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M3 Arminius als deutscher Nationalheld Nachdem der Architekt und Bildhauer Ernst von Bandel mit seinem seit 1819 geplanten Denkmal der Befreiungskriege zu Ehren des Arminius („Hermann“) beim bayerischen König Ludwig I. nicht auf die gewünschte Resonanz gestoßen ist, kehrt er 1834 München den Rücken und sucht im Teutoburger Wald nach einem geeigneten Platz für das Bauwerk. Dort gründet sich 1838 ein „Verein für die Errichtung des Hermanns-Denkmals“. Erste Skizzen zu einem „deutschen National-Denkmal“ entstehen. 1841 wird auf dem Teutberg südwestlich von Detmold der Grundstein gelegt. Danach geht der Bau nur schleppend voran, da das öffentliche Interesse und damit auch die Fördermittel gering sind. Die nationale Begeisterung nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 und Großspenden Kaiser Wilhelms I. ermöglichen schließlich die Fertigstellung. Am 16. August 1875 wird das Hermannsdenkmal feierlich eingeweiht. In einer Broschüre zur Feier der Grundsteinlegung 1841 heißt es: Da wird die Zeit kommen, wo der alte Kaiser erwacht, der im Kyffhäuser1 [...] schläft, dem vor langem Schlafen der Bart durch den Felsen gewachsen ist. Wenn die Husaren in die Trompete blasen und die Trommelwirbel durch alle Gauen2 tönen, dass vor lauter Lärmen die Felsen erdröhnen; da wird der alte Kaiser sich regen, und aus dem Schlummer erwachend und sich besinnend wird er fragen! „Was ist das für ein Lärmen in meinen Deutschen Landen, der mich aus dem langen Schlummer erweckt?“ – Und seine Dienstmannen werden ihm antworten müssen: „Das Deutsche Volk ist in Bewegung. Deutschland ist wieder erstanden zur gewaltigen Einheit, zur mächtigen Größe!“ Und der Kaiser wird erstaunt fragen: „Ist das Deutschland, das zerrissen war?“ Und sie werden ihm antworten: „Nein! es ist das Einige Deutschland!“ Und freudig sich ermannend wird der Kaiser sagen: „Das ist wieder Mein Deutschland! Mein großes schönes Deutschland! Die Zeit ist um. Ich habe den langen Schlaf ausgeschlafen. Wohlan! Bringt mir mein Ross, dass ich es besteige, dass ich durch alle Deutschen Gauen reite, und mein Volk mustere. Wo ist der Feind?“ [...] Und erschüttert von dem gewaltigen Jauchzen des Volks, und erweckt durch die deutschen Töne, wird Hermann von seinem Felsen herabsteigen und unter das Volk treten. Und der alte Kaiser und die Fürsten und Könige werden ihm entgegenschreiten, und ihn in ihre Mitte nehmen. Sie werden ihn als den ersten deutschen Helden begrüßen, dem das Vaterland seine Freiheit und Selbstständigkeit verdankt, und der der erste Begründer seiner jetzigen Größe gewesen ist. Zitiert nach: Ludger Kerssen, Das Interesse am Mittelalter im deutschen Nationaldenkmal, Berlin u. a. 1975, S. 81 f. 1 Kyffhäuser: Bergrücken in Thüringen, wo einer Sage nach Kaiser Friedrich I. Barbarossa (um 1122 1190) schlafend auf den richtigen Moment für seine Wiederkehr wartet. Im 19. Jahrhundert wurde die Regionalsage zum deutschen Nationalmythos erhoben: Der Rückgriff auf die alte Kaiserherrlichkeit der Stauferzeit verband sich mit der Sehnsucht nach einem geeinten Deutschen Reich, die 1871 in Erfüllung zu gehen schien. Zwischen 1890 und 1897 wurde zu Ehren Kaiser Wilhelms I. auf den Resten der Reichsburg Kyffhausen das Kyffhäuserdenkmal errichtet. 2 Gau: geschlossener germanischer Siedlungsraum; auch Bezeichnung für eine Region als Verwaltungseinheit u Zur Enthüllungsfeier des Hermannsdenkmals am 16. August 1875. Holzschnitt aus der Zeitschrift „Kladderadatsch“ vom 15. August 1875. Arminius und Martin Luther vor dem Petersdom „gegen Rom“. Arminius: „Ich habe gesiegt!“ Luther: „Ich werde siegen!“ p Erläutern Sie die Aussage des Holzschnitts. Warum werden hier Arminius und Luther „gegen Rom“ dargestellt? Recherchieren Sie dazu zum nationalen Luthermythos (siehe auch M4) und zum „Kulturkampf“. 5 10 15 20 25 61Mythen der Nationen: Arminius – „Gründungsvater“ der Deutschen? Nu zu P rü fzw ec ke n Ei tu m d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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