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inflationsbedingte Zunahme des Wertes von Gütern und Dienstleistungen aus dem BIP herausrechnen. Diese Arbeit haben die Statistiker im Statisti schen Bundesamt in Wiesbaden bereits erledigt und ein rea les, d. h. um Preissteigerungen bereinigtes, Bruttoinlandsprodukt errechnet (…). Das Bruttoinlandsprodukt als Wohlstandsmaßstab Bei einem internationalen Vergleich des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf muss man einige Probleme bei der Verwendung dieser Größe als Wohl standsmaßstab berücksichtigen: • Im Bruttoinlandsprodukt werden nur Trans aktionen berücksichtigt, die über den Markt abgewickelt werden. Wenn Sie z. B. in ihrem Garten Tomaten pflanzen und diese dann konsumieren, werden sie nicht im Bruttoinlands produkt aufgeführt. Auch die Arbeit von Haus frauen bleibt unberücksich tigt. Wenn ein Manager seine Haus hälterin heiratet und sie dann unent geltlich für ihn arbeitet, sinkt das Bruttoinlandsprodukt. Je ärmer Län der sind, desto weniger Dienstleistungen werden über den Markt bezogen und desto mehr Agrarprodukte werden selbst erstellt. Insoweit ist ihr Wohl stand höher als es durch die BIPDaten zum Ausdruck kommt. • In eine ähnliche Richtung geht eine weitere Verzerrung. Sie beruht darauf, dass im BIP auch Leistungen als Konsum betrachtet wer den, die eigentlich eine Vorleistung darstellen. Dies gilt ins be son dere für die Mobilitätskosten einer hoch ent wickelten Volks wirtschaft. Wenn die Menschen in Groß städ ten lange Strecken mit dem PKW zurücklegen, um zur Arbeit zu kommen, wer den das Benzin und der Kauf des Fahrzeugs zu 100 % als Konsum gewertet, obwohl sie überwiegend als ein Input zu betrach ten sind. • In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass auch die Ar beitszeit, die zur Erstellung des BIP notwendig ist, nicht berück sichtigt wird. So lag im Jahr 2008 das Volkseinkommen pro Kopf mit 47.185 USDollar in den Vereinigten Staaten deutlich über dem deutschen Niveau von 35.432 USDollar. Die durchschnitt liche Arbeitszeit ist dort aber mit 1.792 Stunden pro Jahr um 25 % höher als bei uns, womit der Abstand im ProKopfEinkom men von 33 % deutlich relativiert wird. • Das reale Bruttoinlandsprodukt kann nur Transaktionen erfassen, die in irgendeiner Weise dem Staat gemeldet werden. Bei der Schwarzarbeit ist dies naturgemäß nicht der Fall. In einem Land mit sehr viel Schwarzarbeit ist das Wohlstandsniveau also deutlich höher als dies in der Statistik ausgewiesen wird. • Schließlich wird der Umweltverbrauch im BIP nur sehr unzureichend be rücksichtigt. Dies liegt ebenfalls daran, dass es dafür in der Regel keine Preise und keinen Markt gibt. Dieser Faktor ist vor allem bei den beeindru ckenden Wachstumsraten der Länder in Ostasien in Rechnung zu stellen, die sehr häufig mit einer enormen Umweltbelastung erkauft wurden.“ Nach: Bofinger 2011, S. 273 f., S. 552 Landschaftsund Ressourcenverbrauch werden nicht im BIP berücksichtigt, wenn es keine Preise dafür gibt. 231.3 Wirtschaftswachstum Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d C .C . B uc hn er V er la gs | |
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