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Lösungsvorschlag Erörtern Sie die These Heinrich August Winklers, dass die Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 „weder ein zwangsläufi ges Ereignis der vorangegangenen politischen Entwicklung noch ein Zufall“ war. 1. Geben Sie die Kerngedanken Heinrich August Winklers wieder. Winkler sieht in der Ernennung Hitlers nicht den unausweichlichen Ausgang der deutschen Staatskrise, die mit dem Bruch der Großen Koalition am 27. März 1930 begonnen hatte. Es habe weder den Zwang gegeben, sich von den Kanzlern Brüning und Schleicher zu trennen, noch habe eine Notwendigkeit bestanden, Hitler, der keine Mehrheit im Reichstag besaß, zum Kanzler zu ernennen. Winkler führt weiter aus, dass Hindenburg, der bis in den Januar 1933 eine Kanzlerschaft Hitlers abgelehnt hatte, schließlich seinen engsten Beratern und dem Druck einfl ussreicher Kreise nachgegeben habe. Aufgrund seines hohen Alters („der Greis“) sei Hindenburg schließlich nicht mehr in der Lage gewesen, in dieser Frage länger standhaft zu bleiben. Laut Winkler war der 30. Januar 1933 weder die unabwendbare Konsequenz einer politischen Krise noch ein Zufall. Hitlers Verankerung in den Wählermassen habe seine Ernennung zum Kanzler möglich gemacht, dabei habe es jedoch des Willens Hindenburgs bedurft. Die Stärke der alten Eliten, die eine Regierung der nationalen Konzentration unter Einbeziehung der Nationalsozialisten forderten, sei ein seit Langem bestehendes politisches Faktum gewesen. Auch der Vertrauensverlust in den demokratischen Staat habe Gründe, die mit der Geburt der Weimarer Republik als Ergebnis der Niederlage im Ersten Weltkrieg zusammenhingen. Als langfristige, tiefer reichende Ursachen werden von Winkler die Verschleppung der Freiheitsfrage im 19. Jahrhundert sowie die Unstimmigkeit der politischen Modernisierung angesehen. 2. Erläutern Sie die Auffassung Winklers hinsichtlich der Ursachen des Scheiterns der Weimarer Republik, indem Sie auf die von ihm angesprochenen Konfl ikte und Probleme näher eingehen. Die Staatskrise begann laut Winkler mit dem Bruch der Großen Koalition am 27. März 1930. Die Koalition bildeten die Reichstagsfraktionen der SPD, des Zentrums, der BVP und der beiden liberalen Parteien DDP und DVP. Die Persönlichkeit, die die Große Koalition zusammenhielt, war Außenminister Stresemann, der jedoch im Oktober 1929 verstarb. Danach verschärften sich die Konfl ikte zwischen den Parteien auf dem Gebiet der Wirtschaftsund Sozialpolitik, vor allem zwischen SPD und DVP. Angesichts steigender Arbeitslosenzahlen musste der Beitragssatz zur Arbeitslosenversicherung neu festgelegt werden. Die Fraktionen der Großen Koalition konnten sich nicht einigen und Reichskanzler Müller trat am 27. März 1930 zurück. Reichspräsident Hindenburg ernannte daraufhin Brüning, der dem Zentrum angehörte, zum Reichskanzler. Da Brünings Kabinett über keine parlamentarische Mehrheit verfügte, sollte die Handlungsfähigkeit der neuen Regierung mittels der Verfassungsartikel 48 (Notverordnungsrecht) und 25 (Reichstagsaufl ösung) gesichert werden. Die Entlassung Brünings am 30. Mai 1932 und die Ernennung Papens als Nachfolger wird von Winkler als dramatische Zuspitzung der Staatskrise bezeichnet (Zeile 3). 329Perspektive Abitur: Übungsaufgabe mit Lösungsvorschlägen Der Operator „Wiedergeben“ gehört dem Anforderungsbereich I (Reproduktion) an. Wiedergeben bedeutet, die zentralen Gedanken des Autors erfassen und dabei unter Beibehaltung des Sinnes auf die wesentlichen Aussagen zu reduzieren. Der Operator „Erläutern“ gehört dem Anforderungsbereich II (Reorganisation und Transfer) an. Erläutern bedeutet, die vom Autor angesprochenen historischen Sachverhalte in einen größeren historischen Zusammenhang zu stellen, indem sie durch zusätzliche Informationen aus dem Vorwissen oder durch Beispiele verdeutlicht werden. Nu r z u P üf zw ck en Ei ge nt u es C .C .B uc hn er V rla gs | |
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