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7Plinius und seine Briefe Briefe aus der Antike stellen einen Glücksfall dar, insofern Sie unmittelbare Einblicke in das Leben des Autors sowie die Gesellschaft und Politik seiner Zeit gewähren. So wie Ciceros umfangreiches Briefkorpus Alltägliches und Politisches aus der Zeit der untergehenden Republik berichtet, bieten die Briefe des Plinius ein plastisches Bild des ausgehenden 1. Jhs. n. Chr. Plinius’ Briefsammlung umfasst zehn Bücher. Die ersten neun enthalten Briefe zu den unterschiedlichsten Alltagsthemen wie das Leben in Rom und in den römischen Provinzen, die Sklaverei oder die Massenunterhaltung. Diese Briefe sind zwar an echte Briefpartner gerichtet, waren aber von Anfang an für eine spätere Veröffentlichung gedacht und entsprechend sorgfältig verfasst, deshalb spricht man auch von sog. Kunstbriefen. Buch 10 kommt als einer Sammlung von Amtsschreiben an und von Kaiser Trajan eine besondere Stellung zu (➙ GW, S. 41). Plinius und seine Zeit Plinius erlebte in seiner aktiven Berufszeit vier Kaiser: Titus, Domitian, Nerva und Trajan (➙ Zeittafel, S. 40). Besonders prägend für sein Leben waren zwei Kaisergestalten, die als gegensätzliche Typen in die Geschichte eingegangen sind: Domitian als Tyrann und schlechter Herrscher, Trajan als Musterkaiser und vorbildlicher Lenker des römischen Reichs. Domitian herrschte als letzter Kaiser der flavischen Dynastie von 81–96 n. Chr. Indem er sich als dominus et deus, unumschränkter Herrscher und Gott zugleich, anreden ließ, brach er mit der von Augustus klug erfundenen Idee des Kaisers als princeps. Dieser verstand sich als Erster unter Gleichen (primus inter pares), der dem Senat und dem Volk gebührenden Respekt zollte, auch wenn er tatsächlich Alleinherrscher war. Dass Domitian sich durch seine Selbstvergottung von dieser Tradition löste, verzieh man ihm nicht. Sein harter Regierungsstil mit Einführung von Zensur, Ausweisungen von Philosophen aus Rom und sogar Bücherverbrennungen ließ seine Leistungen wie die Bekämpfung der Korruption, das Ordnen der Staatsfinanzen, die erfolgreiche Verwaltung der Provinzen und seine militärischen Erfolge in den Hintergrund treten. Kaiser Trajan dagegen, unter dem Plinius als Statthalter diente, wurde am Ende seiner von 98–117 n. Chr. dauernden Amtszeit als optimus princeps betitelt – er hatte sich durch seine bescheidene, maßvolle und fürsorgliche Art des Regierens beliebt gemacht. Wie Augustus hatte er das Römische Reich um viele Provinzen erweitert, pflegte anders als viele Vorgänger ein harmonisches Verhältnis zum Senat, bot der Bevölkerung Roms regelmäßige Geldspenden und üppige Spiele und bereicherte Rom um gewaltige Bauten wie die Trajansthermen und das Forum Traiani. Möglich wurden diese Investitionen durch die Steuereinnahmen nach dem Sieg über das Reich der Daker, einen für Rom vorher oft gefährlichen Gegner. Einstieg in die Lektüre N r z u Pr üf zw ec k n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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