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Beginn der Zuwanderung von „Ruhrpolen“ Die Zuwanderung der „Ruhrpolen“ genannten Gruppe setzte Anfang der 1870er-Jahre mit der Anwerbung einiger Hundert oberschlesischer Bergarbeiter nach Bottrop ein (u M1). Diese Anwerbungen waren typisch für die erste Phase der Zuwanderung. Neu erschlossene Bergwerke im ländlich geprägten nördlichen Ruhrgebiet, die wegen der allseits großen Nachfrage nach Arbeitskräften vor Ort Probleme hatten, genügend Bergleute zu fi nden, rekrutierten diese aus weiter entfernten Gebieten des Reiches, zunächst vornehmlich Fachkräfte aus Oberschlesien, später immer häufi ger unqualifi zierte Arbeiter aus landwirtschaftlichen Regionen Ostpreußens, Westpreußens und Posens. Diese ersten Zuwanderer („Pioniermigranten“) bildeten wichtige Anlaufstationen für viele weitere Migranten aus dem Herkunftsgebiet oder holten diese nach. Je stärker die polnischsprachige Bevölkerung an der Ruhr wuchs, desto geringer war das Risiko für Neuzuwanderer aus dem preußischen Osten: Bereits seit Längerem im Ruhrgebiet lebende Verwandte und Bekannte berichteten über die Entwicklung der Arbeitsund Lebensmöglichkeiten und bildete erste Anlaufstationen für polnischsprachige Migranten, die neu in den Westen kamen. So halfen sie ihnen bei der Suche nach Arbeit, Wohnung und bei der Orientierung im Alltag in einer von den ländlichen Neuzuwanderern als weithin fremd empfundenen Industriestadt. Die Dynamik dieses Prozesses verdeutlicht die Entwicklung der Zahl der „Ruhrpolen“: 1914, rund 40 Jahre nach dem Beginn der Zuwanderung, erreichte der Umfang der polnischsprachigen Bevölkerung an der Ruhr etwa 400 000 Personen. Anfänglich handelte es sich weitaus überwiegend um Männer, aber viele der Pioniermigranten, die wegen höherer Verdienstmöglichkeiten gekommen waren und zunächst nur einen befristeten Aufenthalt geplant hatten, holten bald ihre Familien nach. Als vor allem in den 1890er-Jahren die Zahl der „Ruhrpolen“ rapide stieg, wuchs auch der Anteil der Frauen; er lag dennoch unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg weiterhin leicht unter dem der Männer. o Belegschaft des Kesselhauses der Zeche Pluto-Wilhelm in Wanne. Foto von 1922. Vor dem Ersten Weltkrieg lag der Anteil polnischsprachiger Bergleute hier bei fast 75 Prozent, der höchste Wert für eine Zeche im Ruhrgebiet. Literaturtipp: Nach Westen. Zuwanderung aus Osteuropa ins Ruhrgebiet, Katalog zur Ausstellung im LWL-Industriemuseum Zeche Hannover in Bochum 10. 6. 2012 28. 10. 2012, herausgegeben vom LWL-Industriemuseum und Dietmar Osses, Essen 2012 Internettipp: Zur Geschichte des Ruhrgebietes siehe Code 32021-09 137Migration am Beispiel des Ruhrgebietes Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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