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englische Sprache und „Rasse“ sowie wirtschaftliche Vorteile verbundenen Reichsföderation der „weißen“ Kolonien einsetzte. Inzwischen hatte der „imperialistische Geist“, bei dem sich ökonomische und machtpolitische Beweggründe zunehmend mit nationalistischen, missionarischen und rassistischen Motiven verbanden, auch die britischen Mittelschichten erfasst. Massenpresse und einfl ussreiche expansionsideologische Schriften, wie John Robert Seeleys „The Expansion of England“, verbreiteten die Auffassung, dass die eigene überlegene Nation dem Rivalitätskampf der Mächte allein über die Bildung eines straffen, „formellen“ Empire begegnen könne – eine Vorstellung, die bald darauf in ganz Europa und auch den Vereinigten Staaten ihre Nachahmer fand. Vom Handel zur Herrschaft: das Beispiel Indien Der Besitz Indiens ist der beste Beweis, dass auch während der britischen Freihandelsära Kolonien Bestandteil der britischen Politik waren. Anfangs war die East India Company in Indien nur eine der an den Küsten stationierten europäischen Handelsgesellschaften gewesen, deren Tätigkeit sich auf Abkommen mit dem über den Subkontinent herrschenden Mogulkaiser* und einzelnen Territorialfürsten stützte. Als im 18. Jahrhundert die Moguldynastie allmählich zerfi el, ging die East India Company jedoch dazu über, mithilfe einer eigenen, größtenteils aus indischen Soldaten bestehenden Armee territoriale Erwerbungen vorzunehmen. Mit den Siegen von Plassey (1757) und Baksar (1764) über den Nawab** von Bengalen setzte sie sich im reichen Nordosten Indiens erstmals als Kolonialmacht durch. Durch die meist eigenmächtig verfolgte Eroberungspolitik ehrgeiziger Gouverneure dehnte sich der Einfl uss der Company systematisch aus, bis 1818 weite Teile des Landes unter ihrer Herrschaft standen. Die verbliebenen selbstständigen Fürstenstaaten wurden durch Bündnisoder Schutzverträge der britischen Kontrolle unterworfen oder später kurzerhand annektiert. Gleichzeitig gelang es den Briten, andere Kolonialmächte – allen voran Frankreich – als Konkurrenten auszuschalten oder auf wenige Handelsstützpunkte zurückzudrängen. Britisch-Indien war nicht nur die größte und mit rund 200 Millionen Menschen bevölkerungsreichste Kolonie – von den Mogulherrschern übernahmen die Briten zudem ein reiches und mit seinen großen einheimischen Truppen militärisch bedeutendes Reich, das es als wichtigste Stütze der Weltmachtstellung Großbritanniens mit allen Mitteln zu sichern und zu erhalten galt (u M2). Während sich die Kosten des Herrschaftssystems in Indien wie auch in London durch Steuereinnahmen aus den Territorien, Monopolen und Zöllen fi nanzieren ließen, * Mogulkaiser: Aus Afghanistan stammende muslimische Herrscherdynastie (Mogule = Mongolen), die 1526 das nordindische Sultanat von Delhi erobert und von dort ihre Herrschaft auf den gesamten Subkontinent ausgedehnt hatte. Das Mogulreich endete mit der Absetzung des letzten Mogulkaisers durch die Briten im Jahre 1857. ** Nawab: Titel der im Namen des Mogulkaisers amtierenden Vizekönige oder Provinzgouverneure Delhi Daman Diu Mahé Goa Karikal Pondicherry Madras Yanam Tschandarnagar Haiderabad I n d i s c h e r O z e a n A r a b i s c h e s M e e r Kalkutta Bombay Assam Bihar Maisur ZentralProvinzen Vereinigte Provinzen Kaschmir Pandschab Sind RadschputanaBe lut sc his tan Orissa Bengalen Burma T i b e t (1912 autonom) C h i n a A f g h a n i s t a n Siam N e p a l Bhutan Sikkim C h i n a M ad ra svor 1800 1800-1850 nach 1850 indische Fürstentümer (unter britischer Kontrolle) britische Protektorate portugiesische Kolonie französische Kolonie Britische Erwerbungen 0 500 km Ceylon i Das Wachstum der britischen Macht in Indien 1757 1914. 95Vom Handel zur Herrschaft: der englische Imperialismus am Beispiel Indiens Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C .B uc hn er V er la gs | |
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