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3633.2 Die Weimarer Republik und ihre Bürger gewinnen (Hitler-Putsch). Doch die Landespolizei stoppte den Zug mit Waffengewalt. Viele Putschisten wurden getötet, die Anführer verhaftet. Obwohl Hitler als österreichischer Staatsbürger hätte ausgewiesen werden können, erhielt er fünf Jahre Festungshaft in Landsberg am Lech, wurde jedoch bereits nach neun Monaten wieder entlassen. Ludendorff wurde freigesprochen. In den milden Strafen zeigte sich die Sympathie, die die Putschisten in den führenden Justizund Regierungskreisen genossen. Putsch und Prozess hatten die Popularität Hitlers und seiner Partei vergrößert. Nach seiner Haftzeit änderte er nicht sein Ziel, sondern nur die Taktik: 1925 gründete er die NSDAP unter seiner uneingeschränkten Führerschaft neu und versuchte nun, durch die Schaffung einer Massenbasis die Regierung auf legalem Wege zu übernehmen. Weitere Hypotheken Neben den Angriffen von links und rechts hatte die Weimarer Republik seit ihrer Gründung mit vielen weiteren Problemen zu kämpfen. Die Kriegskosten hatten zu einer hohen Verschuldung des Reiches und einer Infl ation geführt. Die Versorgung der Kriegsinvaliden, Witwen und Waisen und die Reparationen belasteten die Staatsfi nanzen. Die Industrie war infolge des Krieges geschwächt. Das Deutsche Reich hatte wichtige Wirtschaftszentren und Rohstoffquellen verloren. Steigende Infl ation und Arbeitslosigkeit ließen die Unzu friedenheit mit der Republik in der Bevölkerung wachsen. Im November 1923 erreichten Staatsverschuldung und Infl ation eine neue Rekordhöhe, Löhne und Gehälter wurden wegen des rapiden Wertverfalls des Geldes wöchentlich, bald sogar täglich ausbezahlt. Die Regierung führte eine Währungsreform durch. Bereits Anfang 1924 war die Infl ation weitgehend überwunden. Jedoch hatten weite Teile des Mittelstandes, kleine Unternehmer, Handwerker, Händler, Beamte, Angestellte und Rentner, ihre Ersparnisse verloren. Sie fühlten sich von der Republik betrogen und waren deswegen anfällig für radikale Parolen, die ihnen Rettung vor dem Absinken ins Proletariat versprachen. Von der „Great Depression“ zur Weltwirtschaftskrise Nach Überwindung der Hyperinfl ation und des Hitler-Putsches 1923 empfanden die meisten die Jahre bis 1929 als politisch und wirtschaftlich relativ stabil. Besonders wegen der beeindruckenden Entwicklungen im kulturell-gesellschaftlichen Bereich bezeichnet man diese Phase als die sogenannten „Goldenen Zwanziger“. Trotzdem gelang es nicht, die Republik zu festigen. Da die Löhne und So zialleistungen wesentlich stärker gestiegen waren als der Produktivitätsfortschritt, konnten die Unternehmen nicht ausreichend investieren, Arbeitsproduktivität und Exportleistungen erreichten nicht einmal das Vorkriegsniveau. Entlassungen und Arbeitslosenzahlen, die zwischen 1924 und 1929 im Jahresdurchschnitt nicht unter die Ein millionengrenze sanken, waren die Folge. Streiks und Aussperrungen häuften sich. Aufgrund eines hektischen Spekulationsfi ebers in den USA brach am 24. Oktober 1929 und noch einmal am 29. Oktober die New Yorker Börse zusammen; das gesamte amerikanische Wirtschaftssystem kollabierte. Die Krise in den USA wirkte sich wegen der internationalen Wirtschaftsverfl echtungen zwangsläufi g auch auf andere Länder aus. Deutschland traf die weltweite Depression besonders heftig. Produktionsrückgänge, Firmenzusammenbrüche, Bankenschließungen und massive Arbeitslosigkeit waren die Folge. Im Februar 1932 meldeten sich 6,1 Millionen Menschen arbeitslos. Die tatsäch liche Zahl lag noch höher; in Deutschland hatte nahezu jede zweite Familie i Adolf Hitler (1889 1945, Selbstmord). Foto, unterzeichnet in der Festung Landsberg, 28. April 1924, mit dem Motto „Erst recht!“. Hitler stammte aus dem österreichischen Braunau (Inn), kam 1913 nach München, wo er sich erfolglos als Künstler durchschlug. 1914 freiwillige Teilnahme am Ersten Weltkrieg in bayerischem Regiment, Verwundung und Auszeichnung, 1919 Propagandist der DAP, seit 1920 NSDAP; 1921 Vorsitzender der Partei, 1923 Hitler-Putsch und Festungshaft, 1925 Neugründung der NSDAP und Aufstieg zur Massenpartei, 1933 Ernennung zum Reichskanzler, ab 1934 „Führer und Reichskanzler“. u Geschichte In Clips: Zum New Yorker Börsencrash und der Wirtschaftskrise im Deutschen Reich siehe die Codes 32015-32 und 32015-33 32015_1_1_2015_Kap3_352-385.indd 363 01.04.15 10:27 Nu r z u Pr üf zw ec ke n Ei ge nt um d es C .C . B uc hn r V er la gs | |
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