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Die Krise Der Börsencrash machte deutlich, dass die US-Wirtschaft sich in einer tiefen Krise befand. Aus der Rezession wurde eine „Große Depression“ mit Auswirkungen auf die nationale und internationale Wirtschaft. Bis 1932 gingen über 100 000 US-Unternehmen in Konkurs. Die Industrieproduktion fi el auf das Niveau von 1913 und die Arbeitslosigkeit stieg von 1929 bis 1933 auf etwa das Achtfache an. Die meisten Aktien hatten im Sommer 1932 nur noch zehn Prozent ihres Wertes von 1929. Das reale Volkseinkommen ging von rund 104 Milliarden Dollar (1929) auf 74 Milliarden Dollar (1933) zurück. Nicht alle Industriebranchen waren von der Krise gleichmäßig betroffen. Die innovative Elektround Chemieindustrie litt weniger unter der Krise als der Bergbau und das Textilund Holzgewerbe. Insgesamt aber war das Vertrauen in die amerikanische Wirtschaftskraft zerstört. Probleme des US-Bankensystems In der Weltwirtschaftskrise zeigten sich die Schwächen des US-Bankensystems. Das 1913 eingeführte Zentralbanksystem, das Federal Reserve System (auch Fed genannt), bestand aus zwölf regionalen Federal Reserve Banks und einer Vielzahl von Mitgliedsbanken und anderen Institutionen. Die Zentralbanken hatten das Monopol für die Ausgabe der Banknoten erhalten. Darüber hinaus sollten sie das Währungsund Kreditsystem zentral regeln. Während der Krise zeigte sich, dass sie damit überfordert waren. Erstens, weil von den etwa 25 000 Banken und Sparkassen nur ein Drittel Mitglied des Systems waren, zweitens, weil zu wenig kontrolliert wurde, und drittens, weil die Rücklagen der einzelnen Banken nicht wirkungsvoll abgesichert waren. Das hatte schon vor der Krise zum Zusammenbruch von jährlich etwa 500 kleineren Banken beigetragen. Mit dem Börsencrash verschärfte sich die Lage vor allem für die Geldinstitute, die risikoreiche Kredite vergeben hatten und nun durch die Rückzahlungsunfähigkeit ihrer Kunden selbst in Not geraten waren. 1929/30 sah die Zentralbank aber noch keine Notwendigkeit, diese gefährdeten Banken mit staatlichen Mitteln zu unterstützen. Sie ging von einer normalen Wirtschaftskrise aus, die irgendwann von selbst wieder auf Von der Rezession zur „Großen Depression“ u „Hooverville.“ Foto aus Chicago, 1930er-Jahre. Tausende von Arbeitsund Obdachlosen hausten am Rande der Großstädte in kleinen Hütten, die sie aus Kartons, Kisten, Blechstücken oder Dachpappe gebaut hatten. Ihre Siedlungen wurden zynisch als „Hooverville“ und die Zeitungen, mit denen sie sich zudeckten, als „Hoover-Decken“ bezeichnet, da man Präsident Hoover dafür verantwortlich machte, nichts gegen das Elend zu tun. reales Volkseinkommen: Summe aller Löhne, Gehälter, Mieten, Pachten, Zinsen oder Unternehmensgewinne, die in einer Volkswirtschaft aus dem Inund Ausland zufl ießen i Bankenzusammenbrüche in den USA. Nach: Robert A. Divine et al., America, Past and Present, Glenview (Ill.) 1986, S. 810 1929 659 1930 1 352 1931 1 456 1932 2 294 1933 5 190 98 Ursachen und Folgen der Weltwirtschaftskrise 1929 4677_1_1_2015_090-127_Kap3.indd 98 17.07.15 11:42 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C. C. Bu ch ne r V er la gs | |
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