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250 Die Herrschaft des Nationalsozialismus in Deutschland und Europa NS-Außenpolitik in den 1930er-Jahren i „Spineless ‚Leaders‘ of Democracy“. Zeichnung des britischen Karikaturisten David Low, 1936. Auf den „Stufen“ steht: Wiederbewaffnung, Militarisierung des Rheinlandes und Danzig. An der Spitze steht „Boss of the Universe“. p Interpretieren Sie die Haltung des Zeichners gegenüber der englischen Politik. Bruch mit Versailles Schon im Oktober 1933 trat das Deutsche Reich aus dem Völkerbund aus. Im Januar 1934 schloss es einen Nichtangriffspakt mit Polen. Die Sowjetunion war jetzt gewarnt und suchte den Schulterschluss mit den ehemaligen Alliierten. Im September 1934 trat sie dem Völkerbund bei. Am 13. Januar 1935 fand die im Versailler Vertrag vorgesehene Volksabstimmung über die Zukunft des Saargebietes statt. Das Votum von 91 Prozent der Bevölkerung für die Rückkehr ins Deutsche Reich feierte das Naziregime als großen Erfolg. Kurz darauf erklärte Hitler alle Rüstungsbeschränkungen des Versailler Vertrages für nichtig und führte die allgemeine Wehrpfl icht wieder ein. Drei Monate später, am 18. Juni 1935, kam sogar ein deutsch-englisches Abkommen zustande, in dem die relative Stärke der Flotten beider Länder festgeschrieben wurde. Damit hatte sich ein Siegerstaat über das Verbot hinweggesetzt, militärische Abkommen mit Deutschland zu schließen. Im März 1936 besetzten deutsche Truppen in einer Blitzaktion das entmilitarisierte Rheinland. Die Westmächte reagierten auch auf diese Vertragsverletzung nur mit Protesten. Der Versailler Vertrag war bedeutungslos geworden. Neue Bündnisse Als Hitler Ende 1935 Italien im Krieg gegen Äthiopien unterstützte, begann die Annäherung der beiden Diktaturen. Am 1. November 1936 verkündete Mussolini die „Achse Berlin – Rom“. Ein Jahr später trat Italien auch dem AntikominternPakt bei, in dem sich Deutschland und Japan 1936 dazu verpfl ichtet hatten, weltweit den Kommunismus zu bekämpfen und die Sowjetunion außenpolitisch zu isolieren. Im März 1939 schloss sich dem Pakt auch Spanien unter General Franco an, den die Nationalsozialisten und die italienischen Faschisten im Bürgerkrieg seit 1936 massiv unterstützt hatten. Wenn auch das von Hitler stets angestrebte Bündnis mit England nicht zustande gekommen war, so schien das „weltpolitische Dreieck“ Berlin – Rom – Tokio eine Politik ohne – oder sogar gegen – das britische Weltreich zuzulassen. Die Annexion Österreichs Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt* signalisierte zwar die Abwendung von der Neutralitätspolitik, aber England, Frankreich und die meisten anderen westeuropäischen Länder hatten mit inneren Problemen und den Nachwirkungen der Weltwirtschaftskrise zu kämpfen. Sie wollten unbedingt am Frieden festhalten und setzten auf Appeasement („Beschwichtigung“) als Maxime ihrer Außenpolitik. So ist es zu erklären, dass das Deutsche Reich keinen ernsthaften Widerstand fand und ab 1938 die Aggressivität seiner Außenpolitik noch steigern konnte. Bereits im März 1938 marschierten deutsche Truppen in Österreich ein und wurden zum Teil mit triumphalem Jubel empfangen. Hitler verkündete auf dem Wiener Heldenplatz den begeisterten Menschenmassen „den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“. Die von der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49 verworfene „großdeutsche Lösung“ wurde von den Nationalsozialisten als vollendet gefeiert**. * Siehe S. 100. ** Zur „großdeutschen Lösung“ siehe S. 144. Benito Mussolini (1883 1945): italienischer Politiker; 1922 zum Ministerpräsidenten ernannt; errichtete eine Diktatur; 1945 von Widerstandskämpfern erschossen 4677_1_1_2015_218-275_Kap7.indd 250 17.07.15 12:07 Nu r z P rü fzw ck en Ei ge nt um d es C .C .B uc hn r V er la gs | |
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