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179 5 10 5 10 5 Q2 Eine verbesserte DDR? Bald nach dem Mauerfall diskutieren die Menschen in Ostdeutschland über die Zukunft. Aus Leipzig wird berichtet: „Ich bin Werkzeugmacher und heiße Hans Teschnau“, stellt sich ein Redner vor. Er habe vierzig Jahre Sozialismus ertragen und keine Lust mehr auf neue Varianten. „Keine Experimente mehr! Wir sind keine Ver suchskaninchen!“, lautet seine Losung. Vor der Tür gebe es schließlich ein funktionierendes Gegenmodell. Freie Marktwirtschaft und Wiedervereinigung seien der einzige Ausweg. Die Reaktion ist eindeutig: langer Beifall und Sprechchöre: „Deutschland, einig Vaterland.“ Immer wieder skandiert die Menge auch „Freiheit, Freiheit“ und „Wir sind das Volk“. Christoph Links und Hannes Bahrmann: Chronik der Wende. Die Ereignisse in der DDR zwischen 7. Oktober 1989 und 18. März 1990, Berlin 1999, S. 89 Q3 Der Blick aus dem Ausland Die britische Zeitung „Guardian“ schreibt über die Sicht der europäischen Nachbarn: Deutschland ist eine regionale Macht geworden und besitzt ein ähnliches Gewicht wie Japan. Von Mos kau bis London hat diese Veränderung ungeahnte Konsequenzen hinsichtlich unserer Position zur europäischen Einigung und darüber hinaus. Man könnte mit Recht sagen, dass Deutschland – genau wie Japan – einen größeren Anspruch auf einen ständigen Sitz im Welt sicherheitsrat1 als Großbritannien besitzt. Zitiert nach: Frankfurter Rundschau vom 4. Dezember 1990 1 Gemeint ist der UN-Sicherheitsrat. Q4 Angst vor dem neuen Deutschland? Der französische Historiker Alfred Grosser äußert sich am 13. September 2000: Nein, wirklich, [das heutige] Deutschland ist eine Nation wie alle anderen. Eine Nation, mit der wir zu leben lernen müssen. Die Partnerschaften zwischen Städten und Schulen sind die beste Antwort auf die französischen Ängste [vor einem wieder erstarkten Deutschland]. Lasst uns keine Angst haben! Alfred Grosser: „N’ayons pas peur!“, in: Le Figaro am 13. September 2000, S. 16, übersetzt von U. Schnakenberg 1. Erstelle eine Zeitleiste zu den Jahren 1989 und 1990. 2. Erkläre die Bedeutung der Parole „Wir sind das Volk!“ sowie den Unterschied zu dem Ruf „Wir sind ein Volk!“. 3. Erkläre, warum sich einige europäische Nachbarn Sorgen um eine mögliche Wiedervereinigung Deutschlands machten (Q3, Q4, Q6). 4. Beurteile, inwiefern diese Sorgen begründet waren. 5. Beschreibe das Bild Q5 vom Treffen Kohls mit Gorbatschow und erkläre, wie die freundschaftliche Atmosphäre im Bild ausgedrückt wird. 6. Diskutiert die Behauptung von Alfred Grosser (Q4): „Deutschland ist eine Nation wie alle anderen.“ 7. Diskutiert, ob man auch einen Termin des Jahres 1989 zum Nationalfeiertag hätte erklären können. Q5 Treffen im Kaukasus Foto vom 15. Juli 1990. Gorbatschow und seine Frau Raissa (links) mit Helmut Kohl bei einem Spaziergang. Q6 March of the Fourth Reich Zeichnung von Bill Caldwell aus der britischen Zeitung „Daily Star“, Februar 1990. Lesetipps: Markus Burkhard: Macht ihr eure Wende, München 2007 (Ironische Erzählung über den 15-jährigen Paul, der zwischen den aufregenden historischen Ereignissen der Wendezeit und seiner Liebe zu Claudia hin und her gerissen wird) Grit Poppe: Abgehauen, Hamburg 2012 (Roman, der auf Zeitzeugeninterviews beruht. Die unangepasste Gonzo fl ieht aus verschiedenen Jugendheimen der DDR und gelangt schließlich in die völlig überfüllte Prager Botschaft der Bundesrepublik.) 30003_1_1_2015_124_203_kap03.indd 179 05.02.15 08:34 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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