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231 Traditionen: (hier) Bräuche, Gewohnheiten meisten? Der muss dann doch der Besitzer des echten Rings sein.“ Die zerstrittenen Söhne schwiegen und sahen sich betreten an, und der Richter sagte: „Keiner der Ringe macht seinen Besitzer angenehmer als die beiden anderen? So ist also keiner der Ringe echt? Vielleicht ist der echte ja verloren gegangen, und euer Vater ließ, um den Verlust zu verbergen, drei gleiche Ringe anfertigen. […] Ich gebe euch einen Rat, kein Urteil. Nehmt die Sache, wie sie M3 Ein weiser Erzähler Die Geschichte von den drei Ringen wird von einem Juden namens Nathan erzählt. Er erzählt sie dem Sultan Saladin, einem gläubigen Muslim, der Nathan die Frage nach der wahren Religion gestellt hat. Saladin runzelte die Stirn: „[…] Deine Geschichte von den drei Ringen hat einen Haken, […] die drei Religionen unterscheiden sich sehr deutlich voneinander, vom Gottesdienst bis hin zu den Speisegesetzen.“ „Aber sie unterscheiden sich nicht im Wichtigsten, antwortete Nathan, im Glauben an Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, und in seinem Gebot, die Menschen zu lieben und Gutes zu tun. Alles andere, die Gebeist. Soll jeder glauben, er sei im Besitz des echten Rings. Denn eines steht fest, euer Vater hat euch geliebt, alle drei. Seid dankbar für diese Liebe, und bemüht euch, den Beweis für die Echtheit eures Rings zu erbringen, indem ihr sanftmütig und verträglich seid und nach guten, gottgefälligen Werken strebt. Ich lade euch wieder vor diesen Richterstuhl, in tausend Jahren. Dann sitzt hier vielleicht ein weiserer Richter, als ich einer bin.“ Mirjam Pressler te, die Speisevorschriften, die Traditionen, sind nur Überlieferung, sind Geschichten.“ […] „Und welche der Geschichten ist wahr?“ […] „Woher soll man das wissen, großer Sultan? Ich bin Jude, ich glaube meinen Vätern […]. Du glaubst deinen […]. Wie könnte ich meinen Vätern weniger glauben als deinen? Oder umgekehrt? Das gilt natürlich auch für den Christen.“ […] Saladins Gesichtsausdruck veränderte sich. Erst war er zornig, dann hoben sich seine Mundwinkel und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Nathan, man nennt dich wahrlich nicht umsonst den Weisen“, sagte er langsam. nach Mirjam Pressler 5 55 60 10 15 20 65 70 1 Beschreibe das Bild zu den drei Religionen und erläutere seine Aussage. > M1 2 Bildet Gruppen und spielt das Gleichnis nach. > M2 3 Lest noch einmal den Rat des Richters am Ende der Geschichte. Formuliert die Lehre des Gleichnisses in eigenen Worten und erläutert sie. Nutzt dafür auch das Bild. > M1/M2 4 Zeichnet das Bild auf ein Plakat. Tragt die Unterschiede und die Gemeinsamkeiten der Religionen, die Saladin und Nathan nennen, in das Bild ein. > M1/M3 5 Tragt weitere Begrie in das Bild (siehe Aufgabe 4) ein, a) die nur für eine Religion typisch sind, b) die zwei Religionen verbinden, c) die alle drei Religionen gemeinsam haben. > M1/M3 6 Schreibe einen Artikel für die Schülerzeitung zur Frage „Gibt es eine ,richtige‘ Religion?“ > M1-M3 7 Lest den Roman „Nathan und seine Kinder“ von Mirjam Pressler und haltet in eurer Klasse ein Referat über diesen Roman. A U F G A B E N WISSEN UND GLAUBEN Nu r z u Pr üf zw ck en Ei ge tu m de s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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