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29Modernisierungsschübe: Renaissance und Frühkapitalismus Verlagswesen Die Handelshäuser orientierten sich an wachsenden überregionalen Märkten. Sie ließen große Mengen preiswerter Waren produzieren und vertreiben. Dazu bedienten sie sich des Verlagswesens (u M4). Sie kauften Rohstoffe oder unfertige Produkte (zum Beispiel Tuche) in Mengen günstig auf, stellten sie vor allem Heimwerkern zur Verfügung („legten“ sie ihnen „vor“) und übernahmen dann den Verkauf der fertigen Produkte. Die „Verleger“ umgingen damit die Qualitätsund Lohnforderungen der Zünfte1. Verlierer dieser wirtschaftlichen Modernisierung war damit das zünftisch organisierte städtische Handwerk. Andererseits schuf das Verlagswesen für die armen Kleinbauern und Tagelöhner auf dem Lande neue Erwerbsund Einkommensmöglichkeiten. Frühkapitalismus Die neuen Handelshäuser verknüpften Bergbau, Massenproduktion, Fernhandel und Geldverleih – und machten damit große Gewinne. Die 1494 von Jakob II. Fugger, einem Enkel des Stammvaters der Kaufmannsfamilie Fugger, gegründete Fugger’sche Handelsgesellschaft zählte zu den erfolgreichsten frühkapitalistischen Unternehmen Europas (u M5). „Frühkapitalismus“ bedeutet, dass diese Wirtschaftsform hier schon vor ihrem eigentlichen Beginn auftrat. Denn erst die Industrialisierung und die Einführung der Gewerbefreiheit um 1800 öffneten immer mehr Märkte für Unternehmen, die sich unter freien „kapitalistischen“ Rahmenbedingungen entfalten konnten. Erörtern Sie, in wieweit Renaissance und Frühkapitalismus als „Modernisierungsschübe“ bezeichnet werden können. Zum Begriff „Modernisierung“ siehe auch den Theorie Baustein auf Seite 107 bis 109. 1 Ausführliche Informationen zu den „Zünften“ erhalten Sie auf Seite 40. o Im Fuggerkontor. Miniatur (etwa 16 x 10 cm) von Narziss Renner aus dem Trachtenbuch des Matthäus Schwarz, 1526 (Ausschnitt). Das Bild zeigt Jakob II. Fugger (rechts) und Matthäus Schwarz in der Buchhaltung (Kontor: von lat. computare: zählen; Schreibstube der Handelsgesellschaft). Schwarz war seit 1516 Chefbuchhalter der Fugger. Das Buch auf dem Tisch zeigt – hier nicht lesbar – die Seitenüberschriften „uns soll“ (links) und „wir sollen“ (rechts). Dahinter verbirgt sich das System der „doppelten Buchführung“, das Schwarz vor 1517 in Venedig kennengelernt hatte. Es hielt fest, welche Waren gekauft und bezahlt oder welche verkauft und bezahlt worden waren. Im Hintergrund sind die Aktenfächer folgender Niederlassungen zu sehen: Rom, Venedig, Ofen (Budapest), Craca (Krakau), Mayland (Mailand), Inspruck (Innsbruck), Nuerenberg (Nürnberg), Antorff (Antwerpen) und Lisbona (Lissabon). p Verfassen Sie in Partnerarbeit einen Dialog zwischen Jakob II. Fugger und Matthäus Schwarz über ein Geschäft z. B. mit einem Fürsten, der über Silberminen verfügt. Zu den Unternehmungen der Fugger siehe auch die Karte auf Seite 34. oo Eine Handelsgesellschaft um 1500. p Erläutern Sie die Geschäftsfelder und ihren Zusammenhang. 32015_1_1_2015_Kap1_008-081.indd 29 01.04.15 10:57 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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