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129Fallbeispiel: China und die imperialistischen Mächte c) Der Historiker Thoralf Klein geht auf positive Folgen der christlichen Missionierung ein: Der positive Aspekt, das Engagement der Mission für die Modernisierung Chinas, machte sich denn auch vor allem in den beiden Jahrzehnten nach 1900 bemerkbar. Begonnen hatte es jedoch weitaus früher. Schon in den 1860er-Jahren hatten einige Missionare der Selbststärkungsbewegung vor allem mit Übersetzungen wissenschaftlicher Werke zugearbeitet, andere gründeten Krankenhäuser, Schulen und Universitäten. Sie setzten sich auch für gesellschaftliche Reformen ein, etwa für die Abschaffung des Füßebindens bei Frauen oder die Bekämpfung des Opiumkonsums. Mit diesen Maßnahmen unterstützten sie den chinesischen Staat in seinen Modernisierungsbestrebungen und machten sich dort unentbehrlich, wo dessen Kapazitäten nicht ausreichten. Insgesamt gingen die Protestanten mit größerem Einsatz zu Werke als die Katholiken, wobei die führende Rolle wiederum den Amerikanern zufi el. Viele von diesen stützten sich auf die Idee des „Social Gospel“, der zufolge die Christianisierung nicht mehr durch direkte Evangelisierung, sondern mittels sozialer Projekte erfolgen sollte. Diese Impulse wirkten sich auch auf die chinesischen Christen aus: In den Großstädten wurden sie infolge ihrer modernen Ausbildung Teil der neuen professionellen Mittelklasse; auf dem Land galt dies hingegen nur für diejenigen, die den Sprung in die Städte schafften. Infolgedessen galt das Christentum in China bis in die 1920er-Jahre als genuin moderne Religion. Erster und zweiter Text zitiert nach: Sabine Dabringhaus, Der Boxer-Aufstand in China (1898 1900). Studienbrief der FernUniversität Hagen. Grundkurs Neuzeitliches Asien, Kurseinheit 7, 1992, S. 28 f.; dritter Text: Thoralf Klein, a. a. O., S. 280 1. Beschreiben Sie, wie sich die Tätigkeit der Missionare in China darstellt (a bis c). 2. Analysieren Sie, inwiefern Richthofens Bericht auch die Konkurrenz zwischen Kirche und Staat im 19. Jahrhundert spiegelt (a). 3. Erläutern Sie, warum die Missionare in China als Bedrohung empfunden wurden (b und c). 4. Bewerten Sie die Rolle der christlichen Missionierung für ein modernes China. i St. Josephs Kathedrale in Peking. Foto von 2008. Ein italienischer Jesuit ließ 1655 die St. Josephs Kirche errichten. Nach einem Brand wurde sie 1904 wieder aufgebaut. Die ersten Jesuiten gelangten Ende des 16. Jh. nach China. Die katholischen Missionare ließ Kaiser Yong zheng (1678 1735) jedoch bereits in den 1720er-Jahren ausweisen, nachdem der Papst den chinesischen Namen für den christlichen Gott verboten hatte. Das Christentum galt nun als illegal. Erst die ab 1842 geschlossenen „ungleichen Verträge“ legalisierten es wieder. Seit 1860 strömten katholische und protestantische Missionare nach China. Bis um 1900 drangen die christlichen Prediger immer weiter ins Landesinnere vor. Die Missionare traten oft mit einem aggressiven Sendungsbewusstsein auf, was zu Spannungen führte, die sich nicht selten in gewaltsamen Auseinandersetzungen ent luden. p Recherchieren Sie in Lexika, Fachbüchern oder dem Internet weitere Texte und Bilder zum Thema „Missionierung in China bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts“ und interpretieren Sie diese. 30 35 40 45 50 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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