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175Einführung Wer hatte Schuld am Ausbruch des Kalten Krieges? Der politische Gegensatz zwischen den Großmächten USA und Sowjetunion wurde während des Zweiten Weltkrieges durch die gemeinsame Frontstellung gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich und dessen Verbündete überlagert. Schon wenige Jahre nach dem Sieg über Deutschland verschärfte sich die Rivalität der beiden Mächte. Die Welt schien in zwei gegnerische Lager zu zerfallen (Bipolarität), in den Osten unter Führung der UdSSR und den Westen mit den USA als Vormacht. Als Reaktion auf die Sowjetisierung Ostmitteleuropas betrieben die Vereinigten Staaten eine Politik der Eindämmung des Kommunismus. Sie gewährten noch nicht kommunistischen Staaten wirtschaftliche, politische und militärische Unterstützung und betrieben die Gründung der NATO im Jahr 1949. Dabei wurde eine direkte Konfrontation vermieden – nicht zuletzt wegen der atomaren Bewaffnung von USA und UdSSR. Stattdessen bekämpften sich beide Mächte in den Jahrzehnten nach 1945 politisch, weltanschaulich und wirtschaftlich sowie durch Stellvertreterkriege. Das Zeitalter des „Kalten Krieges“ prägte die Weltpolitik. Die Trennlinie zwischen Ost und West, der „Eiserne Vorhang“, verlief dabei mitten durch Deutschland. Seit ihrer Einbindung in beide Machtblöcke standen sich auch Bundesrepublik und DDR feindlich gegenüber. 1961 wurde der Bau der Mauer quer durch Berlin zum Symbol des Kalten Krieges. Bei der Frage nach der Ursache für die Spaltung der Welt in zwei Lager waren sich (vor allem amerikanische) Wissenschaftler in den 1950er-Jahren einig: Die aggressive Expansionspolitik der Sowjetunion und die Etablierung des „Ostblocks“ hätten eine weitere friedliche Kooperation zwischen West und Ost nach dem Krieg verhindert. In den 1960erund 70er-Jahren wurde diese Sichtweise von Intellektuellen bezweifelt, die der amerikanischen Regierungspolitik aufgrund der Ereignisse in Vietnam kritisch gegenüberstanden. Nicht Moskau habe den Kalten Krieg verursacht, sondern Washington; der sich ausbreitende Wirtschaftsimperialismus der USA, der auch die Sowjetunion unterwerfen wollte, habe den Konfl ikt provoziert. Als der Ost-West-Konfl ikt 1989/90 schließlich endete, wurde die Teilung Deutschlands und Europas überwunden und es eröffneten sich neue Perspektiven für die Politik in der Welt. Auch die Auseinandersetzungen um Ursachen und Triebkräfte des Kalten Krieges fanden einen moderateren Ton. Heute stehen Wissenschaftler auf dem Standpunkt, dass beide Seiten aus Angst vor der Hegemonie der jeweils anderen Supermacht handelten und dass dies zur Eskalation der politischen Konfrontation geführt habe. „Die westliche Politik der Kooperationsverweigerung […]“, so resümiert zum Beispiel der Historiker Wilfried Loth, „provozierte die Abschließung und einheitliche Ausrichtung des Sowjetblocks, die die amerikanischen Dogmatiker schon zuvor behauptet hatten; die Monolithisierung [Blockbildung] Osteuropas und die Obstruktion [Verhinderung] des Marshall-Plans riefen die westliche Blockbildung hervor, gegen deren vermutete Folgen sie gerichtet waren; und beide Seiten fanden in der gegnerischen Blockbildung Anlass, die Überschätzung der Kräfte der Gegenseite bestätigt zu sehen.“ u Warum kam es nach 1945 zu einer weltweiten Blockbildung und wodurch war diese gekennzeichnet? u Was verursachte Krisen und Konfl ikte im Zeichen des Kalten Krieges, wie verliefen diese und wie wurden sie bewältigt? u Welche Auswirkungen hatte die Entspannungspolitik auf die vorherrschenden Konfl ikte und wie trug diese zur Sicherung des Friedens bei? u Welche Ursachen und Folgen hatte das Ende des Kalten Krieges und welche Möglichkeiten bestanden für die Neuordnung des internationalen Systems nach 1989/90? Nu r z P rü fzw ec ke n Ei g nt um C .C .B uc hn er V er la gs | |
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