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50 solcher Stürme; einer dieser Stürme blies am 11. Mai 1934 300 Millionen Tonnen Erdreich in die Luft und ließ den Tag zur Nacht werden. Allein in Oklahoma brachen etwa 350 000 Menschen, die alles verloren hatten, zur Arbeitssuche nach Westen auf. Insgesamt fl ohen etwa 800 000 Menschen. Der Dust Bowl Refugee („Staubsturmvertriebener“), der zu Fuß oder mit primitiven Gefährten Richtung Kalifornien wanderte, wurde in den USA zu einem feststehenden Begriff. Einen Auszug aus John Steinbecks Roman „Früchte des Zorns“, in dem sich der Autor mit den Auswirkungen der Staubstürme auf die betroffenen Menschen beschäftigt, fi nden Sie in dem Methoden-Baustein „Literarische Texte als Quellen verwenden“ auf den Seiten 103 bis 105. Was tun? US-Präsident Herbert Hoover vertrat die Meinung, der Staat solle sich bei der Bekämpfung der Krise zurückhalten (u M3). Dies war auch die Auffassung der meisten zeitgenössischen Ökonomen in den USA, die glaubten, dass es sich um eine normale Überproduktionskrise handelte, die von selbst aufhören und durch staatliches Eingreifen nur verlängert würde. Das wachsende soziale Elend ließ Hoover keineswegs unberührt, aber er bevorzugte private Initiativen und Wohlfahrtsprogramme. Um die einheimische Wirtschaft zu unterstützen, erließ seine Regierung Mitte 1930 ein stark umstrittenes Zoll-Einfuhrgesetz, den „Smoot-Hawley-Tariff“, der ausländische Produkte mit hohen Einfuhrzöllen belegte, um sie vom US-Markt zu verdrängen.* Positive Effekte für den Arbeitsmarkt versprach sich Hoover auch von einer drastischen Beschränkung der Einwanderung, die ebenfalls 1930 gesetzlich bestimmt wurde. Hoover bemühte sich auch während der Krise, einen ausgeglichenen Staatshaushalt vorzulegen. Sogar 1929 und 1930 wurden Überschüsse erwirtschaftet. Die Defl ation führte zu einer anhaltenden Unterversorgung der Wirtschaft mit Geld, da die Verbraucher trotz fallender Preise bei sinkenden Einkommen weniger konsumierten. Als 1931 die Steuereinnahmen des Staates zurückgingen, entstand ein Haushaltsdefi zit. Zu spät Erst im Präsidentschaftswahlkampf 1932 ergriff Hoover zusätzliche staatliche Maßnahmen. Anfang des Jahres wurde die Reconstruction Finance Corporation eingerichtet. Diese Bundesbehörde stellte den Einzelstaaten 500 Millionen Dollar für Hilfs und Unterstützungszahlungen zur Verfügung. Ab Juli wurden dann sogar zwei Milliarden Dollar für staatliche Anleihen bereitgestellt. Damit sollten Unternehmen, Eisenbahngesellschaften, Banken und Versicherungsunternehmen unterstützt und öffentliche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen mit Krediten fi nanziert werden. Weitere vom Kongress gewünschte Reformen wie die Einführung einer nationalen Arbeitslosenunterstützung verhinderte der Präsident 1932 durch seinen Einspruch. Die von Hoover begonnenen Programme konnten gegen die wachsende Zahl der Arbeitslosen nicht helfen. Im November 1932 entzog die Mehrheit der Wähler ihm und seiner Partei der Republikaner das Vertrauen. Sie wandten sich mit großer Mehrheit dem Kandidaten der Demokratischen Partei, dem New Yorker Gouverneur Franklin D. Roosevelt, zu. Literaturtipps: p Willi Paul Adams, Die USA im 20. Jahrhundert, München 22007 p Jürgen Heideking und Christof Mauch, Geschichte der USA, Tübingen 62008 * Zum Smoot-Hawley-Tariff siehe S. 107. Franklin Delano Roosevelt (1882 1945): Rechtsanwalt und Politiker, Neffe Theodore Roosevelts, 1933 1945 US-Präsident (Demokrat). Er setzte sich für soziale Reformen ein, führte die USA in den Zweiten Weltkrieg und engagierte sich für die Gründung der Vereinten Nationen. Entwerfen Sie Plakate für die Demonstrationen Anfang der 1930er-Jahre. H Sie können sich dafür an ein einfaches Schema halten: „Für …“, „Gegen …“ 100 Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 4677_1_1_2015_090-127_Kap3.indd 100 17.07.15 11:42 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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