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105Die Renaissance – neues Wissen, neues Denken Literatur In der Literatur knüpften als erste die Italiener Francesco Petrarca (1304 1374) und Giovanni Boccaccio (1313 1375) zwar bewusst an die antiken Muster an, schufen aber mit dem Sonett bzw. der Novelle (im „Decamerone“ Boccaccios) zugleich neue Formen, die bis in unsere Gegenwart in Gebrauch sind. In Italien, Spanien, Frankreich und England wurden die antiken Muster nicht nur in der neulateinischen Dichtung, sondern ebenso in den Volkssprachen verwendet, in Deutschland erst sehr spät im 17. Jahrhundert. Eine volkssprachliche Literatur blühte auf, parallel dazu bildete sich ein national-vaterländisches Bewusstsein aus. Am meisten Beachtung fand von den frühen volkssprachlichen Dichtern William Shakespeare (1564 1616), dessen Dramen noch auf allen großen Bühnen der Welt gespielt werden. Wissenschaft – die Astronomie Unter allen Wissenschaftszweigen des Renais sanceHumanismus hatte natürlich die Philologie, die Wissenschaft der Textdeutung, einen herausgehobenen Platz. Unter den Disziplinen, die sich mit dem Menschen und seiner Umwelt befassten, schob sich die Astronomie in den Vordergrund. Den Lauf der Gestirne zu kennen, versprach großen Nutzen. Die Sterne dienten den Seefahrern zur Orientierung, und sie bestimmten das Leben der Menschen – davon waren fast alle überzeugt. Auch konnten die Astronomen mit verblüffenden Voraussagen von Himmelserscheinungen (z. B. Finsternissen) die Mitmenschen beeindrucken. Genauere Beobachtung und Berechnung führten schließlich Nikolaus Kopernikus zur Annahme, dass die Erde nicht im Mittelpunkt des Kosmos stand, sondern um die Sonne kreiste. Galileo Galilei und Johannes Kepler lieferten die endgültigen Beweise. Das neue heliozentrische Weltbild war mehr als eine wissenschaftliche Entdeckung. Seine Verbreitung wurde von der Kirche mit der Todesstrafe bedroht, weil es dem Wortlaut der Bibel widersprach und es den Menschen gleichsam aus dem Zentrum an den Rand der Schöpfung abschob. Das richtige Verhalten Ein breites Schrifttum widmete sich dem menschlichen Verhalten und der Politik. Erasmus von Rotterdam (1466/69 1536), einer der führenden Köpfe des europäischen Humanismus, verfasste Schriften zu einer christlich-tugendhaften Lebensführung, die in den Schulen Europas noch lange gelehrt wurde. Im Gegensatz zu den Kirchenmeinungen nahm er an, dass der Mensch von Natur aus gut sei. Auch warb er für Toleranz und den Bildungsanspruch der Frau (u M2). Ähnliche Beachtung erfuhren die politischen Ratschläge des fl orentinischen Diplomaten und Schriftstellers Niccolò Machiavelli (1469 1527). In seinem Werk Il principe („Der Fürst“) begründete er den Staat aus der Notwendigkeit, den inneren und äußeren Frieden zu bewahren. Daraus zog er den Schluss, dass sich das staatliche Handeln an dieser Aufgabe, nicht an Gott oder dem Gewissen zu orientieren habe. Er geriet damit in Gegensatz zur Kirche, legte aber den Grundstein zur neuzeitlichen Staatslehre. Sie sieht den Staat nicht mehr religiös als Heilsgemeinschaft, sondern rational als Zweckgemeinschaft. Nikolaus Kopernikus (1473 1543): Kirchenmann und Astronom. Er fand durch Berechnungen heraus, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen (heliozentrisches Weltbild) und die Erde sich um die eigene Achse dreht. Johannes Kepler (1571 1630): deutscher Astronom. Er beschrieb u. a. die Umlaufbahn der Planeten, machte die Optik zum Gegenstand der Wissenschaft und half, die Theorien Galileis zu beweisen. Galileo Galilei (1564 1642): italienischer Mathematiker, Physiker und Philosoph. Er befasste sich mit allen Fragen der Physik. Da er öffentlich für das heliozentrische Weltbild eintrat, geriet er mit der Kirche in Konfl ikt. In einem Prozess musste er 1633 seine Vorstellungen widerrufen und wurde zu Hausarrest verurteilt. u Fernrohre. Mit diesen beiden von ihm selbst angefertigten Fernrohren führte Galilei seine Beobachtungen durch. Galilei hat die Fernrohre nicht erfunden. Die Idee, durch Kombination von zwei Linsen entfernte Gegenstände größer erscheinen zu lassen, scheint zuerst in Italien um 1590 ent wickelt worden zu sein. Gebaut wurde das erste Fernrohr wahrscheinlich 1608 von einem Brillenmacher in Holland. Nu r z ur P rü fzw ck en Ei ge tu m d es C .C . uc hn er V er la gs | |
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