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25 Jahren hervorging, nur die Funktionen Budgetrecht, Gesetzesinitiative und Abstimmung über Gesetzesvorlagen. Eine direkte Kontrolle der Reichsregierung konnte er nicht ausüben. Denn nicht der Reichstag, sondern der Kaiser hatte das Recht, den Kanzler mit seiner Regierung einzusetzen und zu entlassen. Dabei wurde der Reichstag bereits von allen männlichen Deutschen mit gleichem Stimmrecht gewählt, was im europäischen Maßstab eine frühe Demokratisierung bedeutete. Hier lag die Ungleichzeitigkeit von Demokratisierung und Parlamentarisierung, die Winkler meint. Das Wahlrecht gab allen männlichen Bürgern früh das gleiche Stimmrecht, aber das vom Volk gewählte Parlament konnte nicht über die Regierung entscheiden. 3. Setzen Sie sich vor dem Hintergrund Ihrer Vorkenntnisse und unter Einbezug der Ausführungen Hagen Schulzes (M2) kritisch mit Winklers These zur Machtübernahme der Nationalsozialisten auseinander. Hier wäre anzuführen, dass die Argumentation Winklers zunächst durchaus einleuchtend erscheint. Was in Weimar fehlte, war eine alle Schichten umfassende und breit angelegte grundsätzliche Unterstützung der jungen Republik und ihrer politischen Prinzipien. Überzeugend erscheinen auch die Ausführungen, die Winkler zur Rolle Hindenburgs macht. Tatsächlich hätte er 1933 Schleicher im Amt belassen oder einen „überparteilichen“ Kanzler einsetzen können. Ein verfassungsmäßiger Zwang, Hitler zum Kanzler zu machen, bestand keineswegs. Doch war Hindenburg zum einen aufgrund seines fortgeschrittenen Alters nicht mehr in der Lage, dem Druck seiner politischen Ratgeber zu widerstehen. Zum anderen war er aber auch ein Teil jenes konservativ-reaktionären Machtzentrums, das eine grundsätzliche Veränderung der politischen und staatlichen Strukturen verlangte und den Einfl uss von Kommunisten und der Sozialdemokratie ausschalten wollte. Dies wird zwar von Winkler eingeräumt, doch sollte die verhängnisvolle Rolle Hindenburgs in einem längerfristigen Kontext gesehen werden. Hindenburg, der zeit seines Lebens überzeugter Monarchist gewesen war, hatte maßgeblichen Anteil an der Entstehung und Verbreitung der Dolchstoßlegende. Die Analyse von Hagen Schulze stimmt teilweise mit Winkler überein, nennt darüber hinaus allerdings weitere wesentliche Ursachen. Eine Hauptursache sieht Schulze – wie auch Winkler – darin, dass die Einstellungen und die Mentalitäten der Bevölkerungsmehrheit nicht mit dem politischen System von Weimar kompatibel waren. In Übereinstimmung mit Winkler sieht Schulze als längerfristige Ursache ebenfalls den besonderen Verlauf der preußisch-deutschen Geschichte. Als weitere Belastungen erkennt Schulze die Entstehungsbedingungen der Weimarer Republik mit ihren außenpolitischen Einschränkungen sowie den Wahlrechtsmodus und Merkmale der Verfassungsordnung (Zeile 10 16). Insbesondere die außenpolitischen Einschränkungen, hier vor allem die Reparationslasten als Folge des Versailler Vertrages, dürften sich verheerend ausgewirkt haben. Die überwiegende Mehrheit der deutschen Politiker und der deutschen Bevölkerung waren der Auffassung, dass die deutschen Gebietsverluste, die erzwungene Anerkennung der Kriegsschuld und die Reparationen ein unerträgliches Unrecht seitens der Siegermächte darstellten. Die Propaganda der Nationalsozialisten gegen den „Schandfrieden“ von Versailles und die sogenannten „Erfüllungspolitiker“ fand daher immer große Resonanz. Die Hyperinfl ation von 1923 wurde hauptsächlich auf die Reparationen zurückgeführt. Die enormen Vermögensverluste durch die Infl ation schufen tief sitzende Ressentiments gegen den Staat und seine politischen Führungseliten. 331Perspektive Abitur: Übungsaufgabe mit Lösungsvorschlägen Der Operator „Sich auseinandersetzen“ gehört dem Anforderungsbereich III (Refl exion und Problemlösung) an. Sich kritisch auseinandersetzen bedeutet, zu einer historischen Problemstellung oder einer These eine Argumentation zu entwickeln, die zu einem begründeten Urteil führt. Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei g nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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