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125Fallbeispiel: China und die imperialistischen Mächte M1 Blütezeit der Qing-Dynastie Die Historikerin Sabine Dabringhaus beschreibt die Situation Chinas im 18. Jahrhundert: Die Periode etwa zwischen 1725 und 1777 wird als eine Zeit beispiellosen Wohlstands beschrieben. Bevölkerung und Wirtschaft prosperierten. Dank der technologischen Veränderungen und dem hohen Spezialisierungsgrad von Arbeitskraft und Ressourcennutzung, der Dörfer und Städte miteinander verband, hatte sich eine Marktwirtschaft entwickelt. Ihr beständiges Wachstum beruhte auf verschiedenen Formen zunehmender Produktivität, dem blühenden Binnen und Außenhandel und einem hohen Konsumniveau. Nach dem Vorbild der von den Provinzbehörden eingerichteten öffentlichen Getreidespeicher der Städte begannen Anfang des 18. Jahrhunderts auch Lokalgemeinden, Getreidespeicher einzurichten, sodass es seit den 1730er-Jahren ein landesweites Getreidevorratssystem gab, auf das bei Ernteausfällen zurückgegriffen werden konnte. Die darin zur Verfügung gestellten Nahrungsmittel umfassten in den 1780/90er-Jahren fünf bis zehn Prozent der Gesamtproduktion. Obwohl China im 18. Jahrhundert immer wieder von schweren Dürreund Flutkatastrophen heimgesucht wurde, war die Qing-Regierung in der Lage, betroffenen Kreisen Steuerbefreiung zu gewähren und die Bevölkerung mit den Getreidevorräten zu versorgen. Auch gelang es ihr, eine ernste monetäre1 Krise zu verhindern, da sie sich durch den steigenden Warenexport auf dem Weltmarkt mit Silber versorgen konnte und den Kupferbedarf durch internen Abbau deckte. Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion beruhte auf mehreren Faktoren, vor allem weltweiter Klimaerwärmung, neuen Agrartechnologien und territorialer Expansion. Auch die anfängliche niedrige Besteuerung konnte festgesetzt werden, da bis in die späte Qianlong-Zeit2 interne Rebellion und externe Aggression den Staat kaum zu höheren Belastungen zwangen. Selbst als um 1800 Schwierigkeiten bei der Niederschlagung des Weißer-Lotus-Aufstandes3 und wachsende Korruption in der Qing-Bürokratie eine Wende ankündigten, war die Bevölkerung Chinas besser ernährt, gekleidet und untergebracht und profi tierte von einem vielseitigeren Wirtschaftsleben als die Menschen in anderen Gebieten Asiens oder in vielen Teilen Europas. Sabine Dabringhaus, Geschichte Chinas. 1279 1949, München 2006, S. 45 1. Geben Sie wieder, worin sich die chinesische Blütezeit im 18. Jahrhundert ausdrückt. 2. Charakterisieren Sie den Lebensstandard der chinesischen Bevölkerung im 18. Jahrhundert. 3. Nehmen Sie zu der vermeintlichen kulturellen Überlegenheit der Europäer, Japaner und US-Amerikaner vor dem Hintergrund dieser Quelle Stellung. M2 Bevölkerungsentwicklung Chinas Nach: Thoralf Klein, Geschichte Chinas. Von 1800 bis zur Gegenwart, Paderborn 22009, S. 134 1. Beschreiben Sie vergleichend die Bevölkerungsentwicklung Chinas und der Welt. 2. Erläutern Sie, warum die Zeit zwischen 1850 und 1950 zu einem deutlichen Niedergang der weltweiten Bedeutung der chinesischen Bevölkerung führte. Suchen Sie nach möglichen Gründen für die Veränderungen. Beziehen Sie dabei den Darstellungstext auf S. 114 f. ein. 1 monetär: geldlich, das Geld betreffend 2 Qianlong (1711 1799): regierte in der Qing-Zeit von 1736 bis 1796 als Kaiser; siehe auch S. 114 und M3 auf S. 126. 3 Weißer Lotus: chinesische Geheimgesellschaft, deren Ursprünge bis ins 12. Jahrhundert reichen. Sie war vor allem im Norden Chinas verbreitet. Jahr Weltbevölkerung (in Millionen) Chinas Bevölkerung (in Millionen) Anteil an der Weltbevölkerung (in Prozent) 1650 550 123 22,4 1750 725 260 35,9 1850 1175 412 35,1 1950 2 556 552 21,6 1980 4 458 987 22,1 1996 5 772 1 224 21,2 5 10 15 20 25 30 35 i Kaiser Qianlong bei einem Siegesfest nach dem Feldzug gegen die Westmongolen (Ausschnitt). Chinesisches Rollenbild von Lang Shihning, 1760. N zu P üf zw ec ke n Ei ge nt um d s C .C .B uc hn r V er la gs | |
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