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189 1. Überlege, welche Fragen die Interviewerin der Lehrerin vermutlich gestellt hat. 2. Erstelle eine Liste mit weiteren Fragen, die du der Lehrerin oder einem anderen Einwanderer stellen würdest. Internettipp: www.zeitzeugenbuero.de Die Internetplattform vermittelt Kontakt zu Zeitzeugen zum Thema DDR und deutsche Teilung. M1 Eine Einwanderin berichtet über ihre Geschichte Mehr als 16 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben in Deutschland. Im Rahmen des Projektes „Gedächtnis der Nation“ werden einige von ihnen nach ihrer persönlichen Geschichte befragt. Die Journalistin Lydia Rosenfelder berichtet hier von dem Interview mit einer türkischstämmigen Gastarbeiterin von 2012: [Die nächste Interviewpartnerin ist eine] anatolisch[e] Lehrerin, die ihre Kinder in der Türkei zurücklassen musste. [Sie] fi xiert ihren Gesprächspartner mit großen, dunklen Augen. Sie war 26 Jahre alt, als sie in Hannover landete und für 3,50 Mark die Stunde am Fließband Fernseher zusammenschraubte. „Das war nicht in Ordnung“, sagt sie und schluckt. 22 Monate lang hat sie ihre Kinder weder gesehen, noch mit ihnen telefonieren können. Sie wohnte in einem Heim für Gastarbeiterinnen. Für Frauen war es damals leichter, Arbeit zu finden. Ihr Ehemann kam erst später nach. Neun Jahre arbeitete sie in Fabriken. Sie säuberte Eisenteile in Worms, der Gestank am Fließband war grässlich, sie bekam Asthma davon. Dann fand sie endlich wieder Arbeit als Lehrerin, durfte türkische Schüler unterrichten. Inzwischen war sie in Wiesbaden gelandet: „Wiesbaden war okay.“ Dort engagierte sie sich im Ausländerbeirat und in der SPD und brachte türkischen Frauen Lesen und Schreiben bei. Die Lehrerin ist stolz auf ihr Leben. Sie lächelt, eine Stunde ist verflogen, sie verabschiedet sich. Lydia Rosenfelder: So war das mit der Schweinemilch, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 13. Mai 2012, Nr. 19, S. 16 5 Nachbereitung: 1 Diskutiert über das Gespräch: – Hat das Gespräch eure Erwartungen erfüllt? – Waren die Aussagen des Zeitzeugen glaubwürdig? Könnte der Zeitzeuge übertrieben oder auch Dinge vergessen haben? Über welche Aspekte hat der Zeitzeuge vielleicht bewusst nicht gesprochen? 1 Präsentiert das Ergebnis der Zeitzeugenbefragung in der Klasse bzw. in eurer Schule. Wenn der Zeitzeuge einverstanden ist, könnte man das Gespräch auch auf der Homepage der Schule oder bei YouTube einstellen. 1 Vergleicht die Aussagen des Zeitzeugen mit anderen Quellen. Wenn ihr Widersprüche feststellt, überlegt, woran das liegen könnte. Vorbereitung für eigene Fragen 10 15 20 25 30003_1_1_2015_124_203_kap03.indd 189 05.02.15 08:34 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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