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Nach Frankreichs Sieg über England, Österreich und Russland in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz und dem Frieden von Preßburg 1805 begann Napoleon I., seine Vorherrschaft in Europa auszubauen. Ein Mittel dazu war es, die Macht der kleineren süddeutschen Fürsten im Heiligen Römischen Reich zu stärken. Sie nahmen Napoleons Unterstützung an, um ihre vollständige Souverä ni tät gegenüber dem Reich zu erreichen und Stan des erhöhungen durchzusetzen. Anfang 1806 wur den Bayern und Württemberg Königreiche und Baden Großherzogtum. Im Juli desselben Jahres sagten sich dann 16 Staaten unter dem Protek torat* Napoleons vom Reich los und bildeten den Rhein bund. Das war das Ende des alten und ehrwürdigen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Napoleons Fernziel Preußen hatte den Zerfall des Reiches zunächst als neutraler Beobachter verfolgt, war aber dann an der Seite Russlands in den Krieg gegen Frankreich getreten. Seine Armee wurde aber bei Jena und Auerstedt Ende 1806 vernichtend geschlagen. König Friedrich Wilhelm III. von Preußen (1770 1840) musste im Frieden von Tilsit 1807 akzeptie ren, dass Napoleon alle westlich der Elbe ge legenen preußischen Gebiete übernahm und mit anderen norddeutschen Staaten zum König reich Westfalen zusammenfügte. Preußen verlor außerdem seine Erwerbungen aus den drei polnischen Teilungen. Sie wurden Teil des neu gegründeten Großherzogtums Warschau. Das „Grand Empire“ stand auf dem Höhepunkt seiner Macht und Napoleon begann, sein Fernziel umzusetzen: ein politisch, wirtschaftlich und rechtlich einheit liches Europa unter französischer Hegemonie. Reformen: Modernisierung zwischen Pragmatismus und Zwang Napoleon organisierte das linksrheinische Gebiet nach französischem Muster. Es sollte für immer bei Frankreich verbleiben. Als Modell für die Rhein bundstaaten war das neue Königreich Westfalen gedacht. Es erhielt Ende 1807 eine Verfassung nach französischem Vorbild. Es war die erste Kon stitution auf deutschem Boden. Darüber hi n aus wurden eine zentralistische Verwaltung und der Code civil eingeführt. Der Machtsicherung und -er haltung dienten auch die nun einsetzenden Reformen in den Rhein bund staaten. Um die neu gewonnenen Herrschaftsge biete zu inte grieren und die leeren Staats kassen zu füllen, mo dernisierten die Fürsten ihre Staaten. Sie schufen ein heit liche Wirtschaftsge biete, zentralisierten die Verwaltung und änderten die Rechts ordnung zum Teil nach dem Vorbild des Code civil. Adel und Klerus verloren dabei Ämterund Steuerprivilegien, doch die Fürsten schafften die ständische Gesellschaftsordnung nicht vollständig ab. Unter anderen Voraussetzungen gingen die Re former in Preußen ans Werk. Riesige Gebietsverluste, erdrückende Tributzahlungen an Frankreich und der Wunsch, bald wieder zum Kreis der Großmächte zu gehören, zwan gen die preußische Re gierung zu einer Mobi li sierung aller Kräfte. Frei herr vom und zum Stein, von 1804 bis 1807 Finanzund Wirtschaftsminister und von Oktober 1807 bis November 1808 Regie rungschef, sowie sein Nachfolger, Karl Au gust Freiherr von Har den berg, setz ten sich für einen effi zien teren Staat und den Ab bau stän discher Privilegien ein (u M1). Eingeleitet wurden die preu ßi schen Re for men durch das Oktoberedikt im Jahr 1807 und die Einführung der Ge wer befreiheit 1810.** Um die „Landeskin der“ zu selbstver ant wortlich handeln den * Protektorat: Schutzherrschaft ** Siehe Seite 181. i Friedrich Wilhelm III. Gemälde (Kopie), Öl auf Leinwand 65 x 54,5 cm. Das Original, gemalt im Jahre 1814 von François Gérard, ging im Krieg verloren. Die Kopie ist heute in der Kunsthalle in Bremen zu sehen. Literaturtipp: Monika Wienfort, Geschichte Preußens, München 2008 DVD-Tipp: Napoleon und die Deutschen. Teil I-IV, ARD-Koproduktion, Arte Edition, 2 DVDs, 2006 (Regie: G. Schiemann, E. Bartlmae und S. Schneider) 227Deutschland im Schatten Napoleons N r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn er V er la gs | |
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