Volltext anzeigen | |
93Christen, Juden und Muslime – Konfrontation, Koexistenz und Kooperation Ostrom vor den Kreuzzügen Das Oströmische Reich mit der Hauptstadt Konstantinopel umfasste Vorderasien, die griechischen Inseln und den Balkan, zunächst auch wichtige Teile Italiens. Bis ins 8. Jahrhundert blieb es eindeutig die Vormacht im christlichen Europa. Die Lösung des Papsttums vom oströmischen Kaiser und seine Verbindung zum Reich der Franken signalisierten die nun einsetzende wachsende Konkurrenz des Abendlandes. In den Augen der „Römer“ des Ostens blieb der barbarische Westen wirtschaftlich und kulturell allerdings unterlegen. Umgekehrt blickten die Lateiner befremdet und verächtlich auf „orientalische“ Züge in den Sitten der Oströmer, so den Kniefall vor dem Kaiser oder das Eunuchentum. In Kriegen mit dem Bulgarenreich und islamischen Mächten wechselten sich Misserfolge und Erfolge byzantinischer Feldherren ab. Ende des 11. Jahrhunderts sah sich das oströmische Kaisertum zu einem militärischen Hilfsgesuch an den Westen gezwungen, als muslimische türkische Seldschuken fast ganz Kleinasien in ihr großes Herrschaftsgebiet eingliederten und das Oströmische (Byzantinische) Reich bedrohten. Dadurch war auch der Landweg nach Jerusalem für christliche Pilger gefährdet. „Heilige Kriege“ und Niedergang des Oströmischen Reiches Die Bitte um Hilfe aus Konstantinopel nutzte Papst Urban II. dazu, auf einer Synode in Frankreich 1095 zu einem Kreuzzug gegen die islamischen „Heiden“ und zur Befreiung der Heiligen Stätten aufzurufen. Wer sich beteiligte, hatte Aussicht auf himmlischen Lohn. Zahlreiche Prediger verbreiteten den Kreuzzugsgedanken. Er fand großen Widerhall nicht nur im Adel, sondern auch in der einfachen Bevölkerung vor allem Westmitteleuropas. Noch vor den Ritterheeren waren in einer Art Massenhysterie zusammengelaufene Haufen zu einem ungeplanten Volkskreuzzug aufgebrochen. Die fi nanziellen Mittel für ihre Unternehmung gewannen sie nicht zuletzt durch die Beraubung und Ermordung der Juden. Die letzten dieser unzureichend gerüsteten bäuerlichen Kreuzfahrer wurden in Anatolien von den seldschukischen Reitern völlig aufgerieben. Nur etwa 20 000 der 90 000 Menschen, die in fünf großen Heeren aus Westeuropa in den Orient aufgebrochen waren, erreichten im Juni 1099 Jerusalem. Sie belagerten die Stadt, erstürmten und plünderten sie und richteten ein Blutbad unter Muslimen, Juden und orientalischen Christen an (u M3, M4). Aus der Wallfahrt war ein Angriffs und Eroberungskrieg geworden. Die „Befreiung“ Jerusalems sahen viele Christen als Erfolg, der mit Gottes Hilfe erreicht worden war. Ihre Toten galten von nun an als Märtyrer. Daher strömten bald weitere bewaffnete „Pilger“ in den Orient. u Kampf gegen die Sarazenen. Detail von einer Jerusalemkarte, 1170/80. Die Szene zeigt den hl. Georg, der wie ein Kreuzritter gerüstet einem sarazenischen Heeresverband nachsetzt. Lesetipps: p Peter Thorau, Die Kreuzzüge, München 42012 p Christopher Tyerman, Die Kreuzzüge. Eine kleine Einführung, Stuttgart 2009 DVD-Tipp: Königreich der Himmel; Ridley Scott, 2006 Internettipp: Zu den Kreuzzügen siehe Code 4663-06 Nu r z ur Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
![]() « | ![]() » |
» Zur Flash-Version des Livebooks |