Militäreinsatz zu lösen, beteiligten sich auch die USA. 1995 konnten sie zwar einen Friedenskompromiss durchsetzen, der jedoch nicht von Dauer war. Als es ab 1998 zu Kämpfen in der serbischen Provinz Kosovo kam, griff im März 1999 erneut eine von den Vereinigten Staaten angeführte NATO-Koalition ein. Erstmals führte die NATO hier ohne UNMandat Krieg gegen einen anderen Staat, begründet als Reaktion auf die Menschenrechtsverletzungen der Serben gegen die Kosovo-Albaner. Die Entscheidung der NATO, ohne UN-Mandat im Kosovo militärisch einzugreifen, ist völkerrechtlich umstritten. Verleiht der von der westlichen Welt beanspruchte höhere moralische Standard automatisch das Recht zur Intervention? Welche Lösungen kann es für den Widerspruch zwischen dem Nichteinmischungsgebot des Völkerrechts und dem Schutz der Menschenrechte geben? Vor diese und ähnliche Fragen waren und sind die USA und ihre NATO-Bündnispartner gestellt. Nicht nur im ehemaligen Jugoslawien, auch in anderen Regionen wie Somalia oder Haiti wurde deutlich, dass militärische Mittel nur bedingt dazu taugen, nachhaltige Lösungen für die Weltprobleme zu fi nden. Erster Krieg im Golf Ein besonderes Interessengebiet der USA war seit Langem der Nahe Osten, mit seinen reichen Ölvorkommen eine Schlüsselregion der Weltenergieversorgung. Jedoch verursachen nicht nur das große Wohlstandsgefälle zwischen ölreichen und -armen Ländern sowie der Kampf um die Vormacht im Nahen Osten, sondern auch die religiösen Konfl ikte innerhalb der islamischen Welt immer wieder Spannungen und Kriege in der Region. Nachhaltig wirkt sich auch das Erbe des imperialen Zeitalters aus. Die Kolonialmächte hatten die Region in mehrere neue Staaten mit willkürlichen Grenzen aufgeteilt. Um ein Gegengewicht zur antiwestlichen und amerikafeindlichen Islamischen Republik Iran zu schaffen, unterstützten die USA den Diktator Saddam Hussein im Nachbarstaat Irak. Dieser wollte sein Land zur führenden Macht am persischen Golf machen und die Erdölvorkommen kontrollieren. Er begann im Jahr 1980 den Ersten Golfkrieg gegen den Iran, der bis 1988 dauerte. Der Krieg endete mit einem Patt und führte zu einer weiteren Radikalisierung des iranischen Regimes, dessen Rückhalt in der Bevölkerung noch gestiegen war. Saddam Hussein war gegen den Iran mit der Parole angetreten, die „islamische Expansion“ aufzuhalten. Dies erzeugte bei vielen Moslems in aller Welt ein Gefühl der Solidarität und zugleich eine wachsende Abneigung gegen die westlichen Staaten, vor allem gegen die USA. Mit zunehmender Sorge betrachtete die westliche Welt aber auch die Entwicklung der Diktatur Saddam Husseins, der über kriegserprobte und hochgerüstete Streitkräfte verfügte. Im August 1990 besetzten die Truppen Saddam Husseins das kleine Nachbarland Kuwait. Der Militärschlag schnitt die westlichen Industriestaaten von einer ihrer wichtigsten Erdölquellen ab. Zudem bedrohte der Irak mit Saudi-Arabien und Israel zwei weitere Länder, die unter dem Schutz der USA standen. Präsident Bush sah in der Krise Saddam Hussein (1937 2006): 1979 bis 2003 Staatspräsident und von 1979 bis 1991 sowie 1994 bis 2003 Premierminister des Irak. Nach Ende des Irak-Krieges 2003 wurde er von amerikanischen Truppen festgenommen, an die irakische Übergangsregierung übergeben, zum Tode verurteilt und hingerichtet. i Anti-NATO-Demonstration in Washington, D.C. Foto vom 23. April 1999. Der Protest fi el mit der Eröffnungsfeier des 50. Jahrestages der NATO zusammen. Einen Monat zuvor war der von den USA angeführte NATO-Einsatz im Kosovo gestartet. 217Möglichkeiten und Grenzen der letzten Supermacht Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge tu m de s C .C .B uc hn r V er la gs | |
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