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319 Terror und Holocaust (während des Ersten Weltkrieges) eine Art schützender Vorhang, hinter dem sich ihre Gemüter verstecken konnten, um sich nicht über die aktuellen Gräuel informieren zu müssen, die das Naziregime verübte.“ Wer sich nicht durch unheilvolle Nachrichten seine Ruhe stören lassen wollte, fand Gründe, um alle Gerüchte von sich wegzuschieben. Nicht wenige Deutsche, die keine SS-Uniform trugen, haben aber nicht nur von der Menschenvernichtung gehört; viele sind als Zivilangestellte mit Auschwitz in Berührung gekommen und haben selbst gesehen, was dort geschah. […] Wenn man die Wahrheit nicht erfahren wollte, dann konnte man sich selbst im Bereich des Feuerscheins der Krematorien und des widerlichen Geruchs, den verbranntes Menschenfl eisch verbreitet, blind stellen. Der so wie Heydrich bei den IG-Werken beschäftigte Schlosser Hermann Hausmann beteuerte, es sei zwar damals von Vergasungen der Gefangenen gesprochen worden, aber „wir sträubten uns, das zu i „Aussortierung“ ungarischer Juden an der sogenannten „Rampe“ von Birkenau. Foto (Ausschnitt) vom Mai oder Juni 1944. Ab Mai 1942 begann in Auschwitz-Birkenau der systematische Massenmord, zunächst in zwei provisorischen Gaskammern. Ab Mitte des Jahres entstanden insgesamt vier neue Krematorien mit Gaskammern im Kellergeschoss (Krematorium II und III) bzw. im Erd geschoss (Krematorium IV und V); diese wurden ab März 1943 genutzt. Die sogenannte „Judenrampe“, ein Gleis, das vom Bahnhof außerhalb direkt in das Lager führte, kam nach knapp einjähriger Bauzeit erst ab Mai 1944 zum Einsatz. Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Massenvernichtung in Birkenau ihren Höhepunkt: Innerhalb von drei Monaten wurden etwa 450 000 Juden aus Ungarn nach Auschwitz deportiert. Auf der Rampe wurden die „noch einsatzfähigen“ Männer und Frauen zunächst ins Lager aufgenommen und später zur Zwangsarbeit vornehmlich auf Reichsgebiet überstellt. Ein Teil, vor allem Zwillingskinder, fi el den KZ-Ärzten um Dr. Josef Mengele für „medizinische“ Experimente zum Opfer. Die große Mehrzahl der Ankommenden, vor allem Alte, Kranke, schwangere Frauen und Mütter mit Kindern, wurde jedoch als „arbeitsunfähig“ eingestuft und – unter dem Vorwand, sich duschen und desinfi zieren zu müssen – unverzüglich in die Gaskammern geschickt. 60 65 70 glauben“. Wer sich erfolgreich gesträubt hat, kann nachträglich versichern, er hätte damals nichts von alldem erfahren. Hermann Langbein, Menschen in Auschwitz, Frankfurt am Main u. a. 1980, S. 502 505 1. Beschreiben Sie, welche Personengruppen direkt oder indirekt mit dem Vernichtungslager in Berührung kamen. Ergänzen Sie um weitere. 2. Erläutern Sie, wie hier der Umgang der Deutschen mit ihrem Wissen über die Verbrechen erklärt wird. Nehmen Sie dazu Stellung. 3. Erörtern Sie, aus welchem Grund sich die SS nachträglich bemüht hat, die Massenvergasungen als Geheimnis darzustellen. 4. Nehmen Sie Stellung zu der Frage, ob Holocaust und Krieg nach Hitlers Machtantritt 1933 un vermeidbar waren. Vergleichen Sie den Essay auf Seite 321 f. 75 32015_1_1_2015_Kap3_260-351.indd 319 01.04.15 11:00 Nu r z P rü fzw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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