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Die Revolution von 1848/49 Ziele und Träger der Märzrevolution Im Februar 1848 erfasste eine Revolutionswelle Europa. In den deutschen Staaten formierte sich die Protestwelle zunächst in den Städten. Auf einer von Demokraten organisierten Versammlung in Mannheim (am 27. Februar 1848), an der mehrere tausend Menschen teilnahmen, wurde eine Petition formuliert. Die darin enthaltenen vier zentralen Forderungen sollten die fürstliche Macht beschränken und mehr Mitbestimmung der Bürger sowie die Schaffung eines Nationalstaates sichern (u M1). In ihrem Aufbegehren gegen den Obrigkeitsstaat konnten die Bürger vor allem in den größeren Städten auch die Unzufriedenheit der städtischen Unterschichten für sich nutzen. Diese litten unter dem Zerfall der bisherigen sozialen Bindungen und der wirtschaftlichen Not. Nach den Ernteausfällen in den Jahren 1845/46 verschärfte eine Wirtschaftskrise, die den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze zur Folge hatte, die Not der unteren Schichten zusätzlich. Zu auffallend aktiven Trägern der Märzrevolution wurden die Handwerksgesellen, denen statt des erhofften Aufstiegs zum Meister oft der Abstieg zum Lohnarbeiter drohte. Mitbedingt durch ihre Wanderschaft und das dadurch erweiterte Blickfeld waren sie überdurchschnittlich politisiert. Vor allem in Gebieten, in denen die Bauern nach wie vor adligen Grundherren Dienste und Abgaben leisten mussten wie in den südwestlichen Staaten des Deutschen Bundes, erhoben sich die Bauern. Radikale oder gemäßigte Revolution? Angesichts der Bauernunruhen und der gewaltbereiten städtischen Massen gaben die meisten Fürsten überraschend schnell nach und setzten reformbereite Regierungen ein. In Wien und Berlin kam es zu Barrikadenkämpfen, aber auch hier konnte sich die Volksbewegung durchsetzen. Das Zurückweichen der alten Gewalten wurde begeistert gefeiert. Zugleich sorgten die neu aufgestellten Bürgerwehren dafür, dass die Unterschichten von einer sozialen Revolution abgehalten wurden. Die Sorge vor einer Gefährdung der bürgerlichen Gesellschaftsordnung durch die gewaltbereiten Massen war weit verbreitet. Genährt wurden solche Ängste durch das erste Auftreten einer Arbeiterbewegung, die tief greifende soziale Veränderungen forderte. 1816 1829 1830 1839 1840 1847 Summe Studenten1 Universität 13 13 5 31 Religion2 9 20 17 46 Politik3 4 72 33 109 sozioökonomisch4 3 28 103 134 Summe 29 133 158 320 o Volksunruhen in Deutschland 1816 1847. Unter „Unruhen“ versteht der Historiker Richard Tilly „kollektive Ruhestörung mit physischer Gewalt anwendung“. Als Quelle benutzte er ausgewählte Zeitungen, insbesondere die „Augsburger Zeitung“. p Skizzieren Sie die Entwicklung des Protestverhaltens. Nach: Richard Tilly, Kapital, Staat und sozialer Protest in der deutschen Industrialisierung, Göttingen 1980, S. 154 (gekürzt) 1 Studenten waren entweder Hauptakteure, oder Studentenbzw. Universitätsangelegenheiten waren Hauptobjekte des Konfl iktes. 2 Religion war, zumindest vorgeblich, Hauptobjekt des Konfl iktes. 3 Der Protest war gegen den Staat mit seinen Organen gerichtet, um politische Änderungen durchzusetzen (Auswechseln eines be stimmten Staatsbeamten, Forderung nach einem neuen Gesetz). 4 gewalttätige Streiks, Brotkrawalle, Maschinenstürmerei, massenhaftes gesetzwidriges Betreten von Wäldern und Feldern, Steueraufruhr und Tumulte, die deutlich mit einer bestimmten sozioökonomischen Gruppe verbunden waren, z. B. Angriffe von Armen auf Reiche Internettipp: Im Rastatter Schloss (BadenWürttemberg) wird seit 1974 mit der „Erinnerungsstätte für die Freiheitsbewegungen in der deutschen Geschichte“ an den Kampf für Freiheit, Demokratie und Einheit in Deutschland erinnert. Die beispielhaft gute Dauerausstellung gibt einen Einblick in Vorgeschichte, Erfolge und Ende der Revolution von 1848/49: www. bundesarchiv.de/erinnerungs staette/dauerausstellung 239Die Revolution von 1848/49 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er ag s | |
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