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127Fallbeispiel: China und die imperialistischen Mächte M5 Die USA verkünden eine Politik der „offenen Tür“ Der amerikanische Außenminister John Hay (1838 1905) richtet am 6. November 1899 ein Rundschreiben an die Regierungen von Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Russland und Japan: Die Vereinigten Staaten haben das ernste Bestreben, allen Grund für Spannungen zu beseitigen, und wünschen zugleich, dem Handel aller Nationen die unbezweifelbaren Vorteile zu sichern, welche aus einer formellen Anerkennung der dort „Interessensphären“ beanspruchenden Mächte entstehen würden. Sie wünschen, dass alle Nationen vollständige Gleichheit bei der Behandlung ihres Handels und ihrer Schifffahrt innerhalb solcher Sphären genießen sollen. Deshalb würde es die Regierung der Vereinigten Staaten begrüßen, wenn die Regierung Ihrer Majestät formelle Zusicherungen gäbe und dazu mithülfe, ähnliche Zusicherungen von den anderen interessierten Mächten (über die folgenden Punkte) zu erlangen. Erstens soll in keiner Weise in irgendwelchen Vertragshäfen und überkommenen Privilegien innerhalb Chinas interveniert werden. Zweitens soll der derzeitige chinesische Vertragszoll auf alle Güter innerhalb der genannten „Interessensphären“ erhoben werden (außer in den „freien Häfen“), und zwar unabhängig davon, von welcher Nation diese Güter stammen. Die so erhobenen Zölle sollen von der chinesischen Regierung eingezogen werden. Drittens soll eine solche Macht keine höheren Hafengebühren für Schiffe fremder Nationalität in einem Hafen innerhalb einer solchen Sphäre erheben, und für keine Güter sollen von irgendeiner Nation höhere Eisenbahnfrachtraten verlangt werden, als sie für ähn liche Güter von den eigenen Bürgern über gleiche Transportentfernungen erhoben werden. Zitiert nach: Günter Schönbrunn (Bearb.), a. a. O., S. 599 1. Erläutern Sie anhand der Quelle die amerikanische „Open Door Policy“. 2. Beurteilen Sie, welche Staaten von dieser Politik profi tierten. 3. Bewerten Sie, inwieweit Sie diese Politik für gerecht halten. M6 Reformen sind notwendig Die Niederlage Chinas im Krieg gegen Japan 1895 beschleunigt die imperialistische Einfl ussnahme der Großmächte, die nun zur Kolonialisierung einiger chinesischer Randgebiete und der intensiven wirtschaftlichen Durchdringung des Landes übergehen. Angesichts des äußeren Drucks und daraus folgender schwerer innerer Krisen äußert sich der chinesische Schriftsteller und Reformer Liang Qichao (1873 1929) im Jahre 1896 in einer Denkschrift: Diejenigen, die gegen Veränderungen eintreten, behaupten fortwährend: „Wir folgen den Vorfahren, folgen den Vorfahren.“ Wissen sie, dass von den prähistorischen, antiken, mittelalterlichen und modernen Zeiten bis zum gegenwärtigen Tage viele Hunderttausende und Myriaden1 von Veränderungen geschehen sind? […] Dennoch dachten der Prinz und das Volk, die oberen und unteren Klassen immer störrisch, dass „unsere heutigen Gesetze von unseren Vorfahren benutzt wurden, um das Reich zu regieren, und es wurde gut regiert“. Sie beachteten diese [Gesetze] starrsinnig, folgten der Tradition kritiklos. […] u Open Door Policy. US-amerikanische Karikatur um 1900. pp Erklären Sie, für welches Land jeweils die drei Männer im Vordergrund stehen. Begründen Sie Ihre Meinung. p Analysieren Sie die Haltung des Karikaturisten zur „Open Door“Politik der USA. 1 Myriade: im Griechischen eine Anzahl von 10 000; steht im Plural meist für eine unzählige, große Menge 5 10 15 20 25 5 10 Nu r z u Pr üf zw ec ke n E ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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