4 Kathedrale in Amiens, Baubeginn 1220, südliche Langhauswand von der Vierung* aus gesehen 1 Visualisieren Sie mithilfe einer Zeichnung das Dienstsystem der Kathedrale von Amiens (Abb. 4). 2 Vergleichen Sie die Obergaden von Chartres (Abb. 2) und Amiens (Abb. 4) und beschreiben Sie die Unterschiede. Fensterarchitektur als Grundlage An der künstlerischen Qualität wurde immer weiter gefeilt. In der Gegenüberstellung von Chartres und Amiens entdeckt man viele neue, auf ein vereinheitlichtes System hin optimierte Konzeptionen. Auch die Detailformen wirken feiner und reicher (Abb. 4). Die auffälligste Veränderung fi ndet sich jedoch in der Gestaltung der Fenster. In Amiens ist der gesamte Ober gaden in Glasfl äche aufgelöst. Die einzelnen Scheiben sitzen in einem Rahmen aus gitter artig ineinander gestellten Spitzbögen (Lan zetten*) und Rosetten*. Eine solche Fenster rahmung nennt man Maßwerk*. Jedes Ober gadenfeld wird von einer Gruppe aus zwei Lanzetten und einer Rosette ausgefüllt. Jede Lanzette ist nochmal auf die gleiche Weise unterteilt. Es gibt also eine große und eine kleine Ordnung. Eine Eigenschaft ist dabei künstlerisch besonders faszinierend. Dem Baumeister ist es gelungen, Maßwerk und Dienstapparat in ein gemeinsames System zu integrieren. Nahtlos fügen sich die Maßwerkstege in die durch die Dienste vorgegebene Hierarchie ein. Während die Rahmen der großen Ordnung den äußeren Dienst des Schildbogens aufgreifen, werden alle Stege der kleinen Ordnung nochmals dünner. Ihre Form entspricht aber jener aller anderen Dienste. Die Rosetten entwickeln sogar eine zahlenmäßige Steigerung von unten nach oben: Im Triforium* bestehen sie aus Dreipässen, also drei miteinander verschliffenen Kreisen, in der kleinen Ordnung aus Vierpässen* und in der großen aus Achtpässen. In Amiens ist ein Grad an systematischer Dichte erreicht, der kaum noch zu überbieten ist. Sowohl die Kathedrale in Chartres wie auch die Kathedrale in Amiens werden architekturhistorisch der Gotik* bzw. der Hochgotik zugeordnet. N u z u P rü fz w e c k e n E ig e n tu m d e s C .C .B u c h n e r V e rl a g s