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27 in den Schulen Europas noch lange gelehrt wurde. Ebenso nachhaltig beeinfl usste Erasmus die Anstandsbücher späterer Jahrhunderte, wobei er seiner Zeit weit voraus war. Im Gegensatz zu den Kirchenmeinungen nahm er an, dass der Mensch von Natur aus gut sei. Auch warb er für Toleranz und den Bildungsanspruch der Frau. Gymnasien und Universitäten Die „Studia humanitatis“ wurden bis etwa 1600 in die Lehrpläne der Gymnasien und Universitäten aufgenommen. Humanisten fanden sich daher in allen akademischen Berufen, unter Theologen, Ärzten oder Juristen, außerdem in politischen wie kirchlichen Ämtern. Führende Reformatoren wie Martin Luther (1483 1546) oder der Schweizer Johannes Calvin (1509 1564)1 waren brillante Kenner antiker Schriften und sprachgewaltige Autoren, ebenso führende Politiker oder Kleriker wie Thomas Morus (um 1478 1535), der Kanzler von England, oder Enea Silvio Piccolomini (1405 1464), der zum Papst (Pius II.) aufstieg. Nicht zuletzt die Fürsten wurden im Geist des christlichen Humanismus erzogen. Einzelne wie Lorenzo I. de’ Medici (1449 1492), Stadtherr von Florenz, publizierten selbst, andere betätigten sich als Mäzene, als Sammler antiker Kunst, von Handschriften oder Büchern. Renaissance und Humanismus hielten damit Einzug an den Höfen der Mächtigen. Sie begründeten in der Folge einen gemeinsamen Werteund Wissenshorizont der Eliten, beginnend bei den Päpsten, Königen, Fürsten und gebildeten Adligen bis zu den Weltund Ordenspriestern, Pfarrern und Kaufl euten. Ein immer größerer Anteil junger Menschen besuchte Gymnasien oder Universitäten. Vor allem im Heiligen Römischen Reich wurden diese in einer Anzahl gegründet wie später erst wieder im 20. Jahrhundert. Der Buchdruck: die erste Medienrevolution der Neuzeit Der europaweite Siegeszug des Renaissance-Humanismus ist ohne die Erfi ndung des Buchdrucks nicht vorstellbar. Um 1450 verbesserte der Mainzer Goldschmied Johannes Gensfl eisch, genannt Gutenberg (um 1400 1468) die bis dahin bekannte Drucktechnik durch die Verwendung beweglicher Lettern aus Metall. Er beabsichtigte, rascher vervielfältigen zu können. Doch vor allem lag ihm, wie man vermutet, an einem gleichmäßigeren, schöneren Schriftbild. Gutenberg erreichte beides und noch mehr: die massenhafte Verbreitung von Texten, die ungeahnte Wirkungen hatte. Modernisierungsschübe: Renaissance und Frühkapitalismus 1 Zu Martin Luther siehe Seite 56, zu Johannes Calvin siehe Seite 69. i Spätmittelalterliche Universitätsgründungen (Auswahl). Die spätmittelalterliche Gründungswelle basierte neben städtischen Initiativen besonders auf dem Engagement der Fürsten. Die Universitätsgründungen mussten allerdings von kirchlicher Seite genehmigt werden. p Entwickeln Sie Hypothesen, warum Fürsten sich für die Gründung von Universitäten einsetzten. Städte Jahr Heidelberg 1386 Köln 1388 Erfurt 1389 Leipzig 1409 Rostock 1419 Freiburg 1455 Greifswald 1456 Ingolstadt 1472 Mainz 1476 Wittenberg 1502 u Die Verbreitung der Druckerpresse in Euro pa nach der Erfi ndung durch Gutenberg. p Erläutern Sie die Aussage, der Buchdruck habe eine neue Öffentlichkeit geschaffen und das kulturelle und politische Leben verändert. Beziehen Sie dazu auch die Karte mit ein. p Erläutern Sie, welche Fähigkeit notwendig war, damit der Buchdruck eine breite Wirkung in der Bevölkerung erzielen konnte. Überlegen Sie, ob dies im 15./16. Jahrhundert bereits der Fall war. Toledo Sevilla Lissabon Valencia Valence Grenoble Lyon Dijon Orléans Paris Rouen Oxford London Leiden Antwerpen Köln Mainz Leipzig Bamberg Nürnberg Ingolstadt Augsburg Beromünster Basel Straßburg Haguenau Venedig Eltville Rom Foligno Subiaco Verbreitung der Druckerpresse 1471 Verbreitung der Druckerpresse Ausgang des 15. Jh. M i t t e l m e e r A t l a n t i s c h e r O z e a n 32015_1_1_2015_Kap1_008-081.indd 27 01.04.15 10:57 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn er V er la gs | |
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